Chuck Peddle

Am kuriosesten ist jedoch folgendes: Chuck benötigte wieder ein Betriebssystem und wieder wandte er sich an Microsoft. Erneut war Bill Gates selbst nicht sonderlich angetan, diesmal von der Idee, dass Festplatten unterstützt werden müssen. Wozu auch? Bill Gates und jeder andere Entwickler konnte sich zu dieser Zeit eben nicht vorstellen, dass ein einzelner Anwender überhaupt 10 MByte benötigen würde. Monatelang zog sich die Entwicklung hin, bis Chuck Peddle erneut selbst tätig wurde und den Code dafür selbst entwickelte. Gemäß den Vereinbarungen übergab er das Update an Microsoft, die darauf MS-DOS 1.2 auf den Markt warfen. Die neue Version beinhaltete nun Festplattenunterstützung!

Chuck Peddles war nun krze Zeit in aller Munde, allerdings nur, bis IBM eben den PC 5150 vorstellte. Nun hatte jeder die Möglichkeit einen echten IBM Computer in den eigenen vier Wänden zu betreiben. Zudem war der PC ausbaufähig, was der Sirius nicht war. Dies schmälerte die Erfolgsaussichten enorm. Chuck wusste das, er wusste aber auch das sein Computer der bessere war, nur war das nicht gut genug, um gegen IBM bestehen zu können, zumal der Preis eines PC 5150 deutlich niedriger war. Auch Victor, der Hauptabnehmer, erkannte den gesättigten Markt und wollte daher die Abnahmemenge verringern und hier entschied sich Chuck Peddle eindeutig falsch: Sirius System Technology kaufte das erheblich größere Unternehmen Victor dem damaligen Besitzer Walter Kidde einfach ab und firmierte von da an unter dem Namen Victor, da dieser Name bereits schon bekannt war und nicht erst beworben werden musste. Wie schon zuvor geschrieben wurde, verkaufte sich der Sirius I in Europa recht erfolgreich und die Chancen standen auch nicht schlecht sich auf dem Markt einige Prozente zu sichern.

Sirius System Technology, die sich nun Victor Technologies nannten, planten einen Börsengang der das Unternehmen wieder liquide Geldmittel zur Verfügung stellen sollte. Allerdings geschah das alles überhastet: zu groß war die Versuchung nach Geld und Einfluss. 3 Millionen Dollar war das Unternehmen nun wert, doch die Gelder standen noch nicht zur Verfügung und Walter Kidde überredete Chucks Unternehmen einen Kredit aufzunehmen um die Zeit zu überbrücken, was Victor Technologies auch tat. Dann kam jedoch, was kommen musste: der Kredit wurde von der Bank vorzeitig zurückverlangt und Chuck stand vor einem insolventem Unternehmen.

TandonAm 17. Dezember 1984 kaufte die schwedische Firma Datatronic das Unternehmen für 28 Millionen Dollar auf. Der Aufkauf war insofern interessant, als Datatronic bisher Distributor für Commodore war. Das Unternehmen entwickelte noch eine Zeit lang weitere Modelle des Sirius, namentlich die Apricot Serie, doch da war Chuck Peddle längst bei einem neuen Arbeitgeber, den er in seinem alten Freund Jugi Tandon fand. Mit ihm produzierte er IBM PC Nachbauten, die in Europa auf starkes Interesse stießen. In der Mitte des Jahrzehnts war Tandon der erfolgreichste PC Hersteller Europas, was vor allem auch an den unkonventionellen Gehäusen lag, die das Unternehmen als Heim für die Komponenten nutzte. Dies war Chuck Peddles Idee. Bis 1991 erweiterte sich das Unternehmen immer weiter und konnte auf einen Jahresumsatz von 400 Millionen Dollar blicken. Doch bereits zwei Jahre später kam das große Aus und Chuck arbeitete nur noch als Nachlaßverwalters des einstigen europäischen Marktführers. Tandon selbst gründete daraufhin JTS, die sich auf Festplatten spezialisierte, und nahm Chuck Peddle erneut unter Vertrag. Doch auch dieses Unternehmen währte nicht länger als zwei Jahre und ausgerechnet Jack Tramiel investierte finanzielle Mittel ind das Unternehmen, das schon kurze Zeit später Atari selbst schluckte, 1998 aber sämtliche Rechte an Atari selbst veräusserte.

Nach dieser Zeit wurde er Chefentwickler für das indische Unternehmen Celetron, das heute mit 5000 Mitarbeitern ein führendes Elektronikunternehmen ist und die Nachfolge des Unternehmens Tandon darstellt. Chuck selbst wurde dabei Weltenbummler und wechselt seinen Standort meist zwischen Sri Lanka, Nevada und Indien. Viele Anwender wissen bis heute nicht seine Bedeutung zu schätzen, geht sein Name doch meist unter, wenn über die Pioniertage der Computer geredet wird. Jedoch sollte nicht vergessen werden, dass Chuck Peddle den ersten massentauglichen Prozessor, sowie den ersten massentauglichen Computer überhaupt erschaffen hat. Insider, wie Bill Gates selbst, würdigten Chuck Peddles namentlich und bescheinigten ihm sein Verständnis des Marktes, aber auch seine visionäre Gabe. War Jay Miner der Vater des Amiga und Steve Wozniak der Vater des Apple: Chuck Peddle war der Vater aller Personal Computer.