Commodore C 116
Prozessor und Taktrate | MOS 7501 (1,76 MHz) | |
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Arbeitsspeicher | 16 KByte | |
ROM | 32 KByte | |
Grafikchip | TED | |
Auflösung bei maximalen Farben | 320 x 200 (121 Farben) | |
Soundchip | TED | |
Soundkanäle | 2 (4 Oktaven) | |
Gehäuseform | Tastaturgehäuse | |
Laufwerke | Datasette im Bundle enthalten | |
Anzeige | TV | |
Erweiterbar mit | Floppylaufwerk, Drucker, Datasette, Joystick | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1984 | |
Betriebssystem | BASIC 3.5 | |
Besonderheiten | Bewertung |
Als Jack Tramiel sein eigenes Unternehmen verlassen musste, hinterließ er ein gesundes Unternehmen mit deutlichen Marktanteilen. In seiner Regierungszeit hatte Commodore den Sprung nach vorn mit Bravour gemeistert und es dem einfachen Menschen ermöglicht, das mysteriöse Wesen Computer in den eigenen vier Wänden zu nutzen. Der PET war der erste Computer für die Massen, noch vor dem Apple II. Den nächsten Meilenstein unter seiner Führung stellte der VC 20 dar. Mit diesem durchbrach ein Computer zum ersten Mal die magische Barriere von 1 Million verkauften Einheiten. Und sein Nachfolger, der C64, schraubte diesen Rekord in bis heute nicht wieder erreichte Höhen. Tramiel regierte das Unternehmen, der Aufsichtsrat hatte bis dahin keine wirkliche Funktion. Als Jack jedoch versuchte seine Söhne in diesem zu positionieren, regte sich heftiger Widerstand, der in letzter Konsequenz dazu führte, dass Tramiel seinen Posten verlor. Mit neuen „Freiheiten“ ausgestattet, begann das Unternehmen nun auch den Versuch einer Neuorientierung auf dem Computermarkt.
Die Konkurrenz war in den frühen 1980ern enorm gewachsen. Zahllose Hersteller buhlten um die Käufer. Noch immer war der C64 der stärkste Umsatzfaktor des Unternehmens und auch der VC 20 erwirtschaftete noch einen guten Gewinn. Lediglich der Business Sektor schwächelte enorm: mit dem Modell 5150 hatte IBM weit ausgeholt und quasi im Handstreich den Business Sektor unter Kontrolle gebracht. Der Chefetage war klar, dass die bestehenden Modelle nicht ewig den Markt dominieren konnten. Daher war es notwendig neue Modelle auf den Markt zu werfen. Allerdings war diese Sicht nicht neu, Jack Tramiel selbst hatte schon früher darauf aufmerksam gemacht und neue Entwicklungen gefördert, unter anderem die 264 Modellreihe, die zu Beginn den VC 20 und C64 ablösen sollte. Diese Modelle sollten die Zukunft des Unternehmens repräsentieren. Mit der Zeit (und dem Abgang des Gründers) wurde die neue Generation jedoch zusammengestrichen und statt der Modelle 232, 264 und 364 entstanden unter Bill Herd, der mit dem C 128 sein größtes Werk schuf, die Modelle C 16, C 116 und Plus/4. Die Vermutung, dass Commodore den Entwürfen einfach neue Namen auf die Etiketten schrieb, mag im ersten Augenblick nahe liegen. Richtig ist hingegen, dass alle drei neuen Modelle auf der Entwicklungsreihe 264 basierten und die Entwicklungen 232 und 364 zu Grabe getragen wurden.
Somit war auch der C 116 ein Derivat der gleichen Entwicklung und Commodore festigte erneut seinen Ruf als Unternehmen, das aus einem Modell jeden Cent ausbeuten würde. Wozu drei Modelle entwickeln, wenn es möglich war, aus einer Entwicklungsstudie drei Computer herzustellen? Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass der C116 seinen Brüdern äußerst ähnlich war. Alle drei Modelle setzten auf einen MOS 7501 als CPU. Dieser erhielt mit dem TED (Text Editor) einen Chip zur Seite gestellt, der für sämtliche Aufgaben im Bereich Grafik, Sound und I/O zuständig war. Mit nur 16 KByte RAM war der C 116 exakt ausgestattet wie sein Bruder C 16, der zu dieser Zeit als kostengünstiges Einstiegsgerät dienen sollte und somit das wahre Erbe des VC 20 darstellte. Commodore ging jedoch noch einen Schritt weiter. Wenn es Kleinst-Computer, wie den ZX 81 gab, wieso sollte dann Commodore nicht auch hier versuchen den Markt zu dominieren? Der C 116 ist damit als Konkurrent zu den Modellen aus dem Haus Sinclair zu betrachten. Der Verkaufspreis von etwa 100 € spricht ebenso dafür, wie die Ausstattung des Systems, das mit einer Gummitastatur keinem bisherigen Modell des Entwicklers entspricht, sondern sich an der ZX Reihe des Unternehmens Sinclair orientiert.
Auch die weitere Ausstattung (zwei Tonkanäle, BASIC 3.5) entsprach seinen nächsten Verwandten und verdammte ihn ebenso. Commodore entwickelte mit der 264 Reihe eine Computerfamilie, die zu nichts kompatibel war. Lediglich innerhalb der Reihe konnten Programme gemeinsam genutzt werden, wenn der limitierte Speicher der kleinen Modelle es zuließ. Dies bedeutete, dass ein neuer Markt geschaffen werden musste. Die Softwarehäuser waren allerdings keineswegs erpicht darauf diesen zu bedienen. Die Modelle VC 20 und C64 waren bereits etabliert und versprachen einen guten Umsatz, der bei den neuen Modellen nicht gegeben war.
Auch die Computermagazine wirkten in ihren Berichten mehr als irritiert: hatte der Plus/4 als Flaggschiff bereits erhebliche Breitseiten einstecken müssen, kamen die Einsteigermodelle, vor allem aber der C 116 deutlich schlechter weg. Sie gingen, wenn man bei der maritimen Metapher bleibt, bereits beim Stapellauf mit wehenden Fahnen unter. Denn auch der Computermarkt hatte sich geändert. War der VC 20 zu seiner Zeit mit 5 KByte noch erträglich, war 1984 ein Computer unter 64 KByte Arbeitsspeicher undenkbar. Rückblickend betrachtet ist es unwahrscheinlich, dass dies bei Commodore nicht erkannt worden ist. Viel wahrscheinlicher ist, dass Commodores Optimismus siegte, da bisher alle Modelle einen Abnehmer fanden. Rückschläge in dieser Art kannte man zuvor nicht und man war sich sicher die gefertigten Computer zu verkaufen, weil das C-Logo auf ihnen prangte.
Zudem muss zur Rettung des C 116 gesagt werden, dass dieser noch vor dem C 16 und dem Plus/4 konzipiert worden war. Der TED-Chip wurde ursprünglich eigens für diesen Low-End-Computer entworfen. Dennoch war die Idee sinnlos, da der Markt sich weiter entwickelt hatte.
Die Modelle der Reihe 264 waren die ersten Niederlagen des erfolgsverwöhnten Unternehmens, keineswegs jedoch die letzten. Vielmehr waren sie der Auftakt, die schließlich zum Amiga 600 führten, der den letzten sinnlosen Versuch darstellte aus veralteter Technik noch etwas zu verdienen. Sicherlich war Commodore auch zuvor dafür bekannt, immer und immer wieder alte Technik neu aufzupolieren und zu repräsentieren, dennoch fand sich bis dahin immer ein Abnehmer. Mit 264 endete das Verständnis der Käufer.