Fujitsu FM-Towns

Fujitsu FM-Towns

Prozessor und Taktrate Intel 80386 DX (16 MHz)  
Arbeitsspeicher 1 oder 2 MByte (je nach Modell)  
ROM 16 KByte  
Grafikchip Customchip  
Auflösung bei maximalen Farben 640 x 480 (32768 Farben)  
Soundchip
  • Yamaha YM-2612 (6 Kanäle FM und 8 Kanäle PCM)
  • Ricoh RF5C68 (Sprachausgabe)
 
Soundkanäle 8 + CD-Sound  
Gehäuseform Midi-Tower  
Laufwerke CD-ROM, bis zu zwei 3,5"-Laufwerke  
Anzeige RGB-Monitor  
Erweiterbar mit Speichererweiterung, Festplatte  
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis Februar 1989 /  
Betriebssystem Towns OS, Windows 3.11, Windows 95  
Besonderheiten    
Bewertung
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Wenn jemand in den alten Tagen der frühen 90er Jahre über einen sagenhaften Rechner aus dem fernen Osten munkelte, war mit Sicherheit Fujitsus Supercomputer FM-Towns gemeint, der jedem Computer-Nerd die Nässe in die Augen trieb. Fujitsu dominierte lange die 8-bit-Landschaft Japans, die jedoch mit dem PC-8801 von NEC einen gefährlichen Gegner zur Seite bekommen hatte. Dem Unternehmen ist jedoch im Laufe seiner Produktion von Homecomputern deutlich geworden, dass niemand mehr einen Rechner erstehen würde, nur weil er etwas neues darstellte, wie zu Beginn der Computer-Ära. Software verkauft Hardware, diese neue Strategie war nun allen Herstellern klar geworden. Fujitsu reagierte und plante einen neuen 32-bit-Computer, der die Konkurrenz in Nippon wieder deutlich in die Schranken weisen sollte. Das System baute jedoch auf dem FM R 50 auf, der selbst IBM PC kompatibel war. Dieser stelle bereits eine gute Basis dar und hatte etliche Programme, die für ihn im Laufe der Zeit entwickelt wurden. Fujitsu wollte jedoch mehr und von Beginn an wurde der neue Computer als Familien-Home-Entertainment-Multimedia-Maschine geplant.

In der Zwischenzeit dominierte NEC mit dem PC-9801 bis zu 70% des japanischen Marktes für 16/32-bit-Systeme. Dies lag sicherlich nicht an seinen grafischen Fähigkeiten, die im Mittelfeld damaliger Computer lag (16 Farben bei 640 x 400 Pixel). Übrigens erkannte das auch Commodore und setzte den Amiga in diesem Aufgabenbereich den japanischen Computern entgegen, doch konnte dieser sich, wie fast alle westlichen System in diesem Land nicht durchsetzen.

Der FM-Towns zeigte sämtlichen amerikanische und europäischen Firmen, warum diese keine Chance hatten im Land der aufgehenden Sonne. Mit seinem Intel 80386SX (16 MHz) brauchte dieser sich sicherlich zu dieser Zeit (1989) nicht vor anderen Systemen verstecken. Zusätzlich konnte man das System mit einem mathematischen Co-Prozessor Intel 80387 erweitern. Standard waren 2 MByte Ram, der auf unfassbare 64 MByte aufgestockt werden konnte. Alleinstellungsmerkmal jener Tage war allerdings das CD-ROM, brauchte es in PCs doch noch mehr als 4 Jahre, um sich durchzusetzen. Schönes Datil: die ersten FM-Town besaßen ein CD-ROM, das vorn im Rechner quer verbaut wurde und wie ein Kassettendeck geöffnet wurde (Modelle 1F, 2F, 1H, 2H, 10F und 20F). Diese Modell nannte man auch "Gray Towns" und waren das Sinnbild eines FM-Towns, auch noch Jahre später, als das Design sich immer näher dem üblichen PC annäherte. Sinnvollerweise spendierte Fujitsu jedoch auch 3,5"-Laufwerke, die auch kleinere Datenmengen aufnehmen konnten.

Festplatten waren zu Beginn noch kein Standard und wurden zumeist auch (noch) nicht benötigt, jedoch besaß der Rechner intern einen SCSI-Anschluss, jedoch keinen notwendigen Molex-Stromstecker, der die Festplatte mit Energie beliefern konnte.

Zur visuellen Darstellung der Daten konnte ein handelsüblicher RGB-Monitor angeschlossen werden (praktischerweise setzte Fujitsu auf einen DB15-Anschluss, den auch die frühen Macintosh-Modelle nutzten).

Komplexer wurde es bei dem Betriebssystem, das auf MS-DOS und Phar Lap DOS extender basierte. Viele Spiele waren in Assembler oder C geschrieben und nutzten das Towns OS API (TBIOS), um die unterschiedlichen Grafikmodi, Sound etc. zu nutzen. Ebenfalls die Sprites, also die grafischen Elemente, die gesteuert werden konnten (sehr grob ausgedrückt) wurden darüber angesprochen. Später erschienen auch spezielle Microsoft Windows Versionen ausschliesslich für FM-Towns (sogar bis Windows 95).

Zwar besaß der Rechner auch ein Boot-ROM, das ein einfaches Disk Operating System besaß, allerdings nutzten die Softwarehersteller lieber das CD-ROM basierende Town OS, dies vor allem aus kostentechnischen Gründen: Fujitsu verlangte hierfür weitaus weniger Gebühren, als für das integrierte DOS (nicht zu verwechseln mit MS-DOS). Dafür nutzte das System eine versteckte Partition C, die allerdings nur im ROM eingebaut war und ein komplettes MS-DOS, allerdings in vereinfachter und gekürzter Form, beinhaltete. Dies startete, nach dem Einschalten des FM-Towns das Towns OS, das auf den CD-ROM gespeichert ist und das dann die weitere Arbeit übernahm.

In Erinnerung allerdings bleiben die fantastischen grafischen Fähigkeiten des Systems, das Firmen wie Lucasfilm Games dazu bewog, etliche ihrer Adventures auf das FM-Town zu portieren. Dabei liessen sie die Grafiker sämtliche Grafiken neu überarbeiten. Und das war auch sinnvoll, konnte der Computer doch bis zu 32768 gleichzeitig aus einem Farbraum von 16,7 Millionen Farben nutzen. Nebenbei war es dazu möglich mehr als 1000 Sprites in der Größe von 16 x 16 Pixel gleichzeitig auf dem Monitor zu plazieren. Selbst der PC-Grafikstandard VGA, der sich in Deutschland und der Welt eben erst anschickte zum kommenden Standard zu werden, konnte maximal 256 Farben gleichzeitig darstellen und Sprites in dieser inflationären Menge waren gewiss nicht seine Sache, war der PC damals doch ein mutierter Arbeitscomputer.

Aber auch die Soundeigenschaften mussten sich nicht verstecken, im Gegenteil. Diese Multimediamaschine konnte bereits CD-Sound in Spielen liefern, während es Daten von der CD lud. Dazu gesellte sich ein Soundchip von Yamaha (allerdings von Sega entwickelt), der acht PCM-Kanäle lieferte. Diese wurden meist für die Special-Effects-Sounds verwendet.

Die wichtigste Frage war und ist jedoch die der merkwürdigen Namensgebung (übersetzt: FM Städte). Der Hintergrund war jedoch, dass das Entwicklunsgprojekt den internen Codenamen Townes erhielt, zu Ehren des Nobelpreisträgers Charles Hard Townes, der mit seinem Preis 1964 im Bereich Physik ("für grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Quantenelektronik") gewürdigt wurde. Da jedoch der Name auch "Tau-Ness" ausgesprochen werden konnte, liess man das "e" einfach fallen.

War der Fujitsu FM-Towns ein Traumcomputer? Im Grunde ja, das stand für den aussenstehenden Computerfreund aus der westlichen Welt sicherlich fest, die Japaner sahen das allerdings nicht 100% genauso so, denn der Sharp X68000 stand in deren Gunst höher und war auch erfolgreicher. Einzig die Portierung von bekannten PC- und Amiga-Spielen machte ihn in der Welt bekannt und liessen von ihm träumen. Der Japaner selbst hingegen träumte (weitaus öfter, doch nicht nur ausschliesslich) vom X68000.

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Bild stammt von der Seite IPSJ