Sinclair
Sinclair ging es nicht schlecht, allerdings mussten sie das verpasste Lizenzgeschäft ebenso hinnehmen, wie auch die schlechten Verkäufe ihrer Rechnerfamilie. Das Unternehmen brauchte ein neues Zugpferd, das es gegen den angekündigten Apple Macintosh oder dem IMB PC aufnehmen konnte. So wurde am 12. Januar 1984 der Sinclair QL (Quantum Leap = Quantensprung) angekündigt. Der QL zielte auf den Businessmarkt und hatte einen Verkaufspreis von 399 Pfund anvisiert. Jedoch war zum Zeitpunkt der Ankündigung der Rechner nicht fertig. Der Versand zu den Händlern fand erst im Mai statt. In dieser ersten Lieferung waren jedoch nur wenige hundert QLs enthalten, obwohl 13.000 Vorbestellungen volagen. Hier erhielt der QL den Spitznamen "Quiet Late". Aber nicht nur das liess den erhofften Erfolg platzen. Im gesamten Frühjahr 1984 belieferte Sinclair die Händler mit unfertigen Versionen des QL. So war das Betriebssystem im ROM noch nicht implementiert und wurde über einen Dongle, der im englischen Kludge, also Behelfslösung, genannt wurde, in das System eingebaut. Das ganze gestaltete sich zudem sehr hässlich, das das Dongle aus dem Gehäuse herausragte. Aber auch andere Fehler liessen das System sehr verbuggt aussehen. Führende Fachmagazine liessen daher kein Gutes Haar an den QL. Dabei hatte dieser eigentlich viel zu bieten. Von Hause aus besaß der QL zwei Microdrive-Laufwerke (Bandspeicherlaufwerke mit Endlosband und konnten mithilfe einer sektororientierten Datenspeicherung fast wie Diskettenlaufwerke angesprochen werden).
Der vorhandene RAM (128 KByte) konnte bis auf stattliche 896 KByte aufgestockt werden und das Grafiksystem konnte vier Farben mit 512x256 (oder vier Graustufen) an ein RGB- oder (F)BAS-Monitor ausgeben. Zusätzlich besaß der QL einen HF-Modulator, der auch einen Betrieb an einem handelsüblichen Fernseher ermöglichte (dort aber mit schlechteren Bild und weniger Zeilen). Hier konnte der QL auch acht Farben bei einer Auflösung von 256x256 Pixeln anbieten.
Durch seine offene Systempolitik hatte der QL einen Einschub für Erweiterungsmodule. Hier konnten Diskettenlaufwerke oder Speichererweiterungen in das System integriert werden. Zusätzlich besaß der QL auf der Rückseite einen Steckplatz, der die Aufnahme von ROM-Modulen ermöglichte. Ein Novum war auch schon damals eine seriemäßige Netzwerkfähigkeit. Hierfür hatte der QL einen Anschluss onboard, mit dem maximal 63 QL miteinander vernetzt werden konnten. Mit dem QLAN-Netzwerk konnten Daten mit bis zu 100 KByte/s verschickt und empfangen werden. Das Betriebssystem unterstützte erstmals weltweit präemptives Multitasking und weitere Vorzüge in der Programmierung.
Doch durch die vorhandenen Probleme zu Beginn seiner Laufbahn mieden die Käufer den Rechner. Und als die Kinderkrankheiten bis zum späten Sommer ausgemerzt wurden, gab es erheblichen Druck seitens der Konkurrenz. Trotz seiner Multitaskingfähigkeiten, der farbigen Rastergrafik und einem Betriebssystem mit Fenstertechnik (a la Apple) konnte er dem Macintosh nichts entgegensetzen. Denn eine grafische Benutzeroberfläche mit Icons und Mausbedienung gab es nicht.
Und bereits zum Jahreswechsel 1984/85 kam auch schon die erstarkte Konkurrenz in Form des Atari ST und des Amigas, die, wie der Apple, über eine grafische Benutzeroberfläche und auch deutlich mehr Rechenpower (in Form des Motorola 68000 Prozessors) verfügten, entgegen dem QL (Motorola 68008). Zusätzlich besaßen die Konkurrenten onboard echte Diskettenlaufwerke, mussten also nicht zugekauft werden. Das Konzept eines günstigen Rechners ging für Sinclair nicht auf. Auch das Geschäft ausserhalb der Computerindustrie lief für Sinclair schlecht. Das Elektrofahrzeug C5 erwies sich als totaler Reinfall und brachte das Unternehmen in eine arge Schieflage. Schnell versuchte das Unternehmen sich ihrer Stärken bewusst zu werden und modernisierte den Spectrum zu einem Computer mit 128 KByte RAM. Ausserdem versuchte man mit Perepherie noch zu retten, was zu retten war: Joysticks, Drucker und Speichererweiterungen. All das sollte den drohenden Verfall aufhalten. Aber auch das half nichts mehr: Sinclair musste das Unternehmen im April 1986 an den britischen Konkurrenten Amstrad verkaufen. Amstrad stoppte sofort die Produktion des QL und verkaufte die restlichen Rechner deutlich unter Wert. Sinclair war verschwunden.
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