Chuck Peddle

Chuck PeddleChuck Peddle ist sicherlich nicht so bekannt, wie Steve Wozniak oder Jay Miner, allerdings trug er maßgeblich zur Verbreitung von Computen auf dem Massenmarkt bei und half bei der Entwicklung zahlreicher Systeme und Modelle. Geboren wurde Chuck 1937 in Bangor, Maine, das den meisten wohl aus zahlreichen Stephen King Romanen bekannt sein dürfte. Entgegen den Romanen schien dies ein beschaulicher Ort zu sein, denn nach seinem Schulabschluß besuchte er die Universität von Maine und schloß diese 1960 als Ingenieur ab. Ein wichtiger Punkt war dabei das letzte Semester, als die Dozenten einen fortschrittlichen Kurs über binäre und algebraische Konzepte anboten. Chuck interessierte sich begeistert dafür und wusste, das ihn diese Leidenschaft nicht mehr verlassen würde.

Bereits ein Jahr nach seinem Abschluß war Peddle bei General Electric tätig und für die Integration des Time-Sharing-Konzeptes mitverantwortlich. Dieses Konzept liess mehrere Mitarbeiter über Terminals gemeinsam an einem Hauptrechner arbeiten. Waren Computer zu der Zeit schon eine Revolution, so war das Konzept des Time Sharings nicht minder interessant. Es ermöglichte die Arbeit mehrerer Benutzer, ohne dabei jedem einzelnen einen teuren Computer zur Verfügung zu stellen (wobei die Terminals damals auch nicht billig waren). Fast zeitgleich war er bei der Entwicklung einer elektronischen Registrierkassen mitverantwortlich.

Seine Arbeiten sprachen für sich, doch 1970 entschied das Unternehmen, dass der Markt für Computer übersättigt ist und hatte somit keinerlei weitere Verwendung für die Mitarbeiter dieses Bereiches. Chuck erhielt eine stattliche Abfindung, ebenso wie die meisten anderen Mitarbeiter. Gemeinsam mit drei Kollegen nutzte man die finanziellen Mittel, um nun selbst ein Geschäftsunternehmen auf die Beine zu stellen und die selbstentwickelten elektronischen Registrierkassen auf den Markt zu bringen. Das Konzept wurde sogar noch erweitert und erlaubte nun auch das Zahlen per Kreditkarte an Tankstellen. Die Branche sah mit großen Interesse zu und war gespannt auf weiterführende Details. Allerdings, wie so oft in der Geschichte der Elektronik, begannen die finanziellen Mittel rasch zu versickern und eine Weiterführung des Projektes kam nicht zu stande. Peddle hatte nicht einmal die Mittel, um ein Patent einzureichen und viele Unternehmen übernahmen das Konzept, ohne auch nur einen Cent dafür ausgeben zu müssen. Zusätzlich entwickelten sich innerhalb des Teams einige Probleme. In diesem Fall heiratete Chuck die Ex-Frau eines seiner Partner. Dies hatte zur Folge, dass es besser wäre, wenn die kleine Firma sich erstmal zurückziehen würde aus dem Geschäftsfeld. Allerdings geschlossen wurde die Firma nicht, sie ruhte lediglich.

Motorola 6800Als frisch gebackener Ehemann wollte Chuck allerdings wieder Geld in die Familienkasse füllen und wurde zu einem Bewerbungsgespräch zu Texas Instruments, aber auch zu Motorola eingeladen. Beide Unternehmen waren interessiert an ihm und Chuck musste zwischen der Arbeit an einem Luftverkehrsüberwachungssystem oder aber an der Entwicklung eines neuen günstigen Mikroprozessors wählen. Sicherlich war die Arbeit mit Texas Instruments und deren schnellen Rechensystemen mehr als eine Überlegung wert, aber sein Herz hing nun einmal an der Mikroelektronik und Chuck sagte Motorola zu. 1973 begann seine Arbeit und er entwickelte, unter der Aufsicht von Tom Bennett, gemeinsam mit ihm den legendären Motorola 6800, dem Vorgänger des späteren 16 bit Prozessor Motorola 68000. Chuck selbst hatte vertraglich fesetzen lassen, dass er die endgültigen Pläne auch später noch in seinem kleinen Unternehmen nutzen könne. Motorola hatte dagegen keine Einwände und sicherlich erhielt das Unternehmen zu dieser Zeit öfters solche Anfragen und meist war von diesen Firmengründungen nach kurzer Zeit nichts mehr zu hören. Motorola war sich seiner Sache sicher.

Chuck dagegen stürzte sich auf die Arbeit und begann schon bald etliche Hauptprobleme bei der Entwicklung aus dem Wege zu räumen. Konnten diese nicht auf herkömmlicherweise gelöst werden, entwarf Chuck Zusatzchips, die das Problem einfach umgingen. Die Arbeitswut, die Chuck an den Tag legte, ist vielleicht nur dadurch zu erklären, dass er selbst glaubte, an dem ersten echten Mikroprozessor der Welt zu arbeiten. Gewiss, ihm war klar, dass Intel zuvor den "ersten" Mikroprozessor, namens Intel 4004 auf den Markt gebracht hatte. Allerdings sagte er später einmal aus, dass diese für ihn nichts weiter als erweiterte Taschenrechner waren. Noch Jahre später war er darüber erschüttert, dass Tom Bennett nie die Anerkennung erhielt, die ihm vergönnt gewesen wäre.

Aber auch sonst waren die ersten Jahre der Mikroprozessorelektronik alle andere als einfach. Sie sind nicht annähernd mit der heutigen Zeit vergleichbar. Chuck musste oft bei Unternehmen vorstellig werden und ihnen die Vorzüge des Prozessor erklären. Die Ingenieure bei Ford oder anderen großen Firmen waren sogar mehr als beeindruckt, allerdings schien ihnen der Stückpreis von, heute immerhin, 2500 $ zu hoch, um daraus Produkte entwickeln zu können, die sich verkaufen und dann auch ammortisieren könnten. Peddle verstand diese Sichtweise nur zu genau, denn ohne Abnehmer war sein Produkt nutzlos. Er traf sich mit einigen weiteren Kunden von Motorola und erfuhr durch eine Umfrage, dass die meisten an einem Prozessor Interesse bekundeten, der im Höchstfall 25 $ kosten würde!

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