Apple
Kurz vor seiner Amtseinführung meldete sich Steve Jobs bei Amelio und bat ihn, für den Fall, dass die feindliche Übernahme tatsächlich stattfinden würde, um seine persönliche Unterstützung und Bereitschaft bei solch einer Aktion. Doch dieser hatte keinerlei Interesse mit Jobs zusammen zu arbeiten und wollte es auf seine eigene Weise tun. Wie ein Wink der Ironie erscheint nun, dass Amelio selbst vor dem gleichen Problemen saß, wie Spindler zuvor. Apple hatte zuviele Produktlinien, die unrentabel waren und entwickelte fortweg neue Produkte. Das Geschäft verlief insgesamt desaströs und jeder Quartalsbericht zeigte blutrote Zahlen. Doch wie sollten diese Probleme gelöst werden?
Amelio war klar, dass dies sicherlich nicht ad hoc geschehen konnte und das musste auch dem Vorstand, sowie den Aktionären klar sein. Offiziell bat er daher um eine dreimonatige Bedenkzeit, die ein Lösungspaket entstehen lassen sollte. Dazu sollte er bis zum 13. März Gelegenheit bekommen. Auch der, in dieser Bedenkzeit liegende, Quartalsbericht zeigte, wie schwer angeschlagen Apple wirklich war: der Verlust betrug 740 Millionen $, den größten Posten dabei hatten die Quadros, die niemand mehr haben wollte und als Totalverlust abgeschrieben werden mussten. Um grundsätzlich wieder handeln zu können nahm Apple Kredite auf und entließ 2800 Mitarbeiter. Nach 100 Tagen schlug Amelio vor (im wesentlichen das gleiche wie sein Vorgänger Spindler), dass Apple das Produktportfolio wesentlicher einfacher gestalten müsse, um Geld zu sparen. Auch war es nun wichtig, Termine einzuhalten und sie so zu gestalten, dass sie auch ein haltbar waren. Das neue Betriebssystem sollte nun nicht mehr in einem Paket erscheinen, sondern gestaffelt, ständig mit neuen Versionen verbessert, auf den Markt kommen Amelio war auch klar, dass Apple allein nicht überleben würde und gewährte schon bald der Motorola Computer Group eine Lizenz zur Herstellung von Apple-Klonen, die dann ebenso an IBM vergeben wurde. Amelio und sein Unternehmen waren nicht die einzigen, die daran Interesse hatten, schließlich entwickelten sie gemeinsam den PowerPC-Prozessor und alle hatten daran Interesse, dass der Prozessor sich durchsetzen würde. Apple erhielt für jeden verkauften Klon eine Pauschale über 50 $, jedoch mussten sie 500 $ als Subvention ausgeben. Eine Rechnung, die nicht aufgehen konnte und schon bald spürte Apple, dass dies ein falscher Weg war. Als wieder ein neues Update für das System 7 verfügbar war, änderte das Unternehmen den Namen des Betriebssystems in MacOS 8 um und kam nun aus dem Zwang der alten Verträge heraus.
Die Lizenznehmer waren nun gezwungen mit Apple neue Verträge auszuhandeln. Jedoch bedeutete dies auch, grundsätzlich ein neues Betriebssystem zu entwickeln. Amelio ahnte, dass Apple dazu nicht im Stande war und suchte verzweifelt nach einer Lösung. Das Unternehmen wandte sich an Be, das von seinem ehemaligen Mitarbeiter Jean-Louis Gassée (dem Entwickler des ersten Macintosh Laptops) gegründet worden war, mit dem Ziel, einen echten Nachfolger zum ursprünglichen Macintosh zu entwickeln. Das Betriebssystem des Computers BeBox war genau so, wie Amelio es haben wollte und beinhaltete Multitasking, die Unterstützung von mehr als einem Prozessor, aber auch Speicherschutz und noch zahlreiche andere Elemente. 1995 versuchte Jean-Louis Gassée bereits, sein eigenes Unternehmen an Apple zu verkaufen, jedoch hatten diese daran kein Interesse und nun lag der Fall umgekehrt und Gassée wusste das. Obwohl Apple 50 % mehr bot, als das Unternehmen wert war, forderte er das vierfache des Marktwertes (also 200 Millionen $) und zusätzlich 15 % Anteile an Apple selbst. Als wäre das nicht genug, sollte er zusätzlich noch einen Stuhl am Vorstandstisch bekommen. Gassée wusste, dass Apple nicht allzu viele Optionen hatte. Microsoft vergab eine Lizenz für Windows NT Technologie, die jedoch für Apple selbst uninteressant war. Zudem hatten sie sicherlich kein Interesse mit dem Erzrivalen zusammen zu arbeiten. Das einzige Projekt von IBM und Apple, Taligent, kam auch nochmal zur Sprache, jedoch hatte sich IBM das Unternehmen selbst einverleibt.
Unverhoffte Rettung kam plötzlich aus einer ganz anderen Richtung, denn Steve Jobs trat an Apple heran und bot seine eigene Firma NeXT seiner ursprünglichen Firma zum Verkauf an und das Angebot war mehr als interessant, denn das Betriebssystem von NeXT war weiter entwickelt als jenes von Be und sogar noch weiter als der gesamten Konkurrenz. Entwickler bei Apple gingen davon aus, dass Apple damit einen Vorsprung, gegenüber der Konkurrenz, von etwa fünf Jahren haben würde. Also lud Amelio Jobs zu einem Gespräch in die Unternehmenszentrale ein und ließen sich das Produkt vorschlagen. Sie waren sichtlich beeindruckt, denn am 9. Dezember desselben Jahres kam es bei Apple zu einem Treffen zwischen den beiden konkurrierenden Lösungsvorschlägen, in Form von Be und NeXT. Zu dieser Zeit war sich Gassée sicher, dass er eine exzellente Position innehatte, die ihm NeXT nicht streitig machen könnte und war daher zu keinerlei Kompromissen, bezüglich des Kaufangebotes, bereit.
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