Amiga Inc.

Amiga Inc.Die Amiga Corporation war eine US-amerikanische Computerfirma, die in den frühen 80ern des letzten Jahrtausends von Jay Miner und anderen ehemaligen Mitarbeitern von Atari gegründet wurde. Ursprünglich hieß das Unternehmen Hi-Toro, allerdings existierte eine Rasenmäherfirma mit einem ähnlichen Namen und stiftete bereits bei neuen Mitarbeitern für Verwirrung. Der Unternehmenssitz war in Santa Clara, Kalifornien. Im September 1982 wurde das Unternehmen eröffnet und begann eine Spielkosole zu entwickeln, die auf dem Motorolla 68000 basieren sollte. Der Codename dieses Werks lautete: Lorraine. Die Spielkonsole war im Konzept so ausgelegt, dass man sie später auch zu einem vollwertigen Computer ausbauen konnte. Um jedoch das Unternehmen an den Markt bringen zu können, benötigte die Firma ein Startkapital, das auch zustande kam. Drei Zahnärzte aus Florida wollten ihr Geld gut anlegen und investierten in die kleine Start-Up Company.

Amiga JoyboardDoch das Geld reichte nicht für die weitere Entwicklung des Lorraine, das wusste auch die Firma, allen voran Jay Miner. So entwickelten sie noch nebenbei Joysticks und Cardridges für die damals populären Spielkonsolen Atari 2600 und ColecoVision. Dazu gehörte auch das Joyboard, ein Eingabegerät, das mit den Füßen, also stehend, gesteuert wurde.

Doch schon ein Jahr nach der Eröffnung der Firma war das gesamte Geld aufgebraucht und die Amiga Corporation benötigte dringend eine Kapitalspritze. Diese erhielt sie durch den ehemaligen Arbeitgeber Atari, die im Gegenzug dafür eine ein-jährige Exklusivnutzung des Lorraine erhielten. Atari selbst plante eine Maschine auf Basis des 68000, die den Codenamen Mickey hatte und auch Customchips, wie Lorraine, benutzen sollte. Aber weitere Details wurden nicht bekannt.

Die weiteren Entwicklungen im Jahre 1983 verliefen für Amiga Corp. also erfolgreich, bis der folgenschwere Video Game Crash über Nacht einbrach. Zum Ende des Jahres hatte Atari einen täglichen Verlust von 1.000.000 US Dollar und Warner, die Besitzer von Atari versuchten alles, das ehemalige Rennpferd des Stalls nun zu verkaufen. Doch lange Zeit wollte niemand zugreifen.

In der Zwischenzeit entbrannte auch bei Commodore ein Streit, der das Unternehmen plagte. Jack Tramiel, der Präsident und Irving Gould, der grösste Aktieninhaber, entfesselten einen Streit, der um die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens handelte. Tramiel wollte mit aller Gewalt eine 32-bit Maschine entwickeln, die den Commodore 64 ersetzen sollte. Tramiel machte sich Sorgen über eine neue Generation von Computern im Stile des Apple Macintosh, der bereits auf 16 Bit setzte und den 64er ablösen könnte, ohne das Commodore etwas entgegenzubringen hatte. Jedoch hatte der Streit noch einen anderen Grund: Tramiel wollte in die Chefetage auch Familienmitglieder postieren, die ihm natürlich in jeglichen Fragen und Abstimmungen unterstützen würden. Das war Commodore und dem Aufsichtsrat zuviel und Tramiel wurde zum 13. Januar 1984 entlassen.

Sofort formierte Tramiel eine neue Holding Company, namens Tramel Technology, Ltd. und besuchte einige Computerhersteller mit der Intention eine bereits laufende Firma zu übernehmen. Zusätzlich dachte Tramiel dabei an die Möglichkeit bestimmte Technologien zu übernehmen. Jack Tramiel besuchte dafür Mindset und Amiga. Schon im Anfangsgespräch verbaute sich Tramiel die Chance auf Amiga, da er offen zugab an den Chipsätzen, nicht aber an den Mitarbeitern interessiert zu sein. Derweil plante sein neuer Chefingenieur Shiraz Shivji (der spätere Vater des Atari 520 ST und TT) die Entwicklung eines Low-cost-high-end-Rechners.Jack Tramiel

Schon im Juni 1984 war das Design des neuen Computers zu 95 % abgeschlossen, was bedeutete, dass Shivji den Rechner in weniger als 5 Monaten zustande brachte. Dies führte zu Spekulationen und ließen den Schluß zu, dass Shivji und die anderen Mitarbeiter Technologien von Commodore mitgenommen haben. Zu dieser Zeit erfuhr Tramiel, dass Atari durch Warner zum Verkauf stand, die zu diesem Zeitpunkt noch immer Verluste machten (10.000 $ pro Tag). Da Tramiel auch an den Fabriken in Übersee und den weltweiten Distributionsnetzwerk interessiert war, die seinen neuen Rechner optimal vertreiben konnten, begann er mit den Verhandlungen mit Warner. Schon nach kurzer Zeit (aber vielem hin und her) veräusserte Warner die Atari Consumer Division im Juli 1984 an Tramiel. Laut Vertrag bekam Tramiel nun auch die Konsolen- und Computerabteilungen, nicht aber die Softwareabteilung. Mit dem Kauf hatte Tramiel und Atari aber schon Ärger am Hals seitens Commodore, die eine gerichtliche Verfügung gegen Atari anstrebten im Bezug auf den neuen Rechner, der dann erscheinen sollte. Commodore hatte scheinbar vom Technologietransfer erfahren.

Einer der ersten Dinge, die Tramiel tat, war die Entlassung eines Großteils der Belegschaft und die sofortige Beendigung aller weiterlaufenden Projekte. Tramiel wollte sich zuerst einen Überlick über die Profitabilität der Projekte verschaffen. In dieser Zeit entdeckte Tramiel den Amiga/Atari-Vertrag. Laut diesem Vertrag musste Amiga Corp. den Amiga Chipsatz bis zum 30. Juni 1984 der Atari, Inc. übergeben oder die gesamte Firma würde mit ihren Technologien an Atari automatisch übereignet. Amiga hatte jedoch noch immer nicht genug Geld, um die Entwicklung zu Ende zu bringen. Noch immer erinnerten sich die Mitarbeiter an Tramiels Besuch im Frühling und begannen nach einem anderen Investor zu suchen. Zu der Zeit, als Atari mit Tramiel in Verhandlungen trat, suchte auch Amiga Corp. die Nähe zu Commodore. Die Gespräche führten dazu, dass Commodore Amiga aufkaufen wollte und sie von sämtlichen Vorverträgen erlösen wollte, eben auch jenen zwischen Atari und Amiga. Somit überreichte Commodore, statt der Chipsätze, einen Scheck in Höhe von 550.000 US Dollar an Atari. Damit wollte Commodore den Kredit tilgen, den Atari Amiga damals gewährte.

Hier sah Tramiel die Chance sich in der Computerwelt mehr Einfluß zu verschaffen und klagte gegen Commodore durch ihre neue Tochterfirma Amiga am 13. August 1984. Er erhoffte sich eine gerichtliche Verfügung, die Amiga verhindern sollte, jegliche Technologie zu produzieren. Dies sollte die, nach Tramiel, gerechte Antwort auf die schnelle Einigung zwischen Amiga und Commodore sein. Hatten sie ihm doch den neuen Computer unter der Nase weggeschnappt.

Für das Amiga-Team bedeutete das einen langen Sommer voller Müßiggang, da das Gerichtsverfahren alle Arbeiten untersagte. Niemand wusste genaues über den derzeitigen Status des Chipsatzes, des Lorraine oder generell des Schicksals der Mitarbeiter. Erst im Herbst desselben Jahres gab Commodore wieder grünes Licht und die Arbeiten wurden wieder aufgenommen. Unter anderem wurde der Chipsatz verbessert, das Betriebssystem entwickelt und das Hardwaredesign beendet.

Von diesem Zeitpunkt an war Amiga Corp. eine Abteilung von Commodore. In den nächsten Jahren fühlten sich die ehemaligen Amiga-Mitarbeiter ebenso behandelt, wie damals, als sie noch bei Atari arbeiteten und verliessen die Firma endgültig, sei es durch Kündigung ihrerseits oder seitens Commodore.

Die Geschichte hat sich wiederholt.