Atari 800 XL
Prozessor und Taktrate | MOS 6502C (1,77 MHz) | |
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Arbeitsspeicher | 64 KByte | |
ROM | 24 KByte | |
Grafikchip | GTIA, ANTIC | |
Auflösung bei maximalen Farben | 320 x 192 (16 Farben) | |
Soundchip | POKEY | |
Soundkanäle | 3 + 1 Rauschgenerator | |
Gehäuseform | Tastaturcomputer | |
Laufwerke | Modulschacht | |
Anzeige | Monitor | |
Erweiterbar mit | Drucker, Lightpen, Trackball, Maltafel, Diskettenlaufwerke, Datasette | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1982 - Januar 1985 / heute etwa 183 € | |
Betriebssystem | Atari BASIC | |
Besonderheiten | Bewertung |
Mit dem 800 XL stellte das Unternehmen Atari 1983 den dritten Vertreter der 8bit-Kollektion dem wartendem Publikum vor. Gegenüber seinen Vorgängern konnte das Gehäuse, dank neuer Fertigungstechniken, erheblich kompatker gestaltet werden. Überhaupt wirkte das neue Gehäuse durch die zwei verschiedenen Farben (beige und schwarz) und der Funktionstastenleiste im Metallic-Look deutlich moderner, als seinerzeit die Vorgänger 400 und 800. Intern hatte sich von den Spezifikationen her jedoch weniger geändert: wie auch zuvor arbeitete das System mit den bewährten Spezialchips Antic, GTIA, Pokey und PIA, die durchaus noch den Konkurrenzsystemen Paroli bieten konnten und von Jay Miner während seiner Zeit bei Atari entwickelt wurden. Der ANTIC (AlphaNumeric Television Interface Controller) war dabei für die Auflösung der Grafik zuständig (wie auch für Interrupterzeugung, Sprünge oder als Adresse für den Grafikspeicher) und war eine leicht überarbeitete Version des 800. Statt bisher 12 Farben, konnte das neue Modell bis zu 16 Farben gleichzeitig darstellen. Da er als einfacher grafischer Co-Prozessor angesehen werden kann, ist es klar, das für die eigentlichen Aufgaben ein anderer Baustein benötigt wurde: der GTIA (Graphic Television Interface Adapter). Dieser verarbeitete die vom ANTIC erzeugten Daten und stellte sie auf dem Monitor dar. Des Weiteren verwaltete GTIA auch die Sprites des Systems (maximal vier Spieler mit je einem Sprite, sowie die erforderlichen "Geschosse", die vom Spieler und seinem Sprite abgefeuert wurden). POKEY war wiederum für den Sound innerhalb des Systems zuständig und verhalf diesem zu vier Monokanälen mit einem Umfang von 3,5 Oktaven. POKEY ermöglichte die Verwendung von vier 8Bit Kanälen oder aber zwei 16Bit Kanälen. Als Alternative stellte der Customchip auch einen 16Bit Kanal und zusätzlich zwei 8Bit Kanäle zur Verfügung, die zudem mit einem Hochpass-Filter zusammenarbeiteten und Extras, wie Zufallsgenerator, individueller Lautstärkeregelung pro Kanal und variablen Hüllkurven boten.
Als letzter Chip im Bunde gesellte sich noch der MOS Technology 6520 Peripheral Interface Adapter, kurz PIA, hinzu. PIA war ein I/O-Chip, der eigentlich entworfen worden war, um den Motorola 6800 in ein Homecomputer-System zu integrieren. Im Atari 800, dem Vorgänger des 800XL, war er beispielsweise für die Steuerung der vier Joystickports zuständig. Zusätzlich kam noch eine neue Parallel-Bus Schnittstelle (PBI) hizu, die einen erheblichen geschwindigkeitszuwachs beim Zugriff auf den Systembus bedeutete.
Insgesamt kann man die Hardware als kostenreduzierte Variante des Atari 800 betrachten, das jedoch auch mit einigen interessanten Neuerungen aufwarten konnte. Die anfänglichen Hoffnungen einer daraus resultierenden Kompatibilität zu den Vorgängern wurden jedoch erst erfüllt, als Atari eine sogenannte Translator Diskette veröffentlichte, die einige Schwierigkeiten aus dem Wege räumte. Translator lud ein zum 400/800er kompatibles Betriebssystem in den 64 KByte großen Speicher, das die Software der vorherigen Generation interpretieren konnte.
Im Rahmen der Kostenreduzierung, die den Preis des Systems auf anfängliche 299 $ kürzte, entfiel dem System, neben zwei der ursprünglich vier Joystickports, auch der zweite Modulschacht, der allerdings bei den früheren Modellen der 8Bit-Familie selten wirklich genutzt wurde.
Atari bot zeitgleich auch einen passenden Massenspeicher, in Form des Diskettenlaufwerks Atari 1050, an. Das 5,25" Laufwerk mit einem Schreib-Lesekopf übertrug die Daten mit 19.200 Baud und konnte, je nach DOS Version (2.5 oder 3.0), 88 oder 127 KByte pro Diskettenseite beschreiben. War der finanzielle Aufwand für das Laufwerk zu groß, war es möglich statt diesem eine Datasette (600 Baud) mit 100 KByte (je nach Kassettenlänge) zur Seite zu stellen. Wie beim C64 auch, war das Laden von Programmen allerdings nur mit Nerven aus Stahl zu ertragen (wahlweise halfen allerdings auch Kannen voller Kaffee). Beide Massenspeicher wurden am SIO-Port angeschlossen. Damit es jedoch zu keinem Engpass kam, besaßen die meisten Perepheriegeräte zwei SIO-Ports. Das eine wurde mit dem Anschlußplatz am 800 XL verbunden, während der zweite SIO-Port am Zusatzgerät frei war, um weitere Geräte mitzusteuern. So war es durchaus möglich bis zu vier Laufwerke zu betreiben. Das Zubehörprogramm bot allerdings auch Drucker (Matrixdrucker, Farbdrucker, Typenraddrucker), Maltafeln, Lightpens, Tastaturerweiterungen oder Trackballs an.
Bereits nach kurzer Zeit entstand ein Refresh des Modells, dass nun einen neuen Speicherverwaltungschip namens FREDDIE besaß. Intern wurde das Modell allerdings meist Atari 800 XL-F genannt. Dieser wurde allerdings nur in Europa angeboten. Später versuchte man sich bei Atari an einer kostenreduzierte Variante des XL, das unter dem Namen 800 XL-CR (Cost Reduced) angeboten werden sollte. Dabei wurden einige Chips zusammengefasst (GTIA und ANTIC) und konnten dadurch den Preis senken. Der 800 XL-CR erreichte nie den finalen Fertigungsstatus, der zusammengefasste Chip kam jedoch in der nächsten 8Bit-Familie (XE-Modelle) zum Einsatz.
Zu Beginn seiner Laufbahn verkaufte sich der 800 XL recht schleppend. Dies änderte sich erst mit der Übernahme von Atari durch Jack Tramiel, der kurz zuvor seinen Chefsessel bei Commodore, bedingt durch seinen Führungsstil räumen musste. Als Tramiel kam, straffte er sofort das gesamte Unternehmen und liess nur noch die Computer fertigen, die sich auch rechneten. Sämtliche Entwicklungen an Systemen ohne Zukunft liess er stoppen. Schnell wollte Tramiel zudem auf den neuen 16Bit Markt zugreifen und liess die Atari ST Familie projetieren. Dennoch brauchte das Unternehmen weiterhin laufende Einnahmen, daher fokussierte man die Werbung gezielt auf den 800 XL und senkte darüberhinaus auch die Preise. Das Interesse der Benutzer wuchs dadurch enorm. Als dann mit dem Atari 65 XE am 5.1.1985 ein Nachfolger angekündigt wurde, stoppte man im Unternehmen zugleich die Fertigung des Modells. Dennoch konnten, dank vorausgegangener Planungen noch bis in den April 1986 die letzten Modelle abverkauft werden. Mit ungefähr 500.000 verkauften Einheiten war der 800 XL ein Erfolg für Atari, allerdings nie eine ernsthafte Bedrohung für Tramiels ehemaliges Unternehmen Commodore, dass im Laufe der Produktionszeit des C64 etwa 17 Millionen Stück verkaufte. Diese Verkaufszahlen, vor allem aber der Zusammenbruch des Videospielmarktes 1983 veranlasste den bisherigen Besitzer (Warner Communications) des Unternehmens Atari sich von diesem Industriezweig zu trennen. Atari verlor in diesem Zeitraum Millionen von Dollar, pro Tag!
Hinsichtlich der unterschiedlichen TV-Normen (PAL, NTSC) existieren auch unterschiedliche Versionen. Beispielsweise besitzt die NTSC-Version einen Kanalwahlschalter, der der PAL-Version fehlt. Mit dem Beginn der Produktion der 800 XLF Modelle erhielten die PAL/SECAM Modelle ein neues BASIC (Version C). Es stand auch eine spezielle SECAM Version zur Verfügung, die statt bisher fünf Pins als Monitorausgang nun sechs besaß. Jedoch war der TV-Anschluss verschwunden und konnte zudem keine Farbwert- oder Leuchtdichte-Signale versenden.
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