Nintendo
Und liefern konnte Nintendo von Beginn an Spiele, die die Welt zu Hause noch nicht gesehen hatte. Mit Donkey Kong, Mario Bros. und Popeye erschienen Spiele, die qualitativ neue Maßstäbe setzten. Allerdings hatte die neue Konsole auch einige Kinderkrankheiten. So konnte es vorkommen, dass die Konsole schlichtweg abstürzte. Ein Problem, dass später gelöst werden konnte. Und die eigene Reputation zu wahren, ließ Nintendo alle verkauften Konsolen zurückkehren und neue Hardware einbauen. Dies kostete zwar eine halbe Million Dollar, allerdings erhielt dies den Ruf des Unternehmens und Nintendo konnte bis zum Ende des Jahres 1984 mehr als 2,5 Millionen NES verkaufen. Mit diesem Ergebnis konnte der neue Stern am Konsolenhimmel mehr als zufrieden sein, wenn man bedenkt, dass der Videospielcrash erst bevor stand und Atari noch an der Spitze stand. Zudem hatte man den einzigen ernsthaften Konkurrenten, Sega mit dem SG-1000, deutlich auf die Plätze verwiesen.
Nun war auch die Entscheidung gefallen den amerikanischen Markt aufzurollen. Nintendo kannte allerdings nicht den amerikanischen Markt und suchte strategische Partner, die ihnen dabei helfen sollten. Schon zuvor wandten sie sich an Atari und waren im Begriff gemeinsam den Nachfolger des Atari 2600 zu präsentieren. Atari sollte das Famicom unter seiner Flagge verkaufen. Zur CES im Sommer 1983 sollte der Vertrag spruchreif werden, doch Atari sah auf der gleichen Show die Portierung von Donkey Kong für das Coleco Adam und fühlten sich betrogen und glaubten, dass Nintendo seine Fühler auch zu anderen Firmen ausgestreckt hatte. Die Tatsache war weitaus ernüchternder: Schon einige Zeit zuvor gab es eine Portierung für das ColecoVision, dass kompatibel zum Coleco Adam war: es war lediglich der Beweis für die Kompatibilität, nicht für eine Zusammenarbeit. Doch Atari sah das anders und weigerte sich den ausstehenden Vertrag zu unterschreiben. Nintendo und Atari konnten zwar das Missverständnis aus dem Wege räumen, allerdings verging dadurch ein weiterer Monat. Und eben in diesem Monat platzte die Videogameblase. Niemand interessierte sich in Amerika für Konsolen, konnten die damaligen Computer mehr für das gleiche Geld. Atari geriet in Schieflage und konnte nun nicht mehr die Vertragsbedinungen erfüllen. Dies führte dazu, dass der Deal platzte.
Nintendo versuchte den drohenden Zusammenbruch des Marktes zu verhindern. Zu diesem Zweck erinnerten sie daran, dass das Famicom in den Staaten als Nintendo Advanced Video System offeriert wurde und demnach mehr ein Computer, als eine Konsole war. Dazu wurden nun die Teile hinzugefügt, die in Japan nicht weiter entwickelt worden waren: Keyboard, Datasette und BASIC als Programmiersprache. Zusätzlich konnte man das AVS noch mit Gamepads, Keyboardtastatur und Lightgun erweitern. Angeschlossen wurden diese nicht per Kabel, sondern mittels Infrarot, was das Kabelgewirr deutlich verringern sollte. Ebenso wurde das Design, das in Japan auf den Farben Rot und Weiss basierte nun einem deutlich abgeändert. Ein handelsübliches Homecomputergrau mit einem futuristischem Look des Gehäuse empfand man als deutlich ansprechender und weniger verspielt.
Bereits auf der Winter CES 1984, also ein Jahr nach der Veröffentlichung in Japan zeigte man einen spielbaren Entwurf, der zwar die Massen beeindrucken konnte, aber sicherlich nicht überzeugen konnte. Das NES/AVS war eine Spielkonsole mit Tastatur und potentielle Käufer wussten das. Als Folge kamen auf dieser und weiteren Messen keine vertragsreifen Kaufabsichten zustande. Nintendo ging leer aus. Den Verantwortlichen war nun endgültig klar, dass das AVS keinerlei Chancen auf dem Markt hatte. Eine neue Überarbeitung wurde fällig, die am Ende das Nintendo Entertainment System zeigte. Sämtliche Erweiterungen wurden wieder entfernt und war demnach wieder ein Famicom, allerdings blieb das neue Farbschema ebenso erhalten, wie ein gründlich überarbeitetes Design. Zudem waren die Controller nicht mehr festverdrahtet, sondern konnten nun jederzeit ausgetauscht werden. Bei defekten Eingabegeräten ein erheblicher Vorteil!
Nintendo verwendete den Namen Entertainment System nicht umsonst: erneut sollte eine deutliche Distanz zu den alten Videokonsolen geschaffen werden. Stattdessen gab es auch die Lichtpistole, wie auch einen R.O.B. (Robotic Operating Buddy), der auf bestimmte Bildschirminhalte reagierte. Grade dieser Roboter konnte die Aufmerksamkeit deutlich steigern, aber noch immer war niemand bereit die Konsole zu vertreiben. Nintendo konnte sich längere Wartezeiten nicht mehr leisten und begann nun mit aggressiven Marketingstrategien direkt die kleinen Händler und Ladenketten anzusprechen. Mit Erfolg, denn um die 500 Händler waren bereit in New York einen Markttest durchzuführen, allerdings nur, wenn Händler einen Kredit erhielten und nicht gekaufte Ware unkompliziert wieder von Nintendo zurückgenommen würde. Das Nintendo dazu noch sämtliche Werbemaßnahmen finanzieren musste war schon fast klar. Niemand hatte Lust nach dem großen Crash auf eine Konsole zu setzen.
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