Amiga 1412 (Codename Mitchy)
Prozessor und Taktrate |
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Arbeitsspeicher | maximal 80 MByte (ChipMem: 16 MByte) | |
ROM | 1 MByte | |
Grafikchip | Ringo und Paul | |
Auflösung bei maximalen Farben | (33,5 Millionen Farben) | |
Soundchip | John | |
Soundkanäle | 16 (24bit) mittels PCM | |
Gehäuseform | Prototyp | |
Laufwerke | 3,5"-Floppylaufwerk (1,44 MByte) | |
Anzeige | TV, Monitor | |
Erweiterbar mit | Speichererweiterung, Festplatten, Turbokarten, Genlock, CD-ROM | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1994 / ?? | |
Betriebssystem | AmigaOS | |
Besonderheiten | wurde nur einmal, während einer kleinen kalifornischen Computermesse, am 1.4.1994 gezeigt. | Bewertung |
Der Amiga 1412 war ein Prototyp (Codename: Mitchy, benannt nach seinem Hund) und letztes Modell, das noch unter der Feder von Jay Miner entwickelt wurde. Genau genommen arbeitete Miner zur Entstehung des 1412 nicht mehr für Commodore: 1989 verließ er das Unternehmen aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und einer angeschlagenen Gesundheit. Dennoch präsentierte er auf einer kleinen Computermesse in Kalifornien am 1. April 1994, also nur zweieinhalb Monate vor seinem Tode, noch die Weiterentwicklung seines Meisterstücks, das der Amiga zum Beginn seiner Karriere als Traumcomputer noch war.
Der Amiga setzte auf eine völlig überarbeitete Hardware. Statt auf eine CPU zu setzen, arbeiteten ganze drei Hauptprozessoren im Verbund, von denen zwei sogar parallel werkelten. Zwei 68060 (50 MHz), die in diesem Jahr Premiere feierten, wurden gesockelt auf dem Motherboard platziert. Aufgrund enger Kontakte mit den Entwicklern bei Motorola, konnte Jay bereits frühe Prototypen zu Testzwecken benutzen. Jay Miner hatte das gesamte Konzept des ursprünglichen Amigas genial erweitert und die Multiprozessor Technik so integriert, dass die Einbindung über nur wenige Befehle in einem speziellen ROM-Chip möglich wurde. Dieser musste allerdings „Huckepack“ auf den eigentlichen ROM gelötet werden und wurde dann ROM-ROM genannt. Das Betriebssystem erkannte den zweiten Prozessor ohne weiteres an, es waren also keine weiteren Treiber nötig. Problematisch war eher die brachiale Leistung, die normale Anwendungen derart beschleunigte, dass eine Bremse entwickelt werden musste. Mittels dieser, als Drehregler an das Gehäuse montierten „Bremse“ war es auch möglich die Geschwindigkeit der Tastatureingaben so weit zu verringern, dass der Text nicht schon vor dem Tippen zu sehen war.
Der dritte Hauptprozessor war eine kleine Sensation: statt einer optionalen PC-Karte sollte ein Cyrix Cx486DLC die MS-DOS Welt präsentieren. Mit 1 KByte L1 Cache und 33 MHz war man auch 1994 noch ausreichend gut bestückt. Clever erwies sich dabei der Speicherausbau: Miner hatte vier RAM-Bänke konzipiert, die sowohl von Amiga- als auch PC-Ebene angesprochen werden konnten. Maximal waren so 64 MByte (für die Amiga Seite als FastMem eingebunden) möglich. Da Jay immer schon sehr innovativ war, standen etliche Einbauschächte für Karten zur Verfügung, die mittels spezieller Module beliebig erweitert werden konnten. Im Grunde begrenzte nur das Gehäuse die Möglichkeiten. Auch der bisher bekannte Name des Systembus Zorro wurde von Jay abgeschafft: nun hielt er den Namen Prank für weitaus sinnvoller.
Doch zurück zur Amiga Ebene: Endlich wurden auch die ergrauten Custom Chips Paula, Agnus und Denise in Rente geschickt. Stattdessen hielten John, Paul, George und Ringo Einzug.
- John übernahm nun Sound und Interruptkontrolle. Nun konnte der Anwender auf ganze 16 „24bit-PCM-Kanäle“ zugreifen. Mit einer Abtastrate von 44,1 kHz war nun CD-Qualität möglich. Wie auch schon sein Vorgänger war John für die Diskettenzugriffe zuständig. Das zugehörige HD-Laufwerk war ein Zwitter und konnte nicht nur die alten Formate, sondern auch HD Disketten nutzen. Dabei griff man nicht auf den bisherigen Trick zurück und verringerte die Umdrehungsgeschwindigkeit, sondern setzte auf eine neue Technik, die sogar doppelt so schnelle Geschwindigkeiten erlaubte.
- Paul war der Nachfolger des Agnus Chips und verwaltete unter anderem den Chip RAM, der nun bis zu 16 MByte groß sein konnte (steckbar). Als Adressgenerator übernahm Paul auch den Custom Chip-Zugriff auf das Chip-RAM und verwaltete die 256 DMA-Kanäle (vorher nur 25). Neben den bekannten Coprozessoren Copper und Blitter entwickelte Jay Miner noch die Hilfsprozessoren Clipper, Flipper und Tripper, dessen genaue Funktionen nur ansatzweise heute bekannt sind. Flipper sollte spezielle Grafikbefehle zur Wasserdarstellung beinhalten, während Tripper in Echtzeit Virencodes analysieren und die Ausführung verweigern konnte. Clipper war für den Echtzeitvideoschnitt zuständig.
- Ringo war der neue Grafik-Prozessor und hatte mit seinem Vorgänger Denise nur die Grundfunktionen gemein. Der neue Chip konnte unglaubliche 33,5 Millionen Farben (Diamond HAM) erzeugen, wobei jedoch nur 16,7 Millionen dargestellt werden konnten. Die restlichen dienten nur als „Ersatz“. Hier war auch der größte Fehler des Amiga 1412 zu finden. Durch einen internen Hardwarefehler, den Jay nicht mehr lösen konnte bevor er starb, war der gesamte Farbraum nur bei einer Auflösung von 1600 x 1200 Pixel möglich. Bei geringeren Höhen und Breiten waren maximal 21 Farben (aus einer Palette von 27 Farben möglich). Anwender, die Spiele aus der OCS Zeit nutzen wollten, hatten daher geringfügige Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen. Miner plante noch einen Patch (interner Codename „April“) zur Lösung des Problems, dieser wurde jedoch nie vollendet.
- Welche Funktion der Chip George hat, ist bis heute nicht geklärt.
Auch das gesamte Betriebssystem war noch nicht völlig ausgereift. Das nun Double-Kick-Down genannte Kickstart (Version 1.4) musste während des Ladens ständig „unterhalten“ werden. Jede interne Bearbeitung eines Befehls erwartete eine Eingabe durch den Benutzer. Diese zeitraubende Aktion reduzierte die Geschwindigkeit des Systems drastisch. Bis zu 7 Minuten dauerte es, bis die Workbench nutzbar war. Dann war die Präsentation ein Genuss: Die Informationsleiste belegte nun ein Drittel des Bildschirms, zeigte jedoch nicht nur den Speicher an, sondern auch Uhrzeit, die Anzahl der bisher gedrückten Tasten und einen Taschenrechner (allerdings nur Addition und Multiplikation). Die restlichen zwei Drittel des Bildschirms nahmen nun die Icons ein, die nun vier Mal so groß waren, dafür allerdings in 33,5 Millionen Farben schimmerten (nur im Modus 1600 x 1200!).
Trotz des unversöhnlichen Ende bei Commodore war das Unternehmen an dem System sehr interessiert. Jedoch waren auch hier Gründe zu finden, die gegen eine Übereinkunft sprachen. Das Unternehmen plante neuartige Speicherchips zu verwenden, die den Käufer des System noch enger an Commodore binden sollten. Statt handelsüblicher RAM-Riegel sollten proprietäre Lösungen verwendet werden. Auch die praktisch unendliche Anzahl an Erweiterungsslots sollte auf 127 beschränkt werden, um den Umsatz zu steigern, da DANN ein neuer 1412 nötig wurde (Intel setzte übrigens aus dem gleichen Grund auf diese Beschränkung beim Standard USB. Auch die Anzahl ist identisch…Zufall?). Des Weiteren verschlechterte sich der finanzielle Hintergrund von Commodore. Jay war nicht gewillt an seinen Forderungen etwas zu ändern, hatte er doch einen zukünftigen Supercomputer. Daher plante er mit der Entwicklung von fortschrittlicheren Herzschrittmachern (unter dem Namen Kickstart) ausreichende Finanzmittel zu generieren. Durch seinen Tod blieb es jedoch nur bei seinem Traum.
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