Lucasfilm Games / LucasArts

Lucasfilm Games 2Ron Gilbert1985 war das Programmierteam noch ein kleiner Haufen gemeinsamer Programmierer. Mit Labyrinth hatte die Firma schon ein respektables Adventure der Masse der Computerspieler vorgelegt, doch sollte erst der "Nachfolger" den Ruhm für Lucasfilm Games endgültig begründen. Doch dazu benötigte das Spiel ein solides Grundgerüst in Form einer anpassungsfähigen Engine und einen fähigen Programmierer. Dies alles erhielt Lucasfilm Games 1985 mit der Einstellung von Ron Gilbert in der Firma. Ron Gilbert war bereits seit den frühen Jahren der 1980er in der Computerindustrie unterwegs. Seine ersten Spiele entwickelte er mit einem selbst erdachten Programm namens Graphic Basics, welches er später an Human Engineered Software verkaufte, die auch bereit waren ihn nach seinem Abschluss des Informatikstudiums sofort anzustellen. Doch bevor auch nur eines seiner Spiele der Veröffentlichung entgegensah, schloß auch diese Firma für immer ihre Pforten.

Maniac MansionDoch Ron Gilbert konnte sich auf sein Talent und seine Ideen verlassen. 1985 wurde er von Lucasfilm Games angeheuert ein neues Spiel aus der Taufe zu heben. Hierfür entwickelte er, gemeinsam mit Gary Winnick, das Konzept für Maniac Mansion. Doch um das Spiel zu entwickeln, benötigte Ron ein besagtes Grundgerüst, das er, gemeinsam mit Aric Wilmunder programmierte und das unter dem Namen SCUMM (Script Utility for Maniac Mansion = Scripterstellungswerkzeug für Maniac Mansion) weltweit Bekanntheit erlangen sollte.

Maniac Mansion Animation 1Bevor SCUMM entwickelt wurde war es notwendig für jedes Spiel eine eigene Verison pro Computer zu entwerfen. SCUMM umging das Problem, indem es eine virtuelle Maschine darstellte, die an das jeweilige Computersystem angepasst werden musste. Folglich konnten alle weiteren Ressourcen des Spiels so geschrieben werden, dass sie systemunabhängig waren. Somit konnten sich die Gamedesigner auf die "wichtigen" Dinge, wie das Spielkonzept und Gameplay konzentrieren. Auch sonst war SCUMM ein mächtiges Tool: neben einfachen und klaren Befehlen beherrschte es auch Multitasking, mit dem mehrere Aktionen parallelisiert werden konnten.

Das wichtigste für jene Zeit war jedoch der Umstand, dass Lucasfilm Games ein Adventure erstellen konnte, dass grafikorientiert dargestellt werden konnte. Dies lies die Adventuresparte jener Zeit, die mit Textadventures den Markt dominierten, regelrecht alt aussehen. Mit Maniac Mansion wirbelte Lucasfilm Games das Genre kräftig um. Spieler konnten die gewählten Aktionen nun nicht mehr im Gedanken entstehe, sondern konnten eine Reaktion auf ihre Befehle visuell erfahren. Zudem ermöglichte Maniac Mansion das Adventure auf unterschiedliche Art und Weise zu lösen. Sechs Jugendliche konnten hierfür ausgewählt und mit jedem war eine andere Herangehensweise möglich. Das förderte den Wiederspielwert unermesslich. Nicht umsonst ist auch heute noch Maniac Mansion jedem Adventurefan ein Begriff.

Maniac Mansion Animation 3Das Spiel handelt von der Entführung Sandys, der Freundin von Dave, der einen der Spielfiguren darstellt. Sandy wurde von Dr. Fred Edison entführt, der sie für wissenschaftliche Experimente nutzen will, zu denen er und seine Familie durch einen ausserirdischen Meteor gezwungen wird. Für die Befreiung kann Dave zwei weitere Spielfiguren auswählen. Hieraus ergibt sich eine große Anzahl von z.T. nutzlosen Gegenständen (sogenannten Roten Heringen), die nur mit anderen Spielfiguren und Lösungswegen genutzt werden könnten.

Das Spiel benutzte zur Steuerung der Spielfiguren den Joystick und war in seinem Aufbau dreigeteilt. Oben war eine Textzeile zur Darstellung von Texten vorhanden, die direkt unterhalb einen Grafikteil hatte. Hier konnte die Figur gesteuert werden. Unterhalb dieses Grafikteils war ein Block mit sämtlichen nutzbaren Verben (insgesamt 15 Verben) vorhanden. Durch das anklicken der Verben und der unterschiedlichen Objekte konnten Aktionen ausgeführt werden.

Schon hier zeigte Lucasfilm Games und besonders Ron Gilbert ihren unnachahmlichen Sinn für Humor. Nicht nur die Story strotze vor Humor, auch die Running Gags fanden hier bei der Firma Einzug, die diese über viele Jahre und Spiele weiter pflegte. In diesem Zusammenhang kommt auch in späteren Adventures die Frage nach dem Benzin für die Kettensäge immer wieder auf. Die Kettensäge war eines der roten Heringe im Spiel, die aber von keiner Figur wirklich genutzt werden konnte, da in diesem Spiel kein Benzin "hineinprogrammiert" worden war. Trotz allem hielt sich in der ganzen Spielewelt immer wieder das Gerücht, das es für das Spiel tatsächlich Benzin gab. Lucasfilm Games nutzte diese "Theorien" für Running Gags in ihren weiteren Spielen, wie beispielsweise in Zak MacKracken und Monkey Island 2: LeChuck's Revenge.

ChuckAber auch Chuck, die Pflanze gab hier ihren ersten großen Auftritt, sie steht in der Bibliothek im Maniac Mansion. Zu Beginn erscheint die Pflanze eine gewöhnliche zu sein, doch versucht man diese zu nutzen oder zu untersuchen gibt das Spiel die Information heraus, das es Chuck ist. Chuck ist jedoch nicht mit der fleischfressenden Pflanze bei der Schreibmaschine zu verwechseln. Chucks Karriere begann einen steilen Aufstieg (für eine Pflanze oder einen Running Gag) mit den Auftritten in Indiana Jones and the last Crusade (im Haus von Henry Jones). Witziges Detail hierbei ist, das in der Demoversion des Indy III-Adventures die Pflanze sogar LeChuck (Bösewicht der Monkey Island Saga) genannt wird. Chuck ist im Maniac Mansion-Nachfolger Day of the Tentacle ebenso dabei, wie auch im dritten Teil von Monkey Island.

Steve Arnold, der General Manager von LucasFilm sagte dazu, dass er die Programmierer immer wieder dazu bewegte Chuck in diversen Spielen einzubauen. Da in Maniac Mansion jedoch keine weitere Figur mit diesem Namen eingebaut werden konnte, erhielt die Pflanze den Namen.

Als weiterer Gag ist hierbei der Fractulaner zu nennen, der sichtbar wird, wenn das Teleskop in eine andere Richtung justiert wird. Diese Figur entstammt dem früheren Lucasfilm Game Rescue on Fractalus. Insgesamt war Maniac Mansion überaus erfolgreich. Das Spiel führte zu einer leidlichen und schnell abgesetzten Show gleichen Namens.

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