Chuck Peddle

KIM-1Der Nachfolger, MOS 6502, allerdings, war schon zu Beginn ein Shootingstar. Peddle suchte nach einem sinnvollem Einsatz für diesen Prozessor und entwickelte um diese die beiden Einplatinenrechner TIM-1 und KIM-1. Diese waren nur dazu gedacht, um interessierte Ingenieure die Möglichkeiten der neuen Prozessorfamilie vorzustellen, stellten aber gleichzeitig die weltweit ersten Computer dar, die auf einer einzelnen Platine alle notwendigen Funktionen beinhalteten. Chuck hatte damit einen wirtschaftlichen Erfolg erzielt: mehrere 10.000 Einheiten wurden bis 1980 verkauft. Dabei fanden auch viele ihren Weg in Schulen und weiterführenden Einrichtungen und weckten die Neugier ganzer Generationen.

Allerdings wandelte sich auch der Zeitgeist und viele Interessenten auf diesem neuen Geschäftsfeld suchten nach einem Computer, der auch nach solch einem aussah. Die meisten potentiellen Käufer kannten die Terminalrechner ihrer Hochschulen und eben solch ein Gerät wollten sie auch daheim sehen (...das Terminal, nicht den Großrechner...). Chuck erkannte dies auch und sah den zukünftigen Markt wachsen. Allerdings war Peddle bewusst, dass er selbst kein geeignetes Gerät in kurzer Zeit entwickeln könnte und seiner Meinung nach war der Prozessor selbst dafür nicht ausgelegt . Glücklicherweise traf er auf einer Rundreise in den Vereinigten Staaten (zur Bewerbung seines Prozessors) ein paar Interessierte, die ihm zwei junge Entwickler empfahlen, die dabei waren einen neuen Computer zu entwickeln. Diese beiden Männer waren Steve Jobs und Steve Wozniak, die Gründer von Apple bewiesen ihm, dass es durchaus möglich war mit dem MOS 6502 einen Computer zu konstruieren. Erst jetzt dämmerte ihm, wie leistungsfähig seine Entwicklung war. Später sollte er einmal sagen, dass er nicht in einer Million Jahren daran gedacht hätte, dass dies möglich wäre. Für ihn war die MOS 6500er Reihe lediglich auf Industriecomputer ausgelegt. Die Apple Modelle, allen voran der Apple II, wurden die grössten Stars der beginnenden Computerära, ein Ziel, auf das auch Chuck Peddle hinarbeitete. Kurioserweise glaubte er, mit dem Prozessor lediglich einen Schritt in diese Richtung gemacht zu haben, stattdessen stand er bereits auf der Ziellinie.

Jack TramielChuck selbst wusste nun, dass ein Markt existierte und wollte nun ebenfalls einen Computer für den Massenmarkt entwickeln. Seine Vorstellungsgespräche bei Radio Shack waren allerdings ernüchternd: keiner glaubte so recht an Chucks Idee und frustriert wandte er sich wieder seiner alten Arbeitsstelle entgegen. Zu dieser Zeit allerdings hatte Jack Tramiel, zu dieser Zeit noch immer Chef von Commodore, ein Auge auf das Unternehmen geworfen. Schon lange war Commodore der wichtigste Auftraggeber für MOS Technology, doch Jack Tramiel wollte den Gewinn maximieren und die Produktionskosten minimieren. Commodore produzierte zu dieser Zeit Taschenrechner für den U.S. Markt. Commodore entwickelte selbst keine Chips dafür, sondern kaufte bei anderen Herstellern die notwendigen Teile. Texas Instruments, die Commodore mit den notwendigen integrierten Schaltkreisen (IC) belieferte, erkannte nun das Potential und begann ebenfalls Taschenrechner zu produzieren, zu einem erheblich günstigeren Preis, da sie zu Herstellungskosten produzierten. Was lag daher näher, als selbst ICs zu produzieren?

Jack Tramiel kaufte MOS Technology auf und gliederte es in sein Unternehmen ein. Für beide Unternehmen war diese Entscheidung eine glückliche Entscheidung. Commodore besaß die finanziellen Mittel, die MOS nicht hatte und MOS besaß die Prozessoren, die Commodore das Überleben ermöglichten. Tramiel selbst war ein Mann mit Weitsicht, als Geschäftsmann unnachgiebig (zu etwa dieser Zeit hätte Commodore die Garagenfirma Apple aufkaufen können, doch Tramiel und Jobs stritten sich letztlich um wenige Tausend Dollar) und bereit auch brutale Methoden anzuwenden (siehe Geschichte der Amiga Inc.). Er hatte bereits vom MOS 6502 gehört und traf sich mit Chuck Peddle, um die weitere Strategie zu erörtern. Hier sah Chuck nun seine Chance endlich massentaugliche PC zu entwickeln und konnte Tramiel recht schnell davon überzeugen, dass der Markt der digitalen Taschenrechner schon bald sein Ende finden würde. Wer möchte schon einen klobigen Rechner in den Händen haben, wenn man für ein wenig mehr auch einen richtigen Computer haben könnte?

Tramiel selbst war diese Tatsache schon zuvor bewusst geworden, sonst wäre sein Interesse an Apple nicht zu erklären. Allerdings wollte Tramiel von Chuck einen Beweis für die Machbarkeit solch eines Computers. Er war besorgt über die hohen Entwicklungskosten, die ein neues System mit sich bringen würde und war mehr daran interessiert ein fertiges System zu kaufen. Um allerdings Chuck anzuspornen, versprach er für jedes verkaufte Modell, wenn es denn fertig würde, jeweils einen Dollar an Chuck Peddle auszuzahlen. Chuck kannte Jack Tramiel jedoch weder ihn, noch seine Vorgehensweisen und willigte ein. Chuck benötigte nur wenige Wochen zur Entwicklung. Hilfreich war ihm dabei seine Erfahrung mit dem KIM-1 und TIM-1, aber auch die Gespräche mit Wozniak über seinen Apple II (Wozniak selbst murrte später, dass Peddle wichtige Ideen des Apple II übernommen hatte, ohne sich zuvor die Erlaubnis einzuholen). Als sie den Computer für Tests das erste Mal anschalteten stand das Bild allerdings auf dem Kopf und es dauerte eine Weile, bis sie das Problem lösen konnten. Hilfreich war Chuck dabei das Buch von Adam Osborne, dass jedem erklärte, wie man eigene Fernseher herstellen könnte.

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