Nintendo

Game Boy AdvanceNintendo hoffte daher auf ihren Retter in der Not: dem Game Boy Advance, der unter dem Codenamen Atlantis, endlich die Altlasten in Form der veralteten Architektur des urpsrünglichen Game Boy hinter sich lassen sollte. Und der Game Boy Advance (GBA) war dafür durchaus bestens gerüstet: mit einem ARM-Prozessor, der mit 16,78 MHz getaktet war konnte die Leistung deutlich gesteigert werden. Insgesamt 384 KByte RAM standen dem System zur Verfügung. Der Grafikchip konnte 512 Farben gleichzeitig darstellen, oder aber 32768, wenn der Bitmap Mode genutzt wurde. Wichtigstes Merkmal war jedoch die Energieversorgung, die den Käufer interessierte: zwei AA Batterien lieferten bis zu 15 Stunden Spielspaß. Zudem erlaubte der Aufbau auch die Nutzung der alten Spiele, die mit dem GBA kompatibel waren (bis auf wenige Ausnahmen). Nintendo hatte es wieder geschafft und den Hals aus der Schlinge ziehen können: mit insgesamt über 81 Millionen verkauften Einheiten setzte das Unternehmen die Dominanz bei Handheldsystemen weiter fort.

Satoru IwataNintendo war noch einmal davongekommen, dank der Game Boy Reihe, doch das reichte nicht. 2002 erklärte Hiroshi Yamauchi seinen Rücktritt von der Unternehmensspitze. 53 Jahre leitete er das japanische Unternehmen und hat das Unternehmen zum ersten führenden Konsolenhersteller nach dem Videspielcrash gemacht.Doch nun war es Zeit, das eine neue Generation die Geschicke lenken sollte. Satoru Iwata übernahm nun den Vorsitz und plante die Entwicklung der neuen Produkte einem geänderten Markt gerecht werden zu lassen. Das erste Ziel hierbei war das Nintendo DS, das nicht als Weiterführung des Nintendo Advance zu betrachten ist. Vielmehr ist es eine Neudefinition. Mit der verbauten Hardware besaß es in etwa die Leistung eines kompletten N64 und konnte damit und dem günstigen Preis bisher mehr als 143 Millionen Käufer begeistern. Nintendo ging wieder bergauf, das Tal schien durchquert zu sein, doch noch immer war der Videokonsolenmarkt nicht wieder akzeptabel erreicht. Noch immer dominierten Sony mit der Playstation und Microsoft mit der X-Box. Doch bereits seit 2001 werkelten die Enticklungsbüros an einem Nachfolger des GameCube. Gerüchte existierten zuhauf, doch niemand glaubte mehr an einen neuen Stern im Bereich der Videospiele. Für viele war der Markt gesättigt und aufgeteilt.

Nintendo WiiDoch Topprogrammierer, die bereits die Prototypen gesehen hatte, berichteten von neuartigen Bewegungseingaben, die Spielerlebniss deutlich steigern sollten. Nintendo kam zu der Ansicht, dass immer bessere Grafikleistung kein Verkaufsargument mehr sei und richtete das Augenmerk vielmehr auf eine neue Art des Spielens. 2005 sollte schon eine erste Studie veröffentlicht werden und Miyamoto, der Vater von Mario, gab jedoch bekannt, dass noch immer mit Problemen zu kämpfen sei und daher von einer ersten Veröffentlichung abgesehen wurde. Auf der Tokyo Game Show trat allerdings der neue Konzernchef Satoru Iwata auf und präsentierte dem staunenden Publikum die Wii-Remote, das neue Eingabegerät der Wii. Nun begannen die Fachzeitschriften förmlich zu rauchen, jeder wollte neue Informationen: hatte Nintendo begonnen den Videospielmarkt zu revolutionieren? Die Erklärung war deutlich einfacher: das Entwicklungsbüro hatte immer das Nintendo DS als Vorbild und versuchte nun eine neue Eingabeform für Konsolen zu entwickeln, die aber deutlich vom Nintendo DS inspiriert worden war. Man hörte es schon aus kleinen Gersprächen: scheinbar sollte nun nicht mehr per Daumen am Stick gesteuert werden, vielmehr sollte man sich als Spieler richtig bewegen! Dies sollte jedoch nicht die einzige Neuerung sein: Nintendo verzichtete auf den Firmennamen im Bezug auf das Produkt, es hieß Wii, nicht Nintendo Wii, einfach Wii. Zusätzlich waren von Beginn an 33 Spiele vorhanden, man konnte sich also sicher sein, dass man als Käufer sicherlich nicht auf dem Trockenen sitzen würde, wie das zuvor der Fall war.

Im November 2006, nach dem Start der XBox 360 und der Playstation 3 kam nun auch Nintendos Konsole auf den Markt. Gewiss, mit ihren technischen Möglichkeiten war sie der Konkurrenz bei weitem nicht ebenbürtig. Als Herzstück diente erneut ein PowerPC Prozessor, der mit 729 Mhz angetrieben wurde. Zur Seite gestellt bekam dieser einen Grafikchip von ATI, namens, Hollywood, sowie insgesamt 88 MByte RAM und 3 MByte Grafikspeicher. Versierte Spieler und ebensolche Printmagazine zweifelten an den Möglichkeiten der neuen Konsole, bezeugten ihr aber einen hohen Spielfaktor durch die neue Art der Steuerung, die nun endlich Ganzkörpereinsatz benötigte.

Sony und Microsoft sahen zunächst keine Konkurrenz in der kleineren Hardware, doch als das Jahr vorbei war und Nintendo in den ersten zwei Monaten bereits über 3.000.000 Einheiten verkauft hatten, war man verwirrt. Woher kamen diese Käufer? Anhand ihrer Online-Systeme konnte man keinen großen Einruch der bisherigen Zahlen feststellen, somit konnte man nicht darauf schliessen, dass Kunden abwandern würden.

Die Antwort war viel einfacher: Nintendo hatte es geschafft mit der neuen Steuerung auch andere, als die bisherigen Kundenkreise anzusprechen. Selbst Menschen, die zuvor ungern Hand an Konsolen gelegt hatten, waren nun begeisterte Spieler. Nintendo hatte den richtigen Riecher bewiesen und neue Käuferschichten erschlossen. Da half es auch nichts, dass Sony und Microsoft ebenfalls solche Steuerungsmöglichkeiten ankündigten: Nintendo blieb in der neuen Schlacht Sieger. Bis heute (Stand: 2011) konnte das japanische Unternehmen, dass mit Spielkarten begonnen hatte, über 86 Millionen Geräte verkaufen. Damit stand die Konsole auf einmal vor den hochgezüchteten Maschinen an der Spitze der verkauften Konsolen der siebten Generation. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man die Verkaufspolitik zu Rate zieht, die die Unternehmen nutzen, um Gewinne zu erwirtschaften. Microsoft und Sony verkauften die Konsolen immer weit unter Preis. Im konkreten Sinne bedeutet dies, das erst eine bestimmte Menge an Geräten und Softwaretitel (da durch die Lizenzen, die sie pro verkauften Titel erhalten) verkauft werden muss, bis die Entwicklungskosten wieder gesichert sind. Nintendo ging bisher nie dieses Risiko ein und verkaufte die Konsolen immer mit Gewinn. Somit rechnete sich der Verkauf nicht erst später, wie bei der Xbox 360 oder der Playstation 3, sondern direkt vom Verkauf an. Hat Nintendo in Japan einen Gewinn von etwa 13 $ pro Konsole, liegt der durchscnittliche Gewinn pro Konsole bei etwa 6 $. Den Erfolg eines Produktes kann man auch daran erkennen, wann die erste Preissenkung stattfindet und Nintendo begann erst 2009, also Jahre später mit der ersten Preissenkung überhaupt.

Keine Frage, Nintendo ist wieder auf der Gewinnstraße. Hatten sie auch erst einen wirklichen Problemfall zu bewältigen (Nintendo GameCube), war dieser jedoch schon kritisch. Glücklicherweise konnten sie immer auf ihr Zugpferd, den Game Boy setzen, der 2011 wieder einen Nachfolger erhielt, der mit 3D-Effekten glänzen kann. Das Schicksal des Unternehmens hatte wirklich das Glück in die Hände des Himmels gelegt.