Chuck Peddle

Commodore PET 2001Sobald Chuck Peddle fertig war, präsentierte er Jack Tramiel den PET 2001 (Personal Electronic Transactor), dessen Herz der MOS 6502 war, der mit 1 MHz taktete. Je nach Modell besaß der Computer wahlweise 4 oder 8 KByte RAM. Wurde zu Beginn selbst entwickelte RAM-Chips genutzt, stieg man schon bald auf Fremdhersteller um, da die eigenen Chips ein großes Überhitzungssystem besaßen. Zur Datenspeicherung war ein Datasettenlaufwerk in das Gehäuse verbaut und zur Ausgabe der Daten besaß das Modell einen fest integrierten Monitor (monochrom). Chuck musste auch die Maschinensprache zur Ansteuerung des Laufwerks selbst schreiben, da vorhandene Lösungen einfach nicht funktionieren wollten.

Wie auch Jay Miner, der Vater des Amiga, schrieb Chuck keine großen Dokumentationen über seinen Computer, sondern speicherte alles in sich selbst ab. Das war für ihn, wie auch Jay, sicherlich praktisch, für Ingenieure allerdings, die später Handbücher oder Erweiterungen anfertigen sollten, war das jedoch eine Katastrophe (ein technisches Handbuch mit allen Funktionen entstand daher nie). Wurden Fehler gefunden, umging Chuck das Problem eher, als es zu lösen, dies führte dazu, dass dadurch weitere Fehler auftraten. Teilweise schrieb Chuck den Code und überwachte das Oszilloskop. Dabei modifizierte er Spannungen soweit, bis das System stabil lief. Eine echte Meisterleistung war dies im computertechnischen Sinne sicherlich nicht, aber es funktionierte.

Allerdings besaß der PET 2001 noch immer kein Betriebssystem und bei MOS oder Commodore war auch niemand in der Lage in kurzer Zeit damit aufzuwarten. Allerdings existierte ein neues kleines Unternehmen namens Microsoft, dass seit kurzer Zeit erfolgreich ein BASIC anbot. Erfolgreich ist hier allerdings so zu verstehen, dass viele es kannten und besaßen, allerdings nie gekauft hatten. Schon seit der Steinzeit der Computer waren "Sicherheitskopien" durchaus bekannt (Bill Gates selbst schrieb einen Brief an den Homebrew Club und bat die Leser mit dem Datendiebstahl aufzuhören...). Chuck traf sich mit Rick Wyland und schlug nun vor, das BASIC auf ein ROM zu brennen. So konnten Kopien vermieden werden und Microsoft, wie auch Commodore, würden davon profitieren. Bill Gates war allerdings von diesem Konzept nicht sonderlich begeistert und glaubte nicht an den Erfolg. Später einmal sagte er, dass Bill Gates kein Visionär gewesen sei, aber wer sei das schon mit 20 Jahren?

Commodore PET ScreenChuck jedoch glaubte an diese Idee und schlug nun Microsoft einen legendären Deal vor: Commodore würde eine unlimitierte und zeitlich unbegrenzte Lizenz für sämtliche Computermodelle mit MOS 6502 Prozessoren erhalten. Microsoft glaubte nicht an den PET und war der Meinung, dass sie mit solch einem Vertrag etwas Geld erhalten würden. Da Commodore sicherlich keinen weiteren Computer auflegen würde, hätte Microsoft auch keine weitreichenden Folgen zu befürchten und stimmte zu. Der Vertrag sagte zusätzlich, dass Commodore das BASIC jederzeit erweitern könnte, die Überarbeitungen jedoch auch Microsoft erhalten müsse. Somit konnte sich Bill Gates und seine Firma sicher sein, dass sie kostenlose Programmierarbeit erhielten. In Wahrheit lag der Fall jedoch umgekehrt: Commodore überschwemmte den Markt förmlich mit Computern und man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass Commodore, dank des unglaublichen Deals, im Laufe der Zeit weniger als einen Cent pro Maschine als Lizenz bezahlen mussten!

Zu dieser Zeit jedoch wusste niemand bei Commodore und Microsoft, wie Jack Tramiels Unternehmen den Markt in kurzer Zeit dominieren würde. Und lange Zeit wussten auch die wenigsten, dass das BASIC der Commodore Computer (bis zum C 128) von Microsoft stammte. Chuck Peddle schlug nämlich vor, dass Microsoft nicht einmal namentlich erwähnt werden müsse, was Bill Gates dankbar annahm!

Der PET 2001 war nun definitiv fertig und Jack Tramiel gab grünes Licht. Bereits im Januar 1977, vier Monate vor dem TRS-80 und sogar sechs Monate vor dem Apple II, erschien der Commodore PET auf der West Coast Computer Faire und wurde zu einem unglaublichen Erfolg: der erste Personal Computer! Chuck selbst wollte seine Prozessoren nun auch an Atari vermitteln, die dabei waren eine eigene Spielekonsole zu entwickeln. Die Entwicklungsabteilung des Unternehmens hatte drei unterschiedliche Varianten einer Heimspielkonsole entwickelt und einer dieser Versuchsmodelle basierte auf dem MOS 6502. Um mit den Verantwortlichen zu reden, musste Chuck nach Kalifornien aufbrechen, etliche Stunden entfernt von Los Angeles. Atari hatte in einem verlassenen Areal ein Entwicklungsbüro eröffnet, fernab von allen größeren Städten und gut getarnt. Zu groß war die Sorge, dass "Stella" (der Entwicklungsname für das Atari VCS) von der Konkurrenz kopiert werden würde. Als Urlaub mit seiner Frau getarnt, fuhren beide schon kurze Zeit später auf dem geheimen Gelände vor. Steve Mayor, der Chefentwickler des neuen Systems, favorisierte tatsächlich den MOS 6502 (mit einem zusätzlichen Chip), allerdings nur unter der Bedingung, dass MOS diesen für nicht mehr als 12 $ verkaufte. Dies war nicht weiter problematisch, kostete die Herstellung beider Chips um die 4 $ und man wurde sich schnell einig.

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