Sega

Final FantasyImmer mehr Softwarehäuser begannen nun Software exklusiv für das SNES zu entwickeln, dank der harten Knebelverträge, die Sega den Softwarehäusern vorlegte. Nintendo bekam immer mehr Softwaretitel, die zu großen Verkaufsschlagern wurden, unter anderem Final Fantasy, Chrono Trigger oder Shining Force. Besonders der Anteil an Rollenspielen wuchs stetig, in einem RPG-verliebten Land wie Japan war dies immer von Vorteil. Doch nun interessierten sich westliche Länder ebenfalls für das Genre und mehr als zwei Drittel von diesen Spielen kamen auch in Nordamerika und Europa auf den Markt und fesselten Millionen Anwender. Sega selbst hatte diesen Trend komplett verschlafen und konnte nicht nachziehen. Rollenspiele sind komplexe Titel, die nicht über Nacht programmiert werden können, wie beispielsweise Actionspiele. Daher hatte Sega hier das Nachsehen.

All dies führte dazu, dass Sega wie ein Formel 1 Auto nach rundenlanger Führung Motorprobleme hatte und nun mit Leichtigkeit von der Konkurrenz überholt werden konnte. 1994 war Nintendo wieder die dominierende Kraft und Sega hatte nur noch einen Marktanteil von 35%. Sie verloren in 12 Monaten mehr als 30% des Marktes, ein nicht unerheblicher Teil ging, dank der Rollenspiele. Doch Sega sah noch immer nicht die Niederlage klar ein und führte den Rückgang auf das alljährliche Sommerloch zurück, wenn sie gefragt wurden. Doch hinter verschlossenen Türen dämmerte es den Verantwortlichen allmählich, was wirklich geschah. Sega hatte den 16bit Kampf in der letzten Runde verloren und stand angeschlagen im Ring. Die Marktführung konnten sie nie wieder an sich reissen. Doch Nintendo konnte sich nicht mit diesem Erfolg zufrieden geben. Beide Unternehmen hatten sich schwer verausgabt und sahen die Gefahr aus dem Hinterzimmer Nintendos nicht heranziehen: Sony betrat mit der Playstation die Weltbühne.

Playstation 1Nintendo hatte sich den neuen Rivalen selbst herangezüchtet, als sie mit Sony gemeinsam eine CD-ROM Erweiterung für das Super NES entwickeln wollten. Viel zu spät fiel ihnen auf, dass der Vertrag besagte, dass Sony sämtliche Profite für die CD-Titel für sich beanspruchen konnte und Nintendo nur bei dem Verkauf der Perepherie verdienen könnte. Nintendo suchte sich einen anderen Partner und Sony baute ihre nun nutzlose CD-Erweiterung zu einem eigenständingen System aus. Nun mussten beide Rivalen einem mächtigerem Gegner in die Augen sehen. Nakayama glaubte, dass das MegaDrive keinerlei Chancen gegen die 32bit Konsole Playstation haben würden. Der Sega of America Vorsitzende Kalinkse bewertete die Situation jedoch anders und glaubte, das die nächsten drei Jahre ein 16bit System durchaus noch seine Berechtigung haben würde. Doch Nakayama war nicht nur der Vorsitzende von Sega of Japan, er trug auch den Gesamtvorsitz des Unternehmens und setzte sich durch: das MegaDrive wurde über Nacht einfach eingestellt. Stattdessen konzentrierte sich Sega auf die Entwicklung eines 32bit Nachfolgers, der hauptsächlich auf den japanischen Markt gerichtet war.

Besonders heftig traf Nakayama jedoch die Nachricht, dass Kalinske Recht behalten sollte: der 16bit Markt war nicht tot und erfreute sich bester Gesundheit und konnte sich, wie vorausgesagt, noch bis 1996 halten. Dann allerdings begann die Zeit der 32bit Konsolen und Sony führte den gesamten Markt an. Aber selbst auf dem absteigenden Ast bescherte der 16bit Markt noch gute Absätze. Sega hatte sich zu früh aus dem Markt gelöst und praktisch Nintendo zum Geschenk gemacht. Dieser nutzte das Geschenk und das Jahr 1996 wurde das erfolgreichste und profitableste Jahr, das ein Konsolenhersteller jemals auf dem nordamerikanischen Kontinent erleben durfte.

Als Sega offiziell das Ende des MegaDrive verkündete und den Nachfolger Saturn ankündigte begann ein regelrechter Ausverkauf in sämtlichen Shops, um Platz für Nintendo und Sony Produkte zu erlangen, doch niemand wollte nun ein MegaDrive kaufen. Was sollte man mit einer Konsole, die nicht mehr unterstützt wird? Sega hatte sich mit dieser Ankündigung den guten Ruf, der sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte, in einem Moment verspielt. Jugendliche empfanden Sega als arrogant und wechselten lieber zur noch trendigeren Playstation, einem Underdog, der zudem mit neuen Spielen aufwarten konnte. Der Gewinner des ersten Konsolenkrieges war Nintendo, dank Segas Aufgabe des Wettbewerbs.

Nun gab auch Tom Kalinske seinen Chefsessel auf, der einzige Mann, der den Markt genau vorhergesagt hatte. Als er den Posten übernommen hatte war er ein selbstbewusster Vorsitzender mit Einfallsreichtum und Erfahrung. Er verliess den Posten als gebrochener Mann, der genau wusste, dass seine Gegner nich bei Nintendo arbeiteten, sondern bei Sega of Japan, die ihm dieses Fiasko auf dem nordamerikanischen Kontinent auferlegt hatten. Auch die Freundschaft zwischen Kalinkse und Nakayama zerbrach daran.

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