Commodore C64
Prozessor und Taktrate | MOS 6510 (0,985 MHz) | |
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Arbeitsspeicher | 64 KByte | |
ROM | 20 KByte | |
Grafikchip | VIC II | |
Auflösung bei maximalen Farben | 320 x 200 (16 Farben + 16 Randfarben) | |
Soundchip | SID | |
Soundkanäle | 3 (9 Oktaven) | |
Gehäuseform | Tastaturgehäuse | |
Laufwerke | -- | |
Anzeige | TV, Monitor | |
Erweiterbar mit | Floppylaufwerk, CD-Player (!), Drucker, Maus, | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1982 - 1993 / 595 $ (heute: 1360 €) | |
Betriebssystem | BASIC | |
Besonderheiten | meistverkaufter Computer aller Zeiten | Bewertung |
Nach dem erfolgreichen VIC-20, startete Commodore im Januar 1981 ein neues Projekt, das die Entwicklung von Chips für eine neue Spielkonsolengeneration beinhalten sollte. Bereits im November des gleichen Jahres konnte das Entwicklungsteam die beiden Chips VIC II und SID dem Unternehmen und Jack Tramiel präsentieren. Wenige Wochen später baute der japanische Ingenieur Yashi Terakura um diese Chips herum den Commodore MAX, der in Japan auch auf den Markt kam, jedoch nicht sehr erfolgreich war. In Deutschland war diese Maschine zwar angekündigt, allerdings liessen die schwachen Verkaufszahlen bereits erahnen, dass der MAX in Deutschland keine Chancen hätte.
Robert Russell (Entwickler des VIC 20) war jedoch sicher, das man die Chips sinnvoll verwenden könnte und unterbreitete, gemeinsam mit Bob Yanes (Entwickler des SID) und Al Charpentier (Entwickler des VIC II), Jack Tramiel den Vorschlag aus den Komponenten einen Low-Cost-Rechner zu entwickeln, der so auch quasi die Nachfolge des VIC 20 übernehmen konnte. Der Projektname lautete daher auch zu Beginn VIC-40. Diese Zahl steht allerdings auch für die Möglichkeit maximal 40 Zeichen pro Zeile darstellen zu können (sie ist noch immer deutlich kleiner als die professionellen Geräte der CBM 8000-Reihe, aber der VIC 20 sollte auch ein Low Cost Computer werden und nicht die Computer aus den eigenen Reihen im Verkauf behindern). Jack Tramiel stimmte zu, verlangte allerdings, dass der Rechner einen Speicher von mindestens 64 KByte haben solle, um so mit der Konkurrenz mithalten zu können. Zwar waren die Speicherpreise zu dieser Zeit noch recht hoch, immerhin kosteten die gefordeten 64 KByte weit über 100 $, aber Tramiel spekulierte, das diese Preise schon recht bald fallen würden.
Die Entwicklung eines funktionsfähigen Prototyps sollte bis zur CES in Las Vegasa abgeschlossen sein und man hoffte bereits dort eine lauffähige Version der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Tramiel war ein kompromissloser Mensch und eine Entwicklungszeit von zwei Monaten war typisch für den Geschäftsmann, der jedoch fast immer richtig lag, wenn es um den Geschmack des Konsumenten ging.
Die CES in Las Vegas kam und das Entwicklungsteam schaffte es tatsächlich den Computer auf die Beine zu stellen. Dafür bedienten sie sich bei dem Design des VIC-20, das lediglich eine andere Farbgebung besaß. Zudem wurde nun der Name des Projekts endgültig in C64 umbenannt und basierte auf der unternehmensinternen Bezeichnung von Computern (Business-Modelle begannen mit einem "B", während Personal Computer immer mit einem "P" begannen. Somit steht das "C" eigentlich nicht, wie immer angenommen, für Commodore, sondern für Consumer und 64 für die RAM-Größe). Diese war jedoch nur in Amerika geläufig, da in Europa die Modelle meist unter einem anderen Namen angeboten wurden. Insgesamt fünf Prototypen konnten zur CES hergestellt werden.
Auf der CES konnte der Commodore C64 die Massen beeindrucken und dem Unternehmen wurde schnell klar, dass der Markt den Computer begeistert empfangen würde. Schon im September 1982 konnte der Käufer das Modell für 595 $ erwerben, Deutschland dagegen musste noch bis zum Frühjahr 1983 warten und dann 1360 € (nach heutiger Kaufkraft) auf den Tisch legen. Damit begann ein Siegeszug, der weltweit andauerte. Nur in Japan konnte sich der C64 nicht durchsetzen und verschwand recht bald wieder vom Markt.
Zu dieser Zeit besaß die Konkurrenz, in Form von Atari und Texas Instruments, ebenfalls 8-bit-Computer, die jedoch mit dem C64 im Preiskampf unterlagen. Dabei war der Atari 800 XL sicherlich der erntshaftere Gegner. Doch Computer verkaufen sich, auch heute, noch immer über die vorhandene Software und der Markt für den C64 überflügelte schon bald alle anderen Systeme um Längen, dies jedoch auch wegen zwei besonderen Gründen. Zum einem wurde der C64 nicht ausschliesslich in Fachgeschäften verkauft, sondern ebenso in Kaufhäusern. Zum anderem erfolgte seine Geburt grad zur Zeit des anstehenden Videospielcrashes, der die Konsolennutzer dazu bewog auf die, immer günstiger werdenden, Heimcomputer umzusteigen. Zwar waren die Konkurrenten ausbaufreudiger (Apple II) oder aber schneller (Atari 800 Xl waren fast doppelt so schnell getaktet), doch das Gesamtpaket, inklusive der potenten Video- und Soundchips konnten dies alles wettmachen.
Im Laufe seiner 11 jährigen Produktionszeit wandelte der C64 immer wieder seine Erscheinung, war jedoch stets kompatibel zu seinen Vorgängern. Dabei wurde immer wieder versucht die Herstellungskosten zu minieren. In der letzten Revision kostete der C64 dem Unternehmen in der Herstellung lediglich 5 $. Eine unglaubliche Gewinnspanne, die es Commodore lange Zeit ermöglichte ihre Misswirtschaft auszugleichen.
Insgesamt gab es fünf unterschiedliche Versionen (die nochmal unterteilt waren, allerdings sind die fünf Versionen zumeist mit bloßen Auge unterscheidbar):
Der erste C64 besaß bereits das bekannte Gehäuse (das vom VIC 20 stammte), besaß jedoch orange F-Tasten, einen fünf-poligen Videoausgang und ein schwarzes Commodore 64 Logo. Im Gegensazu zu späteren Versionen waren alle Chips, inklusive der Speicherbausteine, gesockelt und konnten so jederzeit ausgetauscht werden. Problematisch war jedoch das "verbuggte" Betriebssystem, dass eine sinnvolle Arbeit manchmal unmöglich machte. Auch das gesamte Design war fehlerbehaftet und sorgte dafür, das mehr als die Hälfte aller verkauften Computer bereits nach einer Woche wieder bei Commodore auftauchten. Damals schrieb man Kundenservice allerdings noch groß und in kürzester Zeit erhielten die Käufer neue und fehlerbereinigte Computer zurück.
1983 veröffentlichte Commodore dann die Revision A, die bereits fehlerbereinigt sein sollte. Doch dem war nicht so und im Laufe der Zeit schob das Unternehmen noch zwei weitere Versionen (B und C) hinterher. Allerdings waren die Fehler nicht ganz so gravierend, wie bei dem Ur-Modell. Zusätzlich verbaute man, seit Revision B, nun weniger TTL-Chips und präsentierte stattdessen den Customchip MOS 8701, der die ganzen Logikchips (TTL) in sich trug. Offensichtlichtes Merkmal waren der Schriftzug "Power" neben der Strom-LED, sowie die nun braunen F-Tasten.
Das Jahr 1986 brachte gleich zwei verschiedene Commodore C64 auf den Markt: zum einem kam der "Aldi-C64" (so benannt nach der Zeitschrift "C64er", da dieser fast ausschliesslich über Aldi verkauft wurde) auf den Markt, der einen, nochmal leicht veränderten Ur-Computer darstellt. Die 9 Volt-Leitung, die am User-Port bisher vorhanden war, fiel weg und konnte dazu führen, dass nun einige Erweiterungen nicht mehr funktionierten. Statt der schwarzen Tasten, besaß das Modell nun weisse Tasten. Dieses Modell wurde nur für den deutschen Markt (in den U.S.A.) produziert.
Weitaus interessanter war allerdings das Designrefresh Commodore C64C (meist auch C64 II genannt). Der Grundgedanke war eigentlich, den Millionenseller kostenoptimierter herzustellen, indem man das Motherboard und die Chips höher integrierte. Schön für Commodore, schlecht für Dritthersteller und Umsteiger, denn durch die Fertigungsoptimierung funktionierten nun zahlreiche Erweiterungen nicht mehr. Jedoch konnte nun die hoge Abwärme des Systems in den Griff bekommen werden (die zuvor allerdings nicht so dramatisch war). Neu überarbeitet war auch das Gehäuse, das nun mehr dem C128 glich. Wie bei Commodore üblich, waren kleinere Detaillösungen, je nach Komponentenbestand, unterschiedlich gelöst worden. So gab es eigentlich keine einheitliche LED-Farbe für die Stromversorgung (mal war sie grün, mal war sie rot) und bei der Produktion wurde genommen, was grad vorhanden war.
1987 erschien dann das letzte Modell der Reihe, der C64G, das nun wieder zum ursprünglichen Design (Brotkasten) zurückkehrte, jedoch mit den weissen Tasten des C64C ausgestattet war. Eine, nochmals höher integrierte, Revision wurde hier verbaut und selbst am Typenschild wurde gespart (diese bestand nun nicht mehr aus Metall, sondern war nur eine bedruckte Folie).
Interessanterweise gab es keinerlei Nachbauten des C64 und Commodore litt damit nicht unter den Clone-Rechner, wie Apple oder andere Unetrnehmen. Der Hauptgrund war die hochintegrierte Bauweise und zusätzlich die Produktionsweise, die völlig hausintern geregelt wurde. Somit kamen keinerlei Chips in den Handel, die für Nachbauten genutzt werden konnten.
In seiner langen Karriere verkaufte sich der Commodore C64 um die 30.000.000 (laut Guiness Buch der Rekorde) und ist, bis heute, der meistverkaufte Homecomputer. Hier sollte man aber darauf hinweisen, dass der PC zwar weitaus öfter hergestellt wurde, allerdings darf man nicht vergessen, dass hier jeder Hersteller aus kompatiblem Komponenten sein eigenes Süppchen kocht. Commodore stellte als einzelnes Unternehmen diesen Rekord auf, der umso unglaublicher klingt, wenn man sich vor Augen führt, das mehr C64 verkauft wurden, als Apple an Macintosh-Computer jemals produziert hat (von 1984 bis heute (2011)).
Zahlreiche, der heutigen Anwender, Programmierer oder Unternehmen verdanken dem C64 ihre Existenz oder die Freude an der Arbeit mit Computern. Der C64 war der Beginn der allgemeinen Enttabuisierung des Computers für die Allgemeinheit.
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