IBM 5150

IBM PC 5150

Prozessor und Taktrate Intel 8088 (4,7 MHz)  
Arbeitsspeicher 16 - 256 KByte (max. 256 KByte)  
ROM 64 KByte  
Grafikchip CGA oder MDA  
Auflösung bei maximalen Farben 320 x 200 (4 Farben)  
Soundchip Piepser  
Soundkanäle 1  
Gehäuseform All-in-one  
Laufwerke 5,25"-Floppylaufwerk  
Anzeige Monitor oder Fernseher  
Erweiterbar mit Speichererweiterung, Festplatte, Floppylaufwerke, Drucker, etc.  
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis 12. August 1981 - 1987 / 1565-3005$  
Betriebssystem MS-DOS, CP/M-86, USCD Pascal, BASIC  
Besonderheiten Erster PC nach heutigem Standard  
Bewertung
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Anfang der 1980er hatte IBM einen schweren Stand in der Computerindustrie. Zahlreiche kleine Garagenfirmen, wie beispielsweise Apple, konnten sich auf dem neuen Markt der Heimcomputer etablieren, ohne dass IBM ein entsprechendes Konkurrenzprodukt zur Verfügung hatte. Hatte das Unternehmen anfangs dieses Segment noch belächelt, wurde ihnen bald klar, dass hier ein erhebliches Wachstum möglich war. IBM gründete ein spezielles Entwicklungsteam, welches eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu Commodore, Atari, Tandy und den zahlreichen CP/M kompatiblen Computern, entwickeln sollte. Dieses Team wurde mit zahlreichen Sonderbevollmächtigungen ausgestattet, die dem Team erlaubt sind, den normalen und langen Entwicklungsweg erheblich abzukürzen. Musste ein Computer sich zuvor in mehreren Prüfungskommissionen beweisen, wurde hier ein Sonderweg geschaffen. Den Verantwortlichen war klar, dass der übliche Weg womöglich bedeuten würde, noch weiter ins Hintertreffen zu geraten.

Don Estridge - Der Vater des IBM PCFür das Projekt wurde der Name "Project Chess" ausgewählt und das Entwicklungsteam fand ihren Arbeitsplatz in Boca Raton, Florida. Projektleiter war Don Estridge, gemeinsam mit dem Chefentwickler Lewis Eggebrecht. Ihnen gemeinsam unterstanden zwölf Mitarbeiter, die innerhalb eines Jahres den heute PC genannten Computer entwickelten. Ihnen war klar, dass die Zeit der entscheidende Faktor war und so entschlossen sie sich den Computer auf bereits existierenden Komponenten aufzubauen, wobei diese nicht zwangsläufig von IBM stammten und sogar aus anderen Ländern importiert werden mussten. Ebenso wie die Sonderbevollmächtigungen war auch dies ein neuer und ungewöhnlicher Schritt für das mächtige Unternehmen, entwickelten sie bisher jegliche Hardware selbst. Dies galt ebenso für den benötigten Monitor, der bereits vor einiger Zeit von IBM Japan konzipiert worden war. Dies galt auch für den Drucker, der von Epson stammte.

Von Anfang an war eine offene Architektur vorgesehen, um so Dritte dazu zu animieren weitere Produkte für das System zu entwickeln. Eine erhebliche Rolle spielte dabei die Lizenzpolitik, die alle anderen Hersteller praktizierten und von der IBM abweichen wollte. Musste bisher für Produkte von Drittherstellern eine bestimmte Lizenz erworben werden, war dies für den IBM PC nicht vorgesehen. Jeder hatte das Recht und die Möglichkeit Soft- oder Hardware zu entwickeln und zu vertreiben, ohne IBM eine Lizenz abzukaufen. Das Entwicklungsteam erhoffte sich dadurch schnell einen großen Bekanntheitsgrad und eine Vielfältigkeit zu erlangen, die die anderen Herstellern in die Defensive drängen würde. Zusätzlich wurde ein technisches Handbuch herausgegeben, dass sämtliche Schaltungen und auch den BIOS Sourcecode beinhaltete. Allerdings führte dieses Konzept IBM langfristig am Ziel vorbei.

Am 12. August 1981 kündigte IBM den PC weltweit an. Der Hersteller Tecmar sah das Potenzial und konnte bereits sechs Wochen später 20 Produkte (Speichererweiterung, Gehäuseerweiterungen, etc.) für einen Computer vorstellen, der noch gar nicht veröffentlicht wurde. Zu dieser Zeit war sich Don Estridge noch nicht einmal sicher, welchen Prozessor er und sein Team in das System einbauen wollen würden. Die erste Entscheidung ging zu Gunsten des IBM 801, einer frühen RISC-CPU und des dazu gehörigen Betriebssystems. Gegenüber dem später verbauten Intel 8088 und dem MS DOS 1.0 war der Prozessor und das Betriebssystem erheblich mächtiger. Das Betriebssystem selbst, AIX, war MS-DOS um wenigstens drei Jahre voraus. Zeitweise war sogar der Motorola 68000 als Hauptprozessor in Erwägung gezogen worden, allerdings waren der IBM 801 und der Intel 8088 stets favorisiert worden.

Hätte sich das Team auf den IBM 801 Prozessor und dem dazugehörigen Betriebssystem geeinigt, wäre IBM mit Sicherheit noch immer das mächtigste IT-Unternehmen weltweit. Jedoch entwickelte IBM zu dieser Zeit den Datamaster, einen Computer für Geschäftsleute, der auf dem Intel Prozessor aufbaute. Für diesen Zweck hatte das Unternehmen einen erheblichen Vorrat an Prozessoren und ICs bestellt und der Vorstand wollte nicht auf einem Berg von Prozessoren sitzen und abschreiben müssen. Somit gab es vom Vorstand die Verfügung diese Prozessoren und ICs zu nutzen. Da ist nun nicht mehr möglich war AIX als Betriebssystem zu nutzen war nun ein anderes Betriebssystem vonnöten. IBM wandte sich daher der kleinen, eher unbekannten Firma Microsoft zu, die sich bis dahin einen guten Ruf für ihr BASIC erarbeitet hatten. Allerdings besaß Microsoft zu dieser Zeit kein Betriebssystem und Bill Gates selbst schickte IBM zu Digital Research, die zuvor bereits CP/M entwickelt hatten. Als die Unterhändler bei Digital Research eintrafen war der Präsident Gary Kildall des Unternehmens allerdings nicht zugegen und man versuchte mit der Ehefrau Dorothy Kildall schon vorausgehende Verhandlungen einzuleiten. Zu diesem Zwecke legten sie Dorothy eine Geheimhaltungserklärung vor, die bei Geschäften dieser Art durchaus üblich ist und lediglich versichert, dass beide Parteien nicht über die Kaufabsichten einer Partei Informationen preisgibt. Zusätzlich sollte das Papier die Verhandlungen auf einen späteren Zeitpunkt festsetzen, doch Dorothy wollte nichts unterschreiben, bevor ihr Mann wieder zugegen war. Die Unterhändler des mächtigen Konzerns warteten etliche Stunden, bis sie endgültig Digital Research verließen. Die Zukunft von Digital Research wäre sicherlich bis heute gesichert gewesen. Ob daraus jemals ein Eheproblem geworden ist, ist bis heute nicht sicher...

Microsoft selbst kaufte sich schlussendlich QDOS von Seattle Computer Products und variierte es soweit, um es an den IBM PC anzupassen. MS-DOS konnte nun CP/M-Programme starten und verwenden, CP/M jedoch konnte keine Programme für MS-DOS nutzen. Erst nach der Veröffentlichung des IBM PCs erkannte IBM, dass sie eine CP/M-Variante lizensiert hatten und zahlten dem eigentlichen Hersteller Digital Research 800.000$ für den Verzicht auf Forderungen. MS-DOS selbst war für IBM ein schwerer Happen: das Betriebssystem war der Konkurrenz hoffnungslos unterlegen und selbst der Prozessorhersteller Intel kam zu einem vernichtenden Urteil über das OS. Obwohl es das schwächste Glied in der Kette war, konnte es den Siegeszug des Systems nichts aufhalten. Die Idee der offenen Architektur und das Innenleben sorgten für einen Ausgleich. Vor allem aber war der Ruf von IBM nicht zu unterschätzen. Im Gegensatz zu den Konkurrenten war das Unternehmen weltweit bekannt und geschätzt und die Kunden warteten auf einen Rechner aus diesem Haus, der auch bezahlbar war. Für damalige Zeiten war ein Computer aus dem Hause IBM für knapp 3000$ ein echtes Schnäppchen und das Unternehmen bot dem Kunden dafür auch einiges. Allerdings bedeutete dies nicht, dass der Preis, im Gegensatz zu anderen Computern jener Zeit, markttauglich gewesen ist, denn die Konkurrenz war erheblich billiger.

Das Standard Modell PC 5150 konnte mit zwei verschiedenen Grafikkarten und Monitoren geordert werden: für farbige Grafiken stand eine CGA-Grafikkarte, samt Monitor zur Verfügung, die dem Anwender vier Farben zur Verfügung stellte. Optional war auch eine MDA (Monocrome Display Adapter)-Karte mit zugehörigen Monitor verfügbar. Ebenfalls war auch eine Bestückung mit beiden Grafikkarten und Monitoren möglich, wenn das genutzte Programm dies erlaubte. So nutzte beispielsweise Lotus 1-2-3 die CGA-Karte zur Darstellung von Grafiken, während der monochrome Monitor den Text lieferte. Es konnte jedoch durchaus auch sein, dass der Besitzer eines CGA-IBM-PCs gratis den MDA-Adapter erhielt, da IBM den Druckerport auf derselben Karte anbot.

Zur Zeit des Ur-PCs war Massenspeicher, besonders in Form von Festplatten, teuer, daher erklärt es sich von selbst, dass die ersten Modelle hauptsächlich mit Diskettenlaufwerken betrieben wurden. IBM hatte auch einen Kassettenrekorderanschluß zur Speicherung von Daten auf Kassette implementiert. So konnte auf kostengünstige Art Massenspeicher zur Verfügung gestellt werden. Jedoch konnten sich die Floppylaufwerke durchsetzen und die meisten verkauften PCs besaßen ein oder zwei Lufwerke vom Werk aus, trotzdem gab es auch die Möglichkeit das System ohne Laufwerk zu kaufen, wobei dann Datasetten als Massenspeicher fungiert hätten.

Schwieriger war jedoch der Betrieb einer Festplatte im 5150. Dies lag nicht an der Technik oder Platz, der durchaus vorhanden war. Vielmehr war das Netzteil dem entstehenden Strombedarf nicht mehr gewachsen und musste durch ein leistungsstärkeres Netzteil ausgetauscht werden. Sollte die Festplatte jedoch extern betrieben werden, konnte dieses Problem umgangen werden, da die externe Platte eine eigene Stromversorgung besaß (IBM 5161 Expansion Chassis).

Zur Erweiterung des Systems standen fünf Steckkartenplätze zur Verfügung, mit dem Expansion Chassis sogar 12. Allerdings musste dann ein Steckplatz für eine Expansionkarte verwendet werden, die den Zugriff auf das IBM 5161 erlaubte. Zumeist waren mehrere Steckplätze bereits verbaut, da der PC modular aufgebaut war und die meisten Zusätze nicht auf dem Mainboard vorhanden waren, abgesehen von dem Tastatur- und Kassettenrekorderanschluß.

Der Standard IBM PC konnte werksseitig maximal 256 KByte Speicher nutzen. 64 KByte waren dabei direkt auf dem Motherboard untergebracht und drei weitere Bänke standen auf Erweiterungskarten zur Verfügung. Als Prozessor kam, wie bereits erwähnt, ein Intel 8088 zum Einsatz, die ab 1983 auch durch AMD-Versionen ersetzt waren. Getaktet wurde der Prozessor mit 4,77 MHz, was 4/3 des Taktes der amerikanischen Fernsehnorm NTSC entsprach (3,579 MHz). Findige Bastler ersetzten diesen durch einen NEC V20-Prozessor, der die Geschwindigkeit des Systems leicht anhob. Eine Leistungssteigerung war ebenfalls zu spüren, wenn ein Intel 8087-Coprozessor installiert wurde. Dieser beschleunigte arithmetische Berechnungen deutlich.

Zu Beginn existierten zwei Varianten im Verkauf, die sich in der Speichergröße unterschieden (16 KByte oder 64 KByte), wobei spätere PCs eher dem IBM XT ähnelten.

Jedoch war der Einstiegspreis des Systems deutlich zu hoch, auch wenn 64 KByte RAM, ein 5,25" Floppylaufwerk und ein Monitor im Preis enthalten waren. Fast um die Hälfte (1565$) günstiger wurde das System, wenn der Anwender auf Laufwerke und Monitor verzichtete und sich mit 16 KByte Speicher zufrieden gab (der PC konnte dann an einem Fernseher betrieben werden), allerdings waren das die wenigsten.

Der IBM PC 5150 war für das Unternehmen kein Topseller, aber seine Entstehung sicherte den Fortbestand bis in die heutige Zeit. Noch viele Merkmale des Ur-PCs sind in den heutigen Modellen vorhanden, beispielsweise die Abwärtskompatibilität (lange Zeit mussten Programme auch Generationen später zum Ur-PC kompatibel sein!) Dies lag jedoch weniger an IBM selbst, sondern vielmehr an der Lizenzpolitik, Microsoft und der offenen Systemarchitektur, die es ermöglichten, dass schon wenige Monate später zahlreiche Nachbauten dem System alle Türen öffnete und IBM als Entwickler leer ausging. Nur ein Unternehmen konnte daraus profotieren. Dank des Deals mit IBM wurde Microsoft eines der mächtigsten Unternehmen aller Zeiten.

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