Texas Instruments TI 99/4A

TI 99/4A

Prozessor und Taktrate TI TMS 9900 (3,3 MHz)  
Arbeitsspeicher 256 Byte (max. 32 KByte)  
ROM 26 KByte  
Grafikchip TMS 9918 (16 KByte VRAM, als RAM genutzt)  
Auflösung bei maximalen Farben 256 x 192 (16 Farben)  
Soundchip ??  
Soundkanäle 3 (5 Oktaven) + 1 Rauschgenerator  
Gehäuseform Tastaturgehäuse  
Laufwerke Kassettenrekorderanschluss + Modulschacht  
Anzeige TV, Monitor  
Erweiterbar mit Speichererweiterung, Thermodrucker, PEB, Akkustikkoppler, Modulen, Schnittstellenkarten  
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis 1981 - 1984 / 525 $  
Betriebssystem TI BASIC  
Besonderheiten Letzter Computer des Unternehmens und zugleich ärgster Konkurrent des C64  
Bewertung
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Als der TI 99/4A der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ahnte noch niemand, dass dieses Modell mehr als zwei Millionen Käufer finden würde. Dennoch wird sein Name heutzutage eher mit dem Preiskrieg zwischen Texas Instruments und Commodore in Verbindung gebracht. Dabei hatte das ungewöhnliche Design (Gehäuse im gebürsteten Edelstahl-Look mit schwarzen Applikationen) weitaus mehr zu bieten, als man eigentlich vermuten würde, obwohl das Modell lediglich eine überarbeitete Version des Vorgängers TI 99/4 darstellte. Gegenüber diesem war er mit einem verbesserten Videoprozessor ausgestattet worden. Aber auch die Tastatur wurde anwendungsfreundlicher gestaltet (Schreibmaschinen-, statt Radiergummitasten). Grundsätzlich beherrschte das Modell mit Groß- und Kleinschreibung ein Feature, das bisher schmerzlich vermisst wurde. Insgesamt war sonst wenig verändert worden.

Statt, wie seine Konkurrenten, auf die typischen Verdächtigen MOS 6502 oder Zilog Z80 als Hauptprozessor zu setzen, wählte man bei den Texanern lieber einen hauseignen Entwurf als Basis des Systems. Der TMS9900 arbeitete mit 3 MHz und war einer der ersten Vertreter aus den Reihen der 16bit Prozessoren und besaß einen 16bit breiten Datenbus, sowie drei interne 16bit Register, die alle gemeinsam auf einen externen Speicher zugriffen. Dies beschleunigte den Datenzugriff enorm, mussten bisherige Prozessoren erst in mehreren Schritten die Daten bearbeiten und abspeichern, bevor ein Register wieder darauf zugreifen konnte. Da zu jener Zeit das RAM schneller arbeitete als der Prozessor, machte dies durchaus Sinn. Gegenüber dem Intel 8086, der zu dieser Zeit beispielsweise von IBM im IBM 5150 als modifizierte Version (Intel 8088) genutzt wurde, waren daher deutliche Geschwindigkeitssteigerungen zu beobachten zudem waren die Programme erheblich kleiner. Obwohl 16bit zur Verfügung standen, waren nur das ROM und der spezielle 256 Bytes RAM-Bereich für die Register (Scratchpad-RAM genannt) an diesen angebunden. Dies war auch der einzige Speicher, auf den der Hauptprozessor direkt zugreifen konnte. Somit musste, um Programme überhaupt nutzen zu können, der Videospeicher als erweiterter Speicher angesprochen werden, ein umständlicher Weg. Der Video RAM, sowie die Zusatzgeräte, waren nur mit einer 8bit großen Verbindung angeschlossen, die durch einen "16 zu 8 bit" Multiplexer liefen. Dies bedeutete, dass Speicheranfragen grundsätzlich zwei Zyklen benötigten. Findige Bastler konstruierten später Speichererweiterungen, die direkt auf die ROM Chips aufgelötet wurden (Piggybacking) und so 32 KByte 16bit RAM zur Verfügung stellten. Jedoch bedeuteten diese beiden Einschränkungen erhebliche Geschwindigkeitseinbußen, die das System, trotz überlegener 16bit CPU, in BASIC dermaßen verlangsamten, dass 8bit Computer leichtes Spiel hatten.

Als Grafikeinheit besaß der TI99/4A einen eigenen Video Display Processor, ebenfalls aus eigenem Hause. Der TMS9918 war ein alter Bekannter und bereits in den unterschiedlichsten Systemen verbaut worden (ColecoVision, Sega SG-1000, Spectravideo und dem MSX-Standard), dort allerdings in der Version TMS9918A. Das A wies darauf hin, dass ein zusätzlicher Bitmap-Modus vorhanden war. Der Standardversion, die auch im TI99/4A mit 16 KByte VideoRAM ihren Dienst verrichtete, fehlte dieser Modus. Maximal 15 Farben konnten genutzt werden, die in verschiedenen Auflösungen (bis maximal 256 x 192 Pixel) Verwendung fanden. Bis zu 32 Sprites konnten gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt werden, wobei jedes dieser Sprites eine andere Farbe nutzen konnte. Zusätzlich besaß der Grafikchip die Möglichkeit auch mit ausgewählten Laserdisc-Playern zusammenzuarbeiten. Dabei konnte dann zwischen Laserdiskbild und TI99 Inhalte gesprungen werden, während der TI99/4A den Player steuerte. Dafür wurde eine spezielle Controller-Karte angekündigt, die allerdings nie erschien.

Innovativ war Texas Instruments hingegen bei der Anschlussmöglichkeit von Zusatzgeräten, die den Vergleich mit heutigem Plug n Play nicht scheuen brauchen. Die notwendigen Treiber (DSR - Device Service Routines) befanden sich bereits im ROM und mussten daher nicht erst von Treiberdisketten geladen werden. Sobald eine neue Karte installiert wurde, war diese auch sofort nutzbar. Theoretisch konnte die zuständige CRU (Communications Register Unit) 4096 Geräte zuweisen und verwalten, tatsächlich waren es maximal sieben. Da jedoch viele Karten auf die gleiche CRU Adresse zielten, konnten mehrere Karten nur über Modifikationen gleichzeitig genutzt werden. Lediglich eine Erweiterung, eine RS232 Karte, besaß vom Werk aus zwei unterschiedliche Adressen, die durch den Anwender gewählt werden konnte. Als sich Texas Instruments später aus dem Geschäft verabschiedet hatte, kamen noch zahlreiche Karten von Drittherstellern auf den Markt, die bereits mit einem Switch zur Einstellung der Adresse ausgerüstet waren.

Programme kamen für den TI 99/4A meist in Modulform, da Texas Instruments, neben einem Kassettenrekorderanschluss, keine weiteren Massenspeicher im System installiert hatte. Diese wurden in den Modulschacht auf der rechten Oberseite des Systems gesteckt. Diese Stelle war jedoch auch eine der Problemstellen des Computers, da hier, unter der Abdeckung, das Netzteil arbeitete. Gewitzte Nutzer nannten und benutzten es als Kaffeetassenwärmer.

Periphal Expansion BoxTexas Instruments veröffentlichte im Laufe der Zeit etliches an Zubehör für das System, wovon das meistverkaufte sicherlich das Floppylaufwerk war, das mit dem passenden Controller ausgeliefert wurde. Es existierten aber auch RS232-Schnittstellenkarten, sowie P-Code Karten zur Unterstützung von PASCAL, Thermodrucker, Akkustikkoppler, Datasetten und Speichererweiterungen. Besaß ein Anwender diese Erweiterungen nahm der Computer auf dem Tisch drastische Ausmaße an, da jede Box an die vorige angekoppelt wurde. Die Länge konnte schon bald mit einem Bügelbrett verglichen werden. Einfacher war es, wenn man die TI Periphal Expansion Box sein Eigen nannte. Diese wurde entwickelt, als klar wurde, dass Erweiterungen zunehmende Verbreitung fanden und nicht alle Anwender ausreichend Platz auf dem Tisch hatten. Die silberfarbene Plastikbox mit Stahlapplikationen konnte acht Karten aufnehmen und versorgte sie zudem mit der notwendigen Energie. Zusätzlich konnten zwei 5,25" Floppylaufwerke installiert werden. Insgesamt kostete die PEB (Periphal Expansion Box) etwa 250$ und fand reissenden Absatz. Die passenden Karten hatten meist einen Verkaufspreis, der zwischen 200 - 300 Dollar tendierte. Texas Instruments hatte erkannt, dass der Verkauf von Zusatzgeräten den Gewinn erheblich steigern konnte. Allerdings duldete man keine Konkurrenz, die ohnehin sehr spärlich war, aufgrund des komplizierten Aufbau des Systems. Statt EPROM Chips verwendete man beispielsweise GROM Chips, dies erlaubte keine Erweiterung durch Dritthersteller. Weiterhin existierten keine offiziellen Papiere oder Schemata, die den inneren Aufbau und sei es nur des Erweiterungsbusses spezifizierten.

Neben dieser exotischen Bauweise, besonders im Hinblick auf den RAM, konnte man jedoch durchaus hoffnungsvoll auf den TI99/4A schauen, was besonders an den beiden leistungsstarken Prozessoren (16bit CPU und spezieller Grafik-Coprozessor) lag. Doch es sollte anders kommen und Schuld daran war im Besonderen die mitgelieferte Programmiersprache TI BASIC. Zum einen war diese im Großen inkompatibel zum weit verbreiteten Microsoft BASIC, zum anderen die Art, wie der Computer mit dieser umging. Statt direkt einen Code in Maschinensprache zu erzeugen, wurde dieser stattdessen in GPL (Graphics Programming Language) ausgegeben. Dieser Interpreter lag im ROM und war dem eigentlichen 9900 Maschinencode ähnlich. Doch die eigentliche Aufgabe von GPL war die Steuerung des Grafikprozessors. Somit übersetzte die eine Sprache den Code in die nächste, die wiederum den Maschinencode ausgab. Dies führte zu einer quälenden Ausgabegeschwindigkeit in BASIC, der damals dominierenden Programmsprache.

Zu Beginn seiner Laufbahn war der TI 99/4A überaus erfolgreich und konnte bereits nach kurzer Zeit fast 35% des Homecomputersegments für sich beanspruchen. Doch nun eroberte Commodore International den Markt mit dem VC 20 und dem sensationell günstigen Preisen. Texas Intruments musste den Preis drastisch senken, um mit diesem Konkurrenten mitzuhalten. Bereits im August 1982 brachen die Verkaufszahlen dermaßen ein, dass sich TI sogar gezwungen sah 100 $ Rabatt beim Kauf des Computers anzubieten. Obwohl der TI 99/4A nun auf dem gleichen Preisniveau befand, war die Herstellung nun ein Geschäft ohne Gewinn, dank des komplizierten und teuren Innenlebens. Zwar besaßen beide Konkurrenten eigene Chipfabriken, doch nur Commodore setzte diese dazu ein, verbesserte und vor allem kostengünstige Chips zu entwickeln, die den Herstellungspreis senken und damit den Gewinn steigern konnten. TI dagegen veränderte keinen einzigen Chip im Laufe der Herstellung und setzte auf bewährte Komponenten, die daher preisstabil blieben.

Als auch nach dieser Preisrunde der Commodore weiterhin den Spitzenplatz besetzte eröffnete Texas Instruments eine weitere Preisrunde und bot den Computer für 150$ an. Nun war aus dem Computer ein Ramschmodell geworden, dass bereits in der Herstellung zu teuer war und nur Verlust einfahren konnte. Dies wurde nun auch dem Vorstand bewusst und entschied sich endlich zum Bau einer kostengünstigen Variante, die im Juni 1983 für 99 $ angeboten wurde. Innerhalb eines halben Jahres kostete diese Preisschlacht dem Unternehmen 430 Millionen Dollar. Texas Instruments hatte die Zeichen der Zeit nun endgültig erkannt und gab im Oktober des selben Jahres bekannt, dass sie endgültig aus dem Computerbusiness aussteigen würden. Die Produktion wurde jedoch bis März 1984 weitergeführt. Dies lag an den Verträgen, die das Unternehmen erfüllen musste. Innerhalb dieser Zeit konnten 2,8 Millionen Geräte verkauft werden.

Gegenüber seinen Konkurrenten, vor allem dem VC 20, war der TI 99/4A technologisch weit voraus und konnte darüberhinaus mit mehr Arbeitsspeicher und Grafikfähigkeiten punkten. Doch die Erweiterungsfähigkeit zu Beginn (serielle Aneinanderschaltung auf der rechten Seite), wie auch seine kleine Auswahl an Programmen, schmälerten den Erfolg. Texas Instruments hatte nicht nur die direkte Kontrolle über Hardwareerweiterungen, sondern auch über den Softwarebereich und liess Fremdhersteller selten produzieren. Insgesamt 300 Programme standen zur Auswahl. Dies war kein Vergleich mit den Programmen für den VC 20 (etwa 700 ) und später dem C64, die diese Anzahl deutlich übertrafen. Commodore hingegen setzte von Anfang an, bei Soft- und Hardware, auf die Unterstützung von Drittherstellern und konnte somit eine Unzahl an weiteren Produkten präsentieren.

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