Peter Molyneux

Peter MolyneuxNicht viele Namen können sich in der Geschichte der Computerspiele seit Jahrzehnten behaupten, ist doch diese Branche gekennzeichnet von einem stetigen Wandel. Einer dieser Namen ist Peter Molyneux, bekannt durch Spiele wie: Dungeon Keeper, Populous, Black & White oder Fable.
Begonnen hatte seine Karriere jedoch in einem ganz anderen Bereich und unter anderen Umständen. Der 1959 geborene Peter Molyneux arbeitete in einem kleinen Softwareunternehmen namens Taurus Impact Systems, das Finanzprogramme herstellte. Zuvor verkaufte der Sohn eines Spielwarenladens-Besitzer ab 1982 in einem Unternehmen Disketten. Mit der Zeit entstand bei ihm die Idee den Verkauf der Disketten signifikant zu steigern, indem er auf diese leeren Disketten Spiele für die Atari Heimcomputer und den C64 kopieren würde. Zu diesem Zeitpunkt kam er dann auf die Idee ein eigenes Spiel zu erschaffen: Entrepreneur. Dieses Spiel war eine Business-Simulation, die gänzlich auf Grafik verzichtete und von ihm selbst vertrieben wurde. Bemerkenswert ist hierbei, dass zu dieser Zeit actionorientierte spiele sich am besten verkauft, Molyneux jedoch sich gegen diesen Trend wandte. Er erstellte 1984 Hunderte von Kassetten auf zwei Tandy-Recordern und platziert in einem Spielemagazin eine kleine Werbung. Molyneux erwartete einen regelrechten Ansturm auf sein Spiel für den Tag, an dem das Spielemagazin veröffentlicht wurde. Bereits um 7:00 Uhr früh saß er in seinem Büro und wartete auf den Ansturm. Statt der Millionen von Bestellungen wurden insgesamt zwei Bestellungen entgegengenommen, dabei war eine dieser Bestellung von seiner Mutter! Das war das Ende für Entrepreneur. Zwei verkaufte Einheiten!

Dieser schwere Schlag führte ihn also zur Gründung von Taurus Impact Systems mit seinem Geschäftspartner Les Edgar und der Arbeit an Datenbanken. Glücklicherweise erreichte ihn eines Tages ein Anruf von Commodore, die zu dieser Zeit dabei waren ihre neuen 16 Bit Computer "Amiga " herzustellen. Da sich Hardware nur durch Software verkauft benötigte Commodore also eine Basis an zahlreichen Softwareherstellern. Commodore wollte feststellen, ob die Software des Unternehmens Taurus Impact Systems auch für den Amiga geeignet waren, schließlich sollte der "Amiga" zu Beginn und in erster Linie ein Businesscomputer werden und arrangierten ein Treffen mit Molyneux.
Innerhalb dieses Gespräches bot Commodore dem Unternehmen acht kostenlose Amiga an, die für die Entwicklung und Konvertierung benötigt wurden, um das Programm auf das neue System umzusetzen. Commodore sprach in diesem Zusammenhang von "dem Produkt", benutzte aber nie den Terminus "Datenbank". Erst am Ende des Gesprächs erkannte Molyneux den Fehler, den Commodore gemacht hatte: Sie verwechselten Taurus Impact Systems mit der Firma Torus, einem Unternehmen, das Netzwerk-Lösungen erstellte. Molyneux befürchtete, dass er, wenn er diesen Fehler korrigieren würde, auf die kostenlosen neuen Computer verzichten müsste. Daher korrigierte er diesen Fehler nicht, verabschiedete sich kurz und rannte aus dem Büro.

Druid IISchon bald nach dem die acht Amigas geliefert wurden hatte Molyneux es geschafft seine Datenbanken auf diesem System zum laufen zu bekommen. Als dies bewerkstelligt wurde, klärte er Commodore über das Missverständnis auf. Der Verkauf der Datenbank wurde ein bescheidener Erfolg, aber Molyneux konnte mit dem Gewinn ein neues, sein eigenes Softwareunternehmen 1987 gründen: Bullfrog. Kaum war das neue Unternehmen gegründet, besuchte ein alter Bekannter von Molyneux, namens Andrew Bailey, ihn und unterbreitete einen Vorschlag: Bailey benötigte händeringend jemanden, der ihm das Computerspiel Druid 2, ein Spiel für den Commodore 64, auf den Amiga portierte. Bailey hatte erfahren, dass Molyneux bereits einiges an Erfahrung mit dem neuen 16 Bit Computer hatte und macht ihm also den Vorschlag. Molyneux erklärte sich einverstanden und begab sich zu einem Meeting mit dem Herausgeber. Während dieses Interviews wurde Molyneux gefragt ob er es schaffen würde das Spielen in einem Fenster laufen zu lassen. Molyneux, der zu diesem Zeitpunkt nicht sehr viel Ahnung über die Herstellung von Computerspielen hatte, sein erstes Spiel war eher eine Tabellensimulation und hatte keinerlei Animationen oder Actionelemente, antwortete selbstbewusst das wohl jemand scherzen würde, da er das sogar in 10 Fenstern zum laufen bekommen würden. Was Molyneux nicht wusste, war, dass zu dieser Zeit der Ausdruck "in a frame" bedeutete, das es butterweich laufen würde. Er überspannte den Bogen also deutlich, wenn er meinen würde er könne das Spiel zehnmal so weich zum laufen bekommen. Trotz allem bekamen sie den Auftrag und Druid 2, als Amiga-Version, war das erste Spiel des neuen Unternehmens.

Popolous 1Bei der Herstellung dieses Spiels stieg wieder die Begeisterung für das Spiele-Genre in ihm auf. Und wieder begann er ein Spiel zu entwickeln, das dem damaligen Spielergeschmack völlig entgegenlaufen sollte. In diesem neuen Spiel lenkte man nicht die Geschicke eines einsamen Actionheldes, wie es 1989 eher üblich war, sondern verkörperte einen Gott, der die Geschicke seines Volkes lenkt und sie dazu bewegte, die Gläubigen eines anderen Gottes zu vernichten. Populous. Molyneux hasste rundenbasierte Spiele und wollte ein Kriegsspiel entwickeln, welches in Echtzeit lief. Ebenso faszinierte ihn die Vorstellung nicht direkt eine Figur steuern zu können, sondern die Spielwelt indirekt zu manipulieren. Anfangs sollte es dabei nicht um die Verwirklichung durch einen Gott gehen, tatsächlich dachte er lediglich daran eine unzählige Zahl an kleinen Figuren zu beeinflussen. Zu Beginn der Entwicklung nannte er das Spiel "Creation", wechselte jedoch den Namen zu Populous. Dieses Spiel schenkte dem jungen Unternehmen eine ungeheure Aufmerksamkeit, obwohl die Suche nach einem interessierten Publisher eine kleine Ewigkeit dauerte und die anfängliche Kritik für dieses Spiel, seitens der Industrie, im höchsten Fall als neutral zu bewerten war.Wie bei seinem ersten Spiel Entrepreneur war Molyneux zu Beginn des Verkaufs über aus optimistisch und glaubte, dass jeder Spieler nur auf diese Spiel gewartet hatte. Doch die Publisher dämpften bereits seine Hoffnungen. Viele verstanden das Spiel nicht, kann sie bis dahin doch nur Actionspiele, Strategiespiele, Adventures oder aber Flugsimulationen. Nach vielen Absagen konnte sich der spätere Unterhaltungsgigant Electronic Arts, der heutzutage nun wirklich nicht für Innovationen steht, für dieses Projekt begeistern und begann alsbald eine Veröffentlichung des Spieles gegenüber Computerspielmagazinen und der Presse allgemein. Bob White, selbst ein Bekannter Spieledesigner und gewissermaßen ein Idol für Molyneux, durfte als erster Journalist der Spiel begutachten. Zu diesem Zeitpunkt war Molyneux bereits zu eingeschüchtert um White nach seiner Meinung zu fragen. Beide besuchten einen Pub und Peter Molyneux brannte darauf zu erfahren, was White über sein Spiel dachte, traute sich jedoch nicht, ihn zu fragen. Er beschloss daraufhin White betrunken zu machen, was jedoch dazu führte, dass beide stark alkoholisiert waren. Molyneux fasste sich schließlich ein Herz und fragte ihn direkt was er von seinem Spiel halten würde. White sagte ihm, dass es das beste Spiel ist, welches er jemals gespielt hatte. Peter Molyneux konnte dies nicht fassen und glaubte an einen Irrtum, bis White, nach seinem neunten Bier in dazu drängte wieder nachhause zu fahren, damit er weiter Populous spielen konnte. Auch hier konnte Molyneux nicht glauben, das das ernst gemeint war. Es war ernst gemeint, und nicht nur die Meinung von Bob White, sondern auch von Millionen anderen Spielern. Populous bescherte dem jungen Unternehmen eines der besten Verkaufs des Spiele aller Zeiten und bedeutete die Erschaffung eines neuen Genres, das unter dem Namen "God game "weltweit bekannt wurde. Populous schuf nicht nur den finanziellen Background für Bullfrog, sondern diente auch als programmiertechnische Basis für die weiteren Spiele. Populous steht aber auch als Prototyp für die zukünftigen Spiele von Peter Molyneux: der Spieler selbst steuert das Programmgeschehen nur indirekt, sei es als Zauberer, als Gott oder Kerkermeister und er stellt seine eigene Spielfeld, in der KI gesteuerte Wesen leben müssen. Der Grundaspekt seiner Spiele lautet, dass das Spiel beherrschende Universum auch ohne dem User funktioniert. Das bedeutet, sollte der Spieler das Spiel für eine gewisse Zeit unbeaufsichtigt laufen lassen, würde es trotzdem weiterlaufen und die sich dort aufhaltenden Wesen würden weiter ihren Geschäften nachfolgen. Der ursprüngliche Nachfolger zu Populous sollte diesem Prinzip folgen, dabei aber eine kleinere Welt simulieren, die jedoch deutlich detaillierter werden sollte. Unglücklicherweise hatte der Nachfolger mit diesem detaillierteren Konzept nichts mehr gemein.