NEC PC Engine / TurboGrafx 16
Prozessor und Taktrate | HuC6280A (7,16 MHz) | |
---|---|---|
Arbeitsspeicher | 8 KByte | |
ROM | ROM auf Modulen (max. 20 MBit) | |
Grafikchip |
|
|
Auflösung bei maximalen Farben | 256 x 240 (482 Farben) | |
Soundchip | HuC6280A | |
Soundkanäle | 6 PSG Kanäle | |
Gehäuseform | Konsole | |
Laufwerke | Speicherkarten-Slot | |
Anzeige | Fernseher, Monitor | |
Erweiterbar mit | CD-ROM², AV Booster, Super System Card, Arcade Card Pro, Backup Booster, | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1987-1995 / etwa 400 - 500 DM | |
Betriebssystem | eigenes | |
Besonderheiten | erste Konsole mit CD-ROM | Bewertung |
Nach dem Videogame-Crash 1983 hatte sich die Großzahl der Hardwarehersteller aus dieser Branche verabschiedet. In den Staaten versuchte lediglich Atari bis 1984 mit ihren Systemen weiter am Ball zu bleiben, jedoch vergeblich. Auch in Japan gab man nicht auf. Nintendo veröffentlichte bereits im Jahr 1983 das NES, das sich recht schnell verbreiten konnte. Seit 1985 versuchte sich auch Sega wieder auf diesem Markt mit dem Master System. Keine Frage, Interesse bestand überall und die Verkäufe zogen wieder stark an. Dies erkannte auch die NEC Corporation, die sich schon eine Weile in der Informations- und Unterhaltungsbranche tummelte. Gemeinsam mit dem Spiele-Entwickler Hudson Soft, die zuvor mit Spielen wie Lode Runner (NES) oder Bomberman (NES) Erfolge erzielten, schloss man sich zu einem Joint-Venture zusammen. NEC interessierte sich für Hudson Soft wohl auch, da das kleine Unternehmen der erste Fremdhersteller für das Nintendo Entertainment System darstellte und somit auch gute Kenntnisse über die Hardware besaß. Diese Kenntnisse waren so weitreichend, dass Hudson eigene Chipentwürfe entwickelte, die die grafischen Fähigkeiten des NES sichtlich gesteigert hätten. Doch Nintendo zeigte keinerlei Interesse, wohl aber NEC. Gemeinsam wollte man den Videogame-Markt neu aufrollen. Da Hudson Soft bereits die passenden Chips besaß, benötigte man lediglich das passende finanzielle Polster, das nun von NEC miteingebracht wurde.
Bereits das Gehäuse stand im krassen Gegensatz zur Konkurrenz. Das Nintendo Entertainment System erinnerte eher an einen kompakten, aber hohen Videorekorder, während das Master System von Sega eher wie eine Raumdekorierung aus Lord Vaders Privatgemächern anmutete. Die PC Engine hatte die Ausmaße eines tragbaren CD-Players und war somit deutlich kleiner. Auch der weiße Anstrich brillierte gegenüber dem schwarz und rot des Master Systems oder dem grauen Look der NES (jedoch sollte man Retro-Fans daran erinnern, dass das weiße Plastik nach all den Jahren sehr schnell einen Gelbstich bekommt!)
Im Inneren arbeiteten die von Nintendo verschmähten drei Custom Chips. Der HuC6280A arbeitete als Hauptprozessor mit 7,16 MHz, konnte jedoch per Software auch auf 1,79 MHz herunter getaktet werden. Die CPU war eine reine 8bit CPU und basierte auf dem WDC Chip 65C02, der wiederum eine aufgebohrte Variante des MOS 6502 darstellte und in dieser Form schon im Apple II, dem BBC Micro, dem Commodore C64 oder Atari 2600 seinen Dienst verrichtete. Deutlich potenter waren da schon seine beiden Co-Prozessoren, die 16bit breit angelegt waren. Der HuC6270A diente als Video Display Controller, während der HuC6260 als Video Color Encoder arbeitete. Die Arbeit wurde dabei also strikt geteilt und ermöglichte daher verbesserte Leistungen gegenüber der Konkurrenz.
8 KByte RAM standen dem System zur Verfügung, was nach heutigen Maßstäben äußerst dürftig erscheint. Jedoch hatte auch das Sega Master System 8 KByte, während das NES sogar nur 2 KByte besaß. Dafür konnte die PC Engine auf 64 KByte Video RAM verweisen, das bei der Konkurrenz entweder gar nicht (NES) oder in geringerer Menge (das Master System hatte 16 KByte) vorhanden war. Dies alles führte zu überragender grafischer Leistung. Bei einer Auflösung von 256 x 240 Pixel konnten 482 Farben (241 Hintergrundfarben und 241 Farben für die Sprites) aus einer Palette von 512 Farben genutzt werden, üblicherweise nutzte man jedoch 32 Farben. Auch soundtechnisch war die PC-Engine seinen Kontrahenten überlegen: mit sechs PSG Kanälen konnte die PC Engine der Konkurrenz den Marsch blasen.
Interessanterweise ging NEC bei den Datenträgern einen eigenen Weg und entsagte den platzraubenden Modulen völlig. Statt dieser verwendete man eigens entwickelte HUCards, die in der Größe einer Scheckkarte nicht unähnlich waren. HuCards wurden in den passenden Slot gesteckt und stellten 512 KByte zur Verfügung (später 2 MByte, mit SHu-Cards waren sogar 8 MByte möglich). Für 1987 war diese Speichermenge eigentlich mehr als ausreichend. NEC erkannte jedoch als erstes Unternehmen, dass Module und Speicherkarten nicht das beste Medium für Spiele waren, wenn man sich die Entwicklung der Spiel-Komplexität betrachtete. Mit jeder Generation war der Platzbedarf größer geworden. Das Unternehmen hatte wohlwissend der Konsole einen externen Port zur Seite gestellt. Über diesen konnte nun ein CD-ROM angeschlossen werden, dass bis zu 600 MByte große Games ermöglichte. NEC war 1989 ein Jahr nach der Veröffentlichung der eigentlichen Konsole zum Urvater der CD-Konsolen geworden. Doch man hatte sich ein wenig verrechnet. Mit einem Startpreis von etwa 1300 DM (Preis in Deutschland zu jener Zeit) konnten nur wenige Enthusiasten begeistert werden. Dies lag auch an den wenigen Software-Titeln (ganz drei Stück), die in keiner Weise das Medium wirklich ausreizten.
Dennoch war die Konsole an sich bereits kurz nach Verkaufsstart in aller Munde. Grafische Höchstleistungen, die das System beispielsweise mit der seinerzeit aktuellen Automaten-Umsetzung R-Type anbot, waren in dieser Form bisher nur in der Spielhalle zu finden. Besonders die 1:1 Umsetzung erstaunte nicht nur Spieler, sondern auch die Fachwelt. Doch eine Schwäche besaß das System von Beginn an. Der mangelnde Softwarenachschub bereitete Probleme, obwohl man sogar das NES als führende Konsole zeitweise bei den Verkaufszahlen auf den zweiten Platz verwies. Sicherlich lagen Nintendo und Sega technisch weit zurück, doch die Systeme waren anerkannt und bewährt, der Spielefluss kam nicht zum Erliegen. Hudson Soft sah sich also dazu gezwungen selbst für Nachschub zu sorgen. Mit der Bomberman Serie und anderen großartigen Titeln legte das Unternehmen nach und konnte nun allmählich auch andere Softwarehäuser überzeugen, die allerdings meist keine großen Namen in der Branche waren.
Nun schien das Joint Venture bereit zu sein auch den Rest der Spielewelt (zu jener Zeit Nordamerika und Europa) für das neue System zu erwärmen. Begonnen wurde in Nordamerika am 29. August 1989 während einer Veranstaltung im New Yorker Zollgebäude. Eigens für den neuen Start wurde nicht nur der Name des Systems verändert: auch mit einem neuen Gewand versuchte NEC Eindruck zu schinden. Das schwarze Plastikgehäuse, das nun auch in die Breite gegangen war, ähnelte nun mehr einem zukünftigen DSL-Modem (inklusive Router). Statt PC Engine prangte nun der Name TurboGrafx 16 an vorderster Stelle. Wahrscheinlich hatte die neue Konkurrenz aus dem Mutterland aufgeschreckt: Sega präsentierte bereits im Oktober 1988 mit dem Mega Drive eine echte 16bit Konsole, die sogar noch vor der PC Engine/TurboGrafx 16 in den USA (Januar 1989) auf den Markt kam. Sicherlich ist es richtig, wenn NEC mit der Zahl 16 auf die beiden 16bit Co-Prozessoren hinweist, tatsächlich ist das System jedoch noch immer eine 8bit Konsole. Die Namensänderung hatte aber auch einen anderen Hintergrund: nach Marktforschungen stellte sich heraus, dass die meisten Interessenten sich unter dem Namen PC Engine eine Erweiterung für einen PC vorstellten, aber keine Konsole.
Im Gegensatz zum japanischen Markt präsentierte NEC gleich zu Beginn auch das passende CD-ROM, das nun auch mit besseren Spielen aufwarten konnte. Mit Wonder Boy III: Monster Lair erschien eine bekannte Serie. Doch wie bei den HuCards zuvor stockte das CD-ROM Angebot und nur allmählich erschienen weitere Titel. Dafür konnte das CD-ROM mit anderen Werten glänzen. Kein anderes System oder Add-on besaß mehr Verpackungsmaterial pro Schachtel. Mindestens 85% des Inhaltes wanderte nach Entnahme des Laufwerks in den Müll.
NEC hatte die Konsole eigentlich als Konkurrent zu den 8bit Modellen der Häuser Sega und Nintendo entwickelt. Mit der Entwicklung des Mega Drives und der Präsentation des Super Nintendos verlor die PC Engine immer mehr an Boden. Auch konnte sich kein Anwender dafür begeistern, dass nur ein Joypad angeschlossen werden konnte. Hier war die Konkurrenz viel weiter (es gab auch einen 5-Player-Adapter für das System, dies verursachte jedoch weitere Kosten). Das beigelegte Spiel Keith Courage in Alpha Zones konnte mit dem Mega Drive Spiel Altered Beast in keiner Weise mithalten, von Nintendos Super Mario World für das SNES ganz zu schweigen. Konnte sich die PC Engine in Japan zwar gegen Sega durchsetzen war die Situation in Amerika und Europa genau umgekehrt.
Insgesamt verkaufte NEC bis 1995 etwa 10 Millionen Systeme weltweit. Hierbei sind alle anderen Versionen, die bis zum Ende 1995 entwickelt und auf den Markt veröffentlicht wurden, mit eingeschlossen.
Zurück zum Menu Computer und Konsolen