Sierra On-Line

Sierra HQMyster House wurde ein unglaublicher Erfolg. Die Grafiken, auch wenn sie nur aus einfachen Strichen bestanden, die monochrom und ohne Animation auskamen, waren zu dieser Zeit unerreicht und noch nie dagewesen. Die Menschen liebten das Spiel, die Bestellung überhäuften sich, wie auch die Einnahmen. Insgesamt 15.000 Einheiten des Spiels konnte die junge Firma absetzen und nahmen circa 167.000 Dollar damit ein. Dies war für die damaligen Verhältnisse ein unerreichtes Ergebnis. Die Begeisterung ging soweit, dass das Telefon, selbst in der Nacht nicht mehr still stand, da alle Leute ihr Spiel kaufen wollten. Im Nachhinein stellte man fest, dass zwischen 30-40.000 Menschen nun ihre Telefonnummer kannten. Bereits im August 1980 konnten sie, mit einem Spiel, ihren Zukunftsplan bereits umsetzen und zogen aus Los Angeles. Sie zogen nach Coarsegold, Madeira County, blieben dabei aber im Bundesstaat Kalifornien. Ihen Wohnsitz nahmen sie südlich des Yosemites National Parks ein, wo Robertas Eltern eine Apfelplantage besaßen. Dort kaufte sich das Ehepaar ein Büro, oberhalb eines Kopierladens, um das private Telefon endlich zu entlasten. Der erste Mitarbeiter war John Williams, Kens Bruder, weitere Mitarbeiter wurden aus den Reihen der Freunde rekrutiert.

Time Zone TitleTime ZoneZu dieser Zeit kamen weitere Spiele der Firma auf den Markt, wie beispielsweise Wizard and the Princess, Time Zone und The dark Crystal, das auf dem gleichnamigen Jim Henson-Film basiert. Time Zone war zu dieser Zeit eines der "grössten" Spiele, es wurde auf sechs doppelseitigen Disketten ausgeliefert und konnte sieben Jahre lang den Rekord für das grösste Computerspiel für sich beanspruchen. Es umfasste 1500 Orte und 39 verschiedene Spielverläufe, um das Adventure zu lösen.
Neben dem traditionellen Adventure entwickelte die Firma aber auch eine Reihe von erfolgreichen Arcadegames als Lizenz, wie beispielsweise Frogger oder Jawbreaker. Jedoch wurde diese Spiele unter dem Label SierraVision entwickelt und vertrieben. Aber auch jenseits des Spielesektor kamen Produkte der Williams und deren Firma auf den Markt, wie der HomeWord Speller. Ken vor allem arbeitete ununterbrochen und hart, um genügend Wissen über die digitale Entertainmentindustrie zu bekommen, um die Firma in die richtige Richtung zu lenken. Seine Einstellung zu Heimcomputern hatte sich drastisch geändert. Hunderte von Briefen aus dem gesamten Land zeigten dem Ehepaar, wie wichtig ihre Spiele den Menschen geworden sind. Selbst der Apple-Mitgründer Steve Wozniak, den Ken sehr bewunderte, schrieb ihm einen Brief, in dem er ihm mitteilte, dass es für ihn ein Vergnügen ist, dass das Spiel auf einem Apple II entwickelt und spielbar ist.

In den frühen 80ern kämpften etliche Unternehmen um die Spitze im neuen und attraktiven Markt der Homecomputer. Vor allem einige Venture Capital-Unternehmen erlangten Kontrolle über Sierra On-Line, nach dem sich das Unternehmen Geld geliehen hatte, um die ersten Spiele zu entwickeln. Sie wollten das Unternehmen dazu bewegen, dass sie Cartridge-basierte Computer und Konsolen ihre Beachtung schenkten und investierten viel Kapital in die Entwicklung von Software für das VCS 2600, Coleco Adam oder dem VC-20. Die Investition lohnte sich nicht und in der Mitte des Jahres 1984 war Sierra On-Line am Rande des Bankrotts, das Ende der ersten Videospiel-Ära war angebrochen. Niemand interessierte sich mehr für die Videospiele der ersten Tage, die Zeit der ersten richtigen Heimcomputer hatte begonnen. Wie andere Firmen auch, saß Sierra nun auf einem Berg voller Cartridges, die niemand mehr haben wollte. Das Ende von Sierra On-Line stand kurz bevor.

IBM PCjr.Ein Jahr vor dieser Katastrophe hatte Sierra On-Line jedoch einen Vertrag mit IBM unterzeichnet. IBM wollte eine regelrechte Killerapplikation für ihr neustes Kind, dem PCjr.. IBM war bereit die gesamte Entwicklung zu finanzieren, die Lizenzen zu bezahlen und Werbung in Fernsehen zu schalten. Es war die Chance für Sierra, aber auch ein hohes Risiko. Trotz allem akzeptierten Ken und Roberta die Bedingungen und begannen gleich mit dem Projekt. Im Geiste des alten Spiels "The Wizard" and the princess erschuf Roberta ein klassisches Adventure mit Märchencharakter, das von einem Ritter handelte, der ein Königreich, durch das Finden von drei Schätzen, retten musste. Das Konzept beinhaltete farbige und animierte Grafiken, eine 3D-Perspektive, die es dem Spieler ermöglichte, sein Alter Ego direkt auf dem Bildschirm laufen zu lassen. Zusätzlich erhielt das Spiel einen fortschrittlicheren Textparser, der auch komplexere Aktionen des Spieler umsetzen konnte. Auch die musikalische Untermalung des Spiels durch die Sound-Hardware des PCjr. sollte umgesetzt werden. Insgesamt sollte das Spiel wie ein interaktiver Zeichentrickfilm den Spieler begeistern. Solch ein Spiel wurde zuvor noch nie realisiert und viele Leute glaubten nicht an die Umsetzbarkeit von Robertas Konzept innerhalb eines Spiels.

Um all die Grafiken, Texte und Programmcodes für das Spiel zusammenzupacken, benötigte Sierra wieder neue Programmiertools: AGI (Adventure Game Interpreter) erblickte das Licht der Welt. Alle Elemente des Spiels wurden so entwickelt, dass sie erst durch diesen Interpreter laufen mussten.. Daher war es dann auch möglich andere Spiele mit dem selben Programm zu entwickeln. So konnte man dann auch das gleiche Spiel, mit geringfügigen Änderungen, auch auf anderen Systemen, als PCjr. laufen lassen.

Kings Quest 1Tandy 1000Im Sommer 1984 wurde das Spiel unter dem Namen Kings Quest der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie auch Mystery House wurde Kings Quest ein grosser Erfolg für Sierra On-Line, die damit den Bankrott der Firma umgehen konnten. Für den PCjr. (Spitzname: Peanut, deutsch: Erdnuss) war es eines der erfolgreichsten Spiele, jedoch war dem System PCjr. an sich kein grosser Erfolg beschienen, dies lag an der Inkompatibilität zum PC, als auch am Start des Apple Macintosh. Dies bedeutete, trotz des Erfolges, ein weiterer ernster Schatten über Sierra. Jedoch rettete das Schicksal, in Form der Tandy Corporation und ihres Tandy 1000, 1985 erneut die Firma vor dem Untergang. Tandy stellte ihr neues Modell wenige Wochen nach dem Baustopp des PCjr. vor. Der Tandy 1000 war kompatibel zum PCjr., sowie MS-DOS und war damit der neue Lebensretter für die Firma der Williams. Der neue Tandy wurde der neue Marktführer für Homecomputer und alle wollten Kings Quest spielen. Dies verhalf Sierra wieder zu regelmäßigen Einnahmen und schon bald war Sierra wieder auf der Gewinnerstraße, und hielt sich dort bis zum Ende der 80er Jahre souverän.

Kings Quest 21985 stellte Sierra den Nachfolger ihres Lebensretters vor: Kings Quest II: Romancing the throne nutzte erneut AGI. Sierra zog nun endgültig aus dem Büro über dem Copyshop aus und verlegte die Räume in das neue Sierra Professional Studio, welches in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut wurde, als das Unternehmen sich weiter ausbreitete. Das nächste Jahr (1986) stellte eine Teamarbeit mit Disney in den Vordergrund, wollten doch beide Firmen Adventures speziell für Kinder auf den Markt bringen: Mickey's Space Adventure, The Black Cauldron and Winnie the Pooh in the Hundred Acre Wood. Am letzteren arbeitete Al Lowe mit und erstellte auch die Musik. Heute ist Al Lowe eher für Leisure Suit Larry bekannt.


Aber noch eine weitere Erfolgsserie startete in diesem Jahr zu einer kometenhaften Karriere in die Weiten des Weltalls...

 

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