Sinclair ZX81
Prozessor und Taktrate | Zilog Z80A (3,5 MHz) | |
---|---|---|
Arbeitsspeicher | 1 KByte (max. 64 KByte) | |
ROM | 8 KByte | |
Grafikchip | ?? | |
Auflösung bei maximalen Farben | 64 x 44 (schwarz/weiss) | |
Soundchip | Kein Soundchip | |
Soundkanäle | - | |
Gehäuseform | Tastaturgehäuse | |
Laufwerke | Keines | |
Anzeige | TV | |
Erweiterbar mit | ZX Printer, Speichererweiterung, Drucker, Gummitastatur, Festplatte, etc. | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | Juni 1981 / 60 £ | |
Betriebssystem | Sinclair BASIC | |
Besonderheiten | Bewertung |
Die Entwicklung des ZX81 begann schon vor der Veröffentlichung des ZX80, seinem direktem Vorgänger. Dem Unternehmen war klar, dass eine Reduzierung der Komponenten automatisch auch eine Kostenreduzierung darstellen konnte. Sinclair beauftragte Jim Westwood, seines Zeichens Chefingenieur des Unternehmens, dieses Problem anzugehen und darüber hinaus einige ärgerliche Fehler des ZX80 auszumerzen. Bei der Untersuchung des Modells kamen alle Beteiligten zu der Erkenntnis, dass es möglich war die Kosten erheblich zu senken, wenn 18 Chips des ZX80 zu einem einzigen zusammengefügt würden. Dabei dachten die Entwickler auch daran, dass es erheblich einfacher wäre diesen zu modifizieren, anstatt eine Vielzahl von Chips für jeden neuen Computer einzeln zu entwerfen. Das Unternehmen Ferranti produzierte dann diesen neuen Chip und waren sichtlich beeindruckt: der fertige ZX81 benötigte für sämtliche Funktionen vier Chips, während der TRS-80 von Tandy für die gleichen Funktionen 44 Chips benötigte! Dies hatte jedoch auch Schattenseiten: zwar wurden nur 70 % des Chips wirklich genutzt, jedoch entschied sich Sinclair dazu die volle Performance auszukosten, was zu einem thermalen Problem führte. Zyniker behaupteten schon damals, dass der ZX81 nur durch das balancieren einer kalten Milchpackung auf dem Gehäuse zu kühlen sei.
Überhaupt war das Design des Gehäuses zweischneidig. Zwar konnte die Qualität des Gehäuses, aufgrund eines neuen Verfahrens, erheblich gesteigert werden, allerdings ließ die Tastatur noch immer zu wünschen übrig. Wie auch bei seinem Vorgänger setzte das Unternehmen auf eine Membrantastatur, statt auf echte Schreibmachinentasten.
Am 5. März 1981 veröffentlichte Sinclair den ZX81, wie schon zuvor in zwei Versionen: fertig zusammengebaut oder als Selbstbaukit, das im Preis erheblich günstiger war. Gerfertigt wurden beide Versionen von Timex, einem bekannten Hersteller von Uhren. Das Unternehmen war nicht die erste Wahl seitens Sinclair, da sie zuvor wenig Erfahrungen mit dem Bau von elektronischen Geräten hatten. Allerdings produzierte das Unternehmen seit 1980 auch den ZX80, da sie selbst ein neues Betätigungsfeld suchten. Geplant war der Bau von monatlich 10.000 Einheiten des ZX81, die später auf 30.000 Einheiten erhöht werden sollte. Jedoch hatte Timex erhebliche Schwierigkeiten den tatsächlichen Bedarf zu decken, der weitaus höher lag. Kunden, die den Computer per Post bestellten, hatten eine Lieferzeit von bis zu neun Wochen zu überbrücken. Erst nach fünf Monaten konnte Timex das Problem in den Griff bekommen und lieferte jeden ZX81 in einem Zeitrahmen von maximal 28 Tagen, wie es zuvor geplant war. Zusätzlich bot man allen Besitzern eines ZX80 oder aber jenen, die bereits einen ZX80 bestellt hatten, ein Upgradeangebot: Kunden, die den ZX80 maximal zwei Wochen vor Veröffentlichung des ZX81 bestellt hatten, bekamen automatisch einen ZX81. Besitzer des Vorgängers konnten für 20 £ das neue ROM bestellen und so ihren Computer auf den Stand eines ZX81 bringen.
Gegenüber seinem Vorgänger verdoppelte sich das ROM auf acht KByte und erlaubte nun die Nutzung eines verbesserten ANSI Minimal BASIC. Das neue ROM beherrschte nun auch trigonometrische und Fließkommaberechnungen und stellte damit seinen Vorgänger in den Schatten, der nur mit ganzen Zahlen operieren konnte. Äußerst praktisch war auch der Syntax Checker, der falsche Eingaben im BASIC sofort erkannte. Die meisten Interpreter konnten das nicht und wiesen auf Fehler nur dann hin, wenn das Programm bereits gestartet war. Mit allen Verbesserungen entstanden aber auch ärgerliche Fehler, wie beispielsweise der "square-root bug". Der Chefentwickler Grant war hierfür verantwortlich. Dieser Fehler "errechnete" für die Quadratwurzel von 0,25 den Wert 1,3591409. Verantwortlich hierfür war der Programmcode des ZX-Druckers, der ebenfalls in das ROM integriert wurde. Der Fehler konnte zwar behoben werden, änderte jedoch nichts daran, dass Sinclair nach einigen Kontroversen den ersten ZX81-Käufern eine überarbeitete Version überreichen musste. Auch die Haltbarkeit des Modells war äusserst problematisch und zahlreiche Anbieter kauften mehr Maschinen, als notwendig, um so schnell und unkompliziert defekte Maschinen auszutauschen. In den U.S.A. war das Problem so dramatisch, dass nur 1/3 aller ZX81 wirklich funktionierten. Interne Studien des Unternehmens zeigten jedoch auf, dass tatsächlich nur 2,4 % der fertigen ZX81 defekt zurückgesandt werden mussten. Bei edn Selbstbau-Kits lag die Ausfallquote bei 13%. Sir Clive Sinclair wehrte sich daher strikt gegen irgendwelche Äusserungen bezüglich der Ausfallsicherheit ("Wir haben die niedrigste Ausfallrate der Welt und dies daran, dass wir alles tun, um die Qualität zu sichern. Der ZX81 ist ein Wunder der Effizienz, alle 10 Sekunden wir ein Modell hergestellt. Sie durchlaufen die unglaublichste Qualitätskontrolle. Zudem benötigen wir weniger Komponenten als alle anderen. Wir benötigen nur vier Chips, wo jeder andere 40 benötigt."). Tatsächlich waren die höheren Ausfallquoten bei den Selbstbau-Kits auf unsachgemäßen Zusammenbau zurück zu führen. Sinclair gab leidglich zu, dass ein Problem mit den Netzteilen bestehen würde (bei beiden Versionen). Allerdings war ein Problem gravierender: Sinclairs Kundenservice. Robin Clarke, Redakteur des Magazins New Scientist beschrieb ihn als einen der schlechtesten Services überhaupt. Die Financial Times gab an, das die Büros des Unternehmens mit eingeschickten Computern überfüllt sei und es Monate dauern würde, diese zu reparieren. Sinclair erwies sich damit keinen guten Dienst, fiel deren Reputation rapide.
Großartige Reaktionen erhielt jedoch das BASIC Handbuch, das in verständlicher und einfacher Weise das Thema Programmiersprachen dem Anwender zuführte. Kein Thema wurde ausgelassen und jedes Thema war übergreifend abgedeckt und erfahrene Benutzer konnten auch erweiterte Funktionen benutzen.
Dies war sicherlich auch einer der Gründe, warum der ZX81 so erfolgreich war. Zusätzlich half mit Sicherheit die Marketingkampagne, die auch Menschen an den Computer führte, die zuvor zu dieser elektronischen Spielerei keinen Bezug hatten. Clive Sinclair sagte dazu in einem Interview 182 (mit dem Magazin Your Computer): "Es existieren zwei große Märkte. Das sind jene mit diesem Hobby und der Mann auf der Straße. Der Hobbynutzer war eine todsichere Sache. Wir wussten, wir würden ihn (den ZX81) an diesem verkaufen können, weil wir damit so viel Erfahrung hatten und ein besseres Produkt anboten. Der Mann von der Straße war weniger ein potentieller Kunde. Es gab aber die Hoffnung, dass, wenn wir ihm einen Computer anböten, plus einem Handbuch zu einem vernünftigen Preis, er diesen bestellen würde - was er dann auch tat."
Zu diesem Zwecke entwickelte Sinclair groß angelegte Werbekampagnen. Auch wenn Sinclair Research ein relativ kleines Unternehmen war hatte es schon immer auf groß angelegte Werbungen gesetzt, die die Werbekampagnen der anderen Unternehmen stark in den Schatten stellten. Doppelseitige Anzeigen stellten den ZX81 stark in den Vordergrund und verkündeten mit großen Lettern den kleinen Preis. Der Werbeslogan lautete: Sinclair ZX81 Personal Computer - das Herz eines Systems, das mit dir wächst. In den vereinigten Staaten von Amerika wurde die Werbung noch deutlicher: "Für weniger als 100 $ startet der Sinclair ZX81 mit ihnen das "personal computing" genau jetzt. Ihre Kinder gewinnen Verständnis für Computer, von dem sie für den Rest ihres Lebens profitieren können. Und Sie können Entscheidungen zum Kauf und Nutzen eines Computers zu treffen, sowohl für ihre Karriere als auch privat."
Nicht nur mit dieser Werbestrategie griff Sinclair den Markt der Heimcomputer aggressiv an. Der Preis war entscheidender geworden, als die Technik, die hinter dem Computer stand. Dies war im übrigen üblich in der gesamten Zeit der Firma. Bereits für 49,95 £ (als Kit) war der ZX81 zu kaufen (ein zusammengebauter ZX81 kostete 69,95 £) und bereitete den Mitbewerbern Acorn, Apple, Commodore und Tandy sicherlich herbe Kopfschmerzen. Und diese waren berechtigt, verkaufte das Unternehmen insgesamt über 1,5 Millionen Einheiten, obwohl zwar Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger deutlich zu sehen waren, jedoch war der RAM äusserst knapp und die Ausfallsicherheit, selbst bei den Modellen, die für Magazine getestet wurden, einfach nicht gegeben (Your Computer bekam zwei Mal den Computer gewechselt, bevor ein Testbericht überhaupt entstehen konnte...). Zudem war die Gesamtperformance deutlich geringer als die der Konkurrenz, wenn es sich um das Basispaket handelte.
Allerdings entstand eine große Anzahl an Zusatzgeräten und Software, die sogar Sir Clive Sinclair erstaunte. Allerdings nutzte er die Nachfrage in keinster Weise aus und übertrug so den Drittherstellern einen äusserst lukrativen Markt. Mit dieser Entscheidung verpasste Sinclair viel Potential, vor allem im Hinblick auf die spätere Zukunft des Unternehmens. Beispielsweise entdeckte W.H. Smith, dass simple Monokassettenrekorder weitaus besser als Massenspeichergaräte arbeiteten, als teure Hi-Fi-Kassettendecks. Mit dieser Erkenntnis kaufte Smith palettenweise billige Kassettenrekorder auf dem asiatischen Markt, versah sie mit einem neuen Logo und verkaufte sie, mit erheblichem Aufschlag, als Datenrekorder. nnerhalb von 18 Monaten konnten so mehr als 100.000 Geräte verkauft werden.
Sinclair Research selbst verkaufte lediglich zwei Erweiterungen. Zum einem existierte das 16 KByte RAM Pack (das allerdings lediglich eine ZX80-Erweiterung war, die ein neues Typenschild bekam und 49,95 £ kostete), sowie der ZX Printer. Dieser Drucker nutzte Aluminium-ummanteltes Papier und war wegen seiner schlechten Qualität bekannt. Durch eine elektrische Entladung an zwei Fühlern wurde das jeweilige Zeichen auf das Aluminium gebrannt und machte das darunter liegende schwarze Papier sichtbar. Waren die ersten Ausdrucke noch passabel, verschlechterte sich die Augabequalität mit jedem Druckvorgang. Jedoch war solch ein Drucker bereits für 49,95 £ erhältlich. Beide Erweiterungen wurden am Edge Connector in das System eingebunden. Vor allem das RAM Pack war dafür bekannt oft aus seinem Steckplatz zu rutschen und einen Systemabsturz zu verursachen und alle nicht gesicherten Daten zu verlieren. Not macht erfinderisch und viele Käufer wurden zu wahren Genies bei der sicheren Befestigung des RAM Packs (Klebeband, Gummiband, Kaugummi etc.)
Die Dritthersteller nutzten jegliche Mängel des System und statteten nebenbei das System mit Fähigkeiten aus, die zuvor bei Sinclair nicht bedacht wurden. So existierten Tastaturumbaukits, die dem ZX81 eine Gummitastatur lieferten, die den Schreibkomfort erheblich verbesserte, Speichererweiterungen bis zu 64 KByte (und ohne weitere Haltevorrichtungen!), bessere Drucker und sogar Festplattenschnittstellen, die für Clive Sinclair undenkbar waren. Nicht aufgrund von technischen Schwierigkeiten, sondern vielmehr, das dies für solch einen Computer niemals notwendig wäre. Weit über 200 unabhängige Unternehmen stellten zudem Hardwareprodukte, einzig für diesen Computer, her.
Innerhalb eines Jahres besaß der ZX81 eine Software-Bibliothek, die sich vor der Konkurrenz nicht verstecken musste. Im Laufe seiner Existenz konnte der Computer auf tausende von programmen zugreifen. Wurden viele auf Kassetten oder Disketten verkauft, existierten auch viele Magazine, die seitenlange Listings anboten, die nur abgetippt werden mussten. Es entstand auch eine Reihe später bekannter Programmierer, die im "Kinderzimmer" ihre ersten Ideen umsetzten, sie kopierten und dann verkauften. Es war durchaus möglich, wie ICL zeigte, innerhalb von drei Monaten 100.000 Kopien zu verkaufen. Auch wenn der ZX81 eigentlich keine Grafik darstellen konnte, findige Programmierer fanden (und finden) immer einen Weg. 3D Monster Maze, ein Spiel, das in BASIC und Maschinensprache geschrieben wurde, versetzte den Spieler in eine Ich-Perspektive innerhalb eines dreidimensionalen Labyrinths, der von einem Tyrannosaurus Rex verfolgt wurde.
Der ZX81 war ein voller Erfolg, die Größe wurde jedoch erst deutlich sichtbar, als im Januar 1982 Mike Johnstone eine Convention in der Westminster Central Hall organisierte. Ganze sieben Aussteller waren vor Ort und man erwartete eine hundert Besucher. Dies stellte soweit kein Problem dar, schliesslich konnte das Gebäude 650 Besucher aufnehmen. Tatsächlich kamen an diesem Tag weit mehr als 12.000 Besucher und die Polizei musste gerufen werden, um die Besucherströme zu lenken. Viele Besucher kamen aus ganz England und warteten bis zu drei Stunden auf Einlass. Die sieben Aussteller verkauften ihre Hardware in solchen Mengen, dass sie den Erlös im vierstelligen Bereich errechnen mussten. Die Ware wurde schneller aus der Hand gerissen, als das sie aus den Paketen herausgenommen werden konnten.
Für Sinclair stellte sich der ZX81 als großer Wurf heraus. Hatten sie 1980/81 einen Umsatz von 4,6 Millionen Pfund, steigerte sich dieser bis 1981/82 auf 27,17 Millionen Pfund. Clive Sinclair selbst erging es nicht schlechter: neben seinem Jahreseinkommen von 13.000 £ erhielt er einen Bonus von 1.000.000 £, wurde von der Queen zum Ritter geschlagen und erhielt noch den "Young Businessman of the Year" Preis.
Der Sinclair ZX81 selbst veränderte, vor allem in Großbritannien, das Leben entscheidend. Computing war plötzlich nicht nur ein Hobby von komischen Gesellen. Vom Leser der Sunday Times bis hin zum Leser der Sun (vergleichbar mit der Bild) waren plötzlich alle mit dem gleichen Computer beschäftigt. Den größten Anteil nahm jedoch die Gruppe der 30 jährigen ein, obwohl Umfragen ergeben hatten, dass der ZX81 meist für Bildungszwecke eingesetzt wurde.
Vor allem begann aber der Siegeszug der neuen Sprachen: waren die vorigen Sprachen zur Kommunikation verwendet worden, beherrschten die Computersprachen nun auch die Umsetzung von Ideen und konnten auch Anfängern alle Möglichkeiten bieten. Und der ZX81 war die Speerspitze dieses Erfolges in Großbritannien und trug maßgeblich zur Verbreitung des Computers im Alltag bei.
Zurück zum Menu Computer und Konsolen