Sega

Seit November 1990 war das Mega Drive nun auch in Europa erhältlich und begann seinen Siegeszug in der ehemaligen Master System Hochburg Großbritannien, das zum Verkaufsbeginn 30.000 Einheiten bekommen hatte, die in verschiedenen Kaufhäusern zu einem Preis von 190 £ angeboten werden sollten. Auch der Rest Europas wurde kurze Zeit später beliefert und sicherte Sega erneut den Spitzenplatz im Konsolenfeld. Nintendo lag mit 10% abgeschlagen auf dem zweiten Platz, hier waren die Vorzeichen umgekehrt worden. Der Unternehmensgigant hatte kein Patentrezept das Sega aus dem Konzept hätte bringen können. Nur der Game Boy erwirtschaftete in Europa genügend Umsatz.

Doch Sega hatte noch immer ein gravierendes Problem: die Qualität der Spiele. Dies war jedoch nicht auf die Grafik oder Sound bezogen, vielmehr besaß das Unternehmen kein einziges Spiel, das man wirklich als Killerapplikation bezeichnen konnte. Nintendo hatte Mario oder Final Fantasy, Spiele, die immer wieder aufs Neue von vorn begonnen wurden. Arcadeumsetzungen hatten nicht dieses Potential und mussten auch nicht zwangsläufig soviel Spaß machen wie die Versionen einer Spielhalle, die ganz anderen Regeln unterworfen sind. War Altered Beast in der Spielhalle ein wahrer Münzschlucker, war die Konsolenversion dagegen zu schnell durchgespielt und verschwand dann recht schnell wieder in der Verpackung. Auch Michael Jacksons Moonwalker, seiner Zeit eine der teuersten Lizenzen, war in der Spielhalle erfolgreich. Zuhause jedoch bemängelten Spieler recht bald das eintönige Gameplay, das in der Automatenversion nie so recht aufkam, da kaum jemand die Zeit und das nötige Kleingeld hatte, dies auch dort auf die Probe zu stellen.

Electronic ArtsEin Retter in der Not war nun vonnöten. Dieser kam, man mag es kaum glauben, in Gestalt von Electronic Arts. Das Unternehmen, das seit den Gründungstagen des elektronischen Spielezeitalters immer dabei war, wollte nun auch in den Markt der 16bit Konsolen einsteigen. Trip Hawkins, der ehemalige Leiter der Marketingabteilung von Apple, hatte 1982 sein eigenes Unternehmen EA gegründet, das seit seinem Bestehen auf einem stetigen Höhenflug war. Er war davon überzeugt, dass Sega mit dem MegaDrive ein ganz großer Wurf gelungen war und wollte dementsprechend früh mit von der Partie sein. Sega selbst außerordentlich erfreut über das Engagement des Softwareherstellers und schon recht bald begannen die Verhandlungen, die allerdings weniger rosig verliessen, als man vermuten würde. Electronic Arts selbst verlangte niedrige Lizenzgebühren und zudem das Recht eine unbegrenzte Anzahl an Modulen pro Jahr zu veröffentlichen. Sega war wiederum mit diesem Vertragsmodell überhaupt nicht einverstanden. Doch Electronic Arts ging zum Angriff über und ließ gegenüber Sega verlauten, dass sie das MegaDrive so weit verstanden hätten, dass ihre eigenen Module auf den Markt werfen könnten, ohne dem Einverständnis von Sega. Sichtlich geschockt stimmten sie nun Electronic Arts zu (allerdings konnte Sega den Vertrag so weit ab ändern, dass Electronic Arts nicht alle Forderungen erfüllt bekam), schließlich hatten beide großes Interesse daran, dass sich das MegaDrive durchsetzen würde. Nach kurzer Zeit begann die Veröffentlichung der ersten drei Spiele (The Immortal, Budokan und John Madden Football), die allesamt Erfolge wurden und die Verkaufszahlen der Konsole deutlich steigern konnten.

Strider (Capcom)Sega hatte endlich die passende Käuferschicht gefunden, die den Einfluss des Unternehmens auf die Marktsituation verändern konnte. Statt wie Nintendo Familien und Kinder anzusprechen, setzte Sega auf Jugendliche, die aus dem Fokus der Mario Väter entwachsen waren. Diese wollten Spiele, die ihrem Alter gerecht waren und zudem anspruchsvoller sein sollten und Sega lieferte ihnen genau das. Hatte sie schon das Design der Konsole begeistert, konnten die neuen Spiele endlich auch ihren Bedürfnissen gerecht werden. Schnell setzte sich innerhalb dieser Altersklasse auch die strikte Konsolentrennung durch, die schon bald zu einem Lauffeuer wurde: "Nintendo war für Kinder gedacht. Willst du aber richtige Spiele, nimmst du das MegaDrive!"

Auch der Automatenhit Strider von Capcom schlug genau in diese Kerbe und war die erste Umsetzung, die auch die Massen über eine lange Zeit begeistern konnte und nicht so schnell durch zu spielen war. Strider erhielt die prestigeträchtige Auszeichnung Konsolenspiel des Jahres 1990 und konnte die Verkaufszahlen der Konsole noch einmal deutlich steigern. Die Zusammenarbeit zwischen Sega und Capcom war dermaßen erfolgreich, dass sich eine lange Partnerschaft entwickelte, die bis heute anhält.

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