Apple
Zu dieser Zeit arbeitete man bei Apple an einem neuen Computer, der 1981 oder 1982 auf den Markt kommen und den Apple II ablösen sollte. Das Projekt, auf dem die Hoffnungen des gesamten Unternehmens ruhten, bekam den Arbeitstitel LISA. Die Idee des LISA entstand schon 1978, doch erst ein Jahr darauf begann man mit der Umsetzung. Das Ziel lag in der Entwicklung eines Computers, mit welchem man die Altlasten des Apple II hinter sich lassen konnte, der angestrebte Verkaufspreis lag bei 2'000 Dollar. Galt der LISA ursprünglich noch als verhältnismässig konservativer Ansatz, wurde das Projekt später zum ersten Computer einer völlig neuen PC-Generation.
Der Grund für diese Änderung der Ziele des LISA-Projektes lag nicht bei Apple, sondern beim Palo Alto Research Center (PARC). Das PARC wurde 1970 von Xerox gegründet und sollte als Forschungsstätte für Büro-Technik der Zukunft dienen. In den 70er-Jahren entwickelten die Wissenschaftler des PARC unter anderem erste Laserdrucker, Ethernet, eine objektorientierte Programmiersprache sowie das Konzept des Notebooks. Doch die vermutlich wichtigste Errungenschaft des PARC war der Xerox Alto, welcher 1973 entwickelt wurde. Der Alto war ein Computersystem mit einer objektorientierten Programmiersprache (Smalltalk) und einer grafischen Benutzeroberfläche. Das Betriebssystem war als Schreibtisch gestaltet, mit grafischen Symbolen, Menüs und einer Fensteroberfläche und unterschied sich damit grundlegend von den damals üblichen textbasierten Betriebssystemen. Als Eingabegerät verfügte der Alto über eine Maus mit drei Tasten. Einige Mitarbeiter Apples wussten um die Arbeit der Ingenieure bei Xerox und überzeugten die Führungsspitze von Apple, dem PARC einen Besuch abzustatten. Apple erhielt die Erlaubnis, das PARC zu besichtigen, wenn Xerox, im Gegenzug, für eine Million Dollar Apple-Aktien kaufen dürfe. So geschah es, dass Steve Jobs Ende 1979 zwei Mal die Xerox-Labors im PARC besichtigte. Als er den Alto mit all seinen Feinheiten und Raffinessen sah, da wusste er, wie der Personal Computer der Zukunft aussehen würde. Bei Xerox existierten keine Pläne, den Alto jemals als fertiges Produkt auf dem Markt anzubieten. Doch Jobs sah im Alto seine Vision eines anwenderfreundlichen Personal Computers und beauftragte das LISA-Team, an einer grafischen Benutzeroberfläche zu arbeiten, wodurch ein Grossteil der bis dahin geleisteten Entwicklungsarbeit verworfen wurde.
Mit der Zeit wechselten zahlreiche Xerox-Ingenieure zu Apple, um dort am LISA zu arbeiten. Bald galt der LISA als eines der wichtigsten Projekte Apples und als Computertechnologie des kommenden Jahrzehntes. Michael Scott beobachtete Jobs' Aktivitäten in der LISA-Abteilung zunehmend kritisch. Zwar ging Jobs in seiner Arbeit am LISA völlig auf, doch Scott wollte auf keinen Fall riskieren, dass Jobs ein Projekt von solcher Wichtigkeit zum Scheitern bringen würde. Steve Jobs war bereits für das Desaster mit dem Apple III verantwortlich, deshalb sollte er keinerlei leitende Position im LISA-Projekt erhalten.
Im Herbst 1980 unterteilte Michael Scott das Unternehmen in zahlreiche Divisionen, die sich an den Produktlinien ausrichteten. Das LISA-Projekt wurde zu einer eigenständigen Abteilung. Apple wollte sich für die Entwicklung des LISA genügend Zeit lassen, der Computer sollte möglichst perfekt und ausgereift werden. Auch wich die verwendete Software mit der Zeit immer stärker von derjenigen des Xerox Alto ab. Apples Programmierer übernahmen zwar einige grundlegende Ideen, verbesserten und ergänzten diese aber in jeder Hinsicht. Am 10. Oktober 1982 wurde der LISA zum ersten Mal den Apple-Vertragshändlern vorgeführt, bevor Apple ihn am 19. Januar 1983 auf der Aktionärsversammlung offiziell präsentierte.
Der LISA verfügte über ein Kunststoffgehäuse, in dem sowohl Bildschirm und Tastatur als auch zwei 5 1/4-Zoll-Diskettenlaufwerke mit je 840 KByte Speicherkapazität untergebracht waren. Die technischen Daten waren beeindruckend: Ein 5 MHz schneller Motorola-68000-Prozessor trieb den mit 1 MByte RAM und einer 5-MB-Festplatte ausgestatteten Rechner an. Auch der Bildschirm mit einer Grösse von 12 Zoll und einer Auflösung von 720x364 Pixel sowie das umfangreiche Softwarepaket, bestehend aus Betriebssystem mit grafischer Oberfläche, sowie zahlreichen Anwendungsprogrammen überzeugten. Der LISA erhielt von der Presse ausgezeichnete Kritiken und verkaufte sich in den ersten Wochen hervorragend. Es sah ganz danach aus, als hätte sich die jahrelange Entwicklungsarbeit, welche 50 Millionen Dollar verschlungen hatte, gelohnt. LISA war auf dem besten Weg, zu einem würdigen Nachfolger des Apple II zu werden.
Zurück |