Apple

Michael Scott sah die internen Probleme ebenso wenig, wie auch die Probleme des Marktes und musste seinen Hut nehmen und Markkula übernahm kurzzeitig den Posten, während man weiterhin nach einem neuen CEO suchte. Jobs sucht in erster Linie einen Menschen, dem er seine Ideen ins Ohr flüstern konnte und dessen Gehör er fand. Im Herbst 1981 kam John Sculley, der ehemalige CEO von Pepsi-Cola zu Apple. Bereits anderthalb Jahre früher hatten die ersten Kontakte begonnen und Jobs fragte ihn, ob er sein restliches Leben lang Zuckerwasser verkaufen oder die Welt verändern will. Die Frage führte dazu, dass Sculley intensiv über den Sinn seines Lebens nachdachte und sich schlussendlich dazu entschloss zu Apple zu wechseln. Schon in der Anfangszeit hatte er viele schwere Entscheidung zu treffen und die erste betraf den LISA, der kurz zuvor veröffentlicht wurde und nur schwer verkaufte. Das größte Problem betraf dabei die Kompatibilität: mit keiner anderen Plattform konnten Daten ausgetauscht werden. Erschwerend kam hinzu, dass der Computer nicht netzwerkfähig war, die Diskettenlaufwerke unzuverlässig funktionierten und die Programme einfach zu langsam waren. Der größte Kritikpunkt war jedoch der schon fast unverschämter Preis von 10.000 $, der schon nach kurzer Zeit auf knapp 6995 $ gesenkt wurde. Anzumerken ist dabei, dass in diesem Paket keinerlei Software integriert war. Ursprünglich sollte der Preis, wie oben beschrieben, um die 2000 $ liegen.

Apple Super Bowl XVIIISculley und Jobs konnten ihren Computer nun daher in den Mittelpunkt rücken lassen. Bei jeder Gelegenheit, die sich ihnen bot, priesen sie ihren neuen Wundercomputer an. Dies war ebenfalls ein Punkt, der dem potentiellen Käufer davon abhielt, einen LISA zu kaufen. Ein Jahr nach der Vorstellung des LISA war es dann soweit: der Macintosh erhielt den begehrtesten Werbeplatz der Welt. Während des Super Bowl XVIII erschien der berühmte, von Ridley Scott erschaffene, Werbespot, der die Erlösung des Users von Big Brother und damit IBM durch den Macintosh, zeigen sollte.
Niemand in der Führungsetage von Apple wollte diesen Spot freigeben. Nur durch die intensive Arbeit an jedem einzelnen durch Jobs konnte diese Meinung geändert werden. Der Werbespot suggerierte das Erscheinen des Macintosh zum 24. Januar 1984 und versprach, dass dieses 1984 nichts mit dem, von Orwell geschaffenen, gemein hätte. Die Reaktionen, die dieser Werbespot auslöste überstieg bei weitem sämtliche Erwartungen, die selbst die größten Optimisten hatten. Für den Macintosh war diese gigantische Reaktion das ideale Startfeld, wollte doch jeder nach diesen Werbeclip mehr über diesen neuen Wunderrechner erfahren. Sculley konnte hier, im Gegensatz zu seiner Arbeit bei Pepsi, seine Vorstellung von Eventmarketing endlich umsetzen: nach seiner Vorstellung sollte die Werbung ebenso kritisch diskutiert werden, wie das Produkt selbst.
Verstärkt wurde der Mythos Macintosh durch die einmalige Sendung dieser Werbebotschaft. Kein weiteres Mal wurde dieser Clip im Fernsehen ausgestrahlt. Viele Leute, die den Superbowl nicht gesehen haben, konnten sich nur auf das verbale Weiterreichen dieses Aufsehen erregenden Werbespots stützen, dies förderte sogar noch den Mythos. Zwei Tage nach dem fulminanten Werbecoup zeigte, beziehungsweise stellte sich, der Macintosh der Aktionärsversammlung mit synthetischer Stimme vor:

Jobs und der MacintoshHello, I am Macintosh. It sure is great to get out of that bag! Unaccustomed as I am to public speaking, I'd like to share with you a maxim I thought of the first time I met an IBM mainframe: Never trust a computer that you can't lift! Obviously, I can talk, but right now I'd like to sit back and listen. So it is with considerable pride that I introduce a man who has been like a father to me… Steve Jobs!

Die Versammlung geriet völlig aus dem Häuschen und Steve Jobs hatte den Gipfel erreicht, zeigt er doch mit den Macintosh seiner eigenen Vorstellung eines modernen Computers und übertraf die anderen Abteilungen mit ihren konservativen Vorstellungen um ein Vielfaches. Wie auch beim Amiga 1000, der allerdings später auf den Markt kam, signierten alle Mitarbeiter die Gehäuseinnenseite: immer ein Zeichen eines Kunstwerkes!

Doch nicht nur die Aura die ihn umgab sollte ihn von der Konkurrenz absetzen, denn eine veredelte Oberfläche mit alter Technik hätte zu einem schnellen Aus geführt. Das Herz des Computers stellte der Motorola 68000 mit 7,83 MHz dar, der auf 128 KByte RAM und ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk zugreifen konnte. Dabei hatten die Disketten eine Speicherkapazität von 400 KByte. In das Gehäuse integriert war ein 9"- Monochrom-Monitor. Wie auch schon bei LISA, verfügte der Macintosh über eine grafische Benutzeroberfläche und wurde mit einer Maus gesteuert, was das Konzept der Konkurrenz mit Kommandozeileneingabe altertümlich erschienen ließ. Trotz des großen Hypes verkaufte sich der Macintosh zu Beginn eher schwach, obwohl der Einführungspreis bei nur 2495 US-Dollar lag, was immer noch deutlich weniger war als der Preis des LISA. Vielmehr irritierte dem potentiellen Käufer die neue Eingabeform, die sich total von den damaligen Computerkonzepten unterschied. Für viele Benutzer hatte ein Computer grüner Schrift auf schwarzem Untergrund und wurde ausschließlich über die Tastatur bedient. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Macintosh einen schlechten Start hatte, schließlich verkaufte Apple innerhalb der ersten 75 Tage weit über 50.000 Einheiten. 1984 war für Apple ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr, erwirtschafteten sie doch einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar und steigerten damit ihr Wachstum um 50 %. Bereits auf eine Steigerung hoffend, investierte Apple 100.000.000 $ für ein gewaltiges Lagersystem, da Analysten einen Absatz von 500.000 Macintosh pro Quartal errechnet hatten. Doch plötzlich stockte der Verkauf, wie oben bereits angedeutet.

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