Commodore Amiga 500+
Prozessor und Taktrate | Motorola 68000 (7,14 MHz) | |
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Arbeitsspeicher | 1 MByte | |
ROM | 512 KByte | |
Grafikchip | ECS Denise 8373 | |
Auflösung bei maximalen Farben | 320 x 200 (4096 Farben) | |
Soundchip | Paula | |
Soundkanäle | 4 (9 Oktaven) | |
Gehäuseform | Tastaturgehäuse | |
Laufwerke | 3,5"-Floppylaufwerk (880 KByte) | |
Anzeige | TV, Monitor | |
Erweiterbar mit | Floppylaufwerk, CD-Player (!), Drucker, Maus, Festplatte, Genlock, Turbokarten, Speichererweiterungen, ROM | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1991 - 1992 / | |
Betriebssystem | Amiga OS 2.0 | |
Besonderheiten | Bewertung |
Der Amiga 500 war der beliebteste Computer der Modellreihe. Commodore war jedoch schon immer darauf bedacht die Kosten der Herstellung zu senken, um den Gewinn zu maximieren. Beispielsweise kosteten die letzten C64-Modelle nur noch wenige Dollar in der Produktion. Auch der Amiga sollte so effizienter gestaltet werden. Um jedoch dem Publikum einen erneuten Umstieg schmackhaft zu machen, integrierte das Entwicklungsteam auch neue Funktionen und Hardware (ECS Chipsatz, bestehend aus FatAgnus 8375 und Super Denise) . Zum ersten Mal war eine akkugepufferte Uhr im System verbaut, die dem leidgeplagten Anwender die bisherige Prozedur der Uhrzeiteinstellung endlich abnahm. Zwar existierten auch Speichererweiterungen für die alten Modelle, die eine Uhr aufwiesen, doch waren damit auch weitere Kosten verbunden. Problematisch konnte in diesem Zusammenhang der Einsatz solcher SPeicherkarten werden. Allerdings war sich Commodore dessen bewusst und schaltete einen Jumper zwischen, der die Uhr deaktivieren konnte. Zusätzlich versahen die Entwickler das neue Modell mit einem neuen Fat Agnus Custom Chip, der nun auch bis zu 2 MByte Chip Memory nutzen konnte, verbaut wurde allerdings nur 1 MByte ChipMem. Die ersten Modelle des Amiga konnten bisher nur 512 KByte nutzen (Fat Agnus 8371), während spätere Modelle bereits 1 MByte nutzen konnten (Fat Agnus 8372). Der Fat Agnus 8375 war ein direkter Nachfahre des FatAgnus 8372A, der bereits im Amiga 3000 seinen Dienst verrichtete. Doch auch hier kamen Fehler zustande: pfiffige Hersteller produzierten interne Speichererweiterungen, die mehr als die vorhergesehenen 512 KByte bereitstellten. Zwar konnte der Amiga 500 bis zu 9 MByte ansprechen, allerdings sollten diese über den seitlichen Expansionbus in das System eingespeist werden. Interne Speichererweiterungen funktionierten daher ebensowenig im neuen Amiga 500+, wie auch interne MS-DOS Emulatoren.
Neben einem neuen FatAgnus verrichtete auch ein neuer Denis Custom Chip seinen Dienst im neuen Modell. Dieser Chip war für die grafischen Daten zuständig und beherrschte nun höhere Auflösungen bis zu 640 x 480 (70 Hz) noninterlaced oder 1280 x 256 interlaced, die allerdings einen Multisync Monitor erforderten. Farblich änderte sich jedoch wenig: noch immer waren nicht mehr als maximal 4096 Farben gleichzeitig möglich, dies allerdings wurde selten genutzt, da der Hauptprozessor zu langsam war, um hieraus wirklichen Nutzen zu ziehen. In den Standardauflösungen kamen nachwievor nur 32 Farben ins Spiel (zwar waren auch 64 Farben möglich im Extra Halfbright Modus, allerdings mussten die letzten 32 Farben die ersten 32 widerspiegeln, allerdings mit halber Helligkeit.)
Die einzige weitere Änderung war das Betriebssystem, das nun aus der Version 2.0 bestand. Vor allem die grafische Präsentation war die erste Auffälligkeit, die dem Besitzer sofort ins Auge sprang: sämtliche Icons besaßen nun einen 3D-Look, der mit den GUI-Konkurrenten Apple und Windows mithalten konnte. Das Booten des Systems mittels Diskette konnte nun auch von einem anderen Laufwerk, als dem eingebauten, beginnen, was praktisch war, wenn das interne Diskettenlaufwerk seinen Dienst quittiert hatte.
Weniger erfreulich war allerdings, dass der Amiga in seiner langen Dienstzeit (vom Amiga 1000 beginnend) wenige Änderungen durchgemacht hatte. Der Prozessor war noch immer mit 7,14 MHz getaktet und die Farbzahl wurde auch nicht verändert. Die wenigen Änderungen wurden zudem lediglich vorgenommen, um das Amiga OS in der neuen Version auch für den Low Cost Bereich anbieten zu können.
Interessanterweise kam der Amiga 500+ in etlichen Ländern auf den Markt, in den U.S.A., dem Heimatland des Unternehmens, erschien das Modell jedoch nie. Trotzdem konnte es passieren, dass ein Käufer unwissentlich einen Amiga 500 erhielt. Im Weihnachtsgeschäft 1991 hatte das Unternehmen alle produzierten Einheiten des Amiga 500 bereits verkauft, jedoch bestand nach wie vor eine große Nachfrage. Commodore nahm daher einige Einheiten der Revision 8A (dem Amiga 500+) und verkauften diesen mit dem Typenschild des Vorgängers. Etliche Käufer wunderten sich sicherlich, warum einige Programme und Spiele nicht mit ihrem Modell funktionierten.
Überhaupt war das Modell mit schlechtem Ruf gestartet, den es eigentlich nicht verdiente. Einige Programme (beispielsweise SWIV, Lotus Esprit Turbo Challenge oder Treasure Island Dizzy) waren nicht nach den Richtlinien von Commodore programmiert worden und führten daher zu Systemabstürzen, wenn das Programm auf Hardware zugreifen wollte, die nun in dieser Form nicht mehr existent war. Dies war allerdings keine Schuld des Unternehmens, sondern des Programmentwicklers. Trotzdem war es möglich eine Abwärtskompatibilität zu erreichen, wenn man einfach ein anderes, in diesem Fall, älteres Kickstart ROM einsetzte. Später kam noch ein Relokick genanntes Programm auf den Markt, dass das ROM eines Kickstart 1.3 in den Speicher laden und von diesem booten konnte. Dies sparte den Einbau eines neuen ROM.
Doch trotz allem verstanden die meisten den Sinn des neuen Modells nicht. Hätte Commodore, wie beim C64, lediglich intern eine neue Revision genutzt ohne dem pompösen Presserummel, hätte das Modell sicherlich länger überlebt als ein halbes Jahr.