Dave Haynie
Als 1992 die finanzielle Situation des Unternehmens immer prekärer wurde, hatte man nun auch die Einsicht gewonnen, dass mit einem Low-End Modell kein Geld mehr zu verdienen sei und Daves Entwurf wurde nun favorisiert. Im Oktober 1992 erschien das neue Flaggschiff, der Amiga 4000, der nun Haynies Entwurf endgültig zum Leben erweckt hatte. Kurze Zeit später folgte mit dem Amiga 1200 das Modell für den Massenmarkt, doch es war zu spät für das Unternehmen. Dave werkelte zu dieser Zeit, wie oben beschrieben, an einer Weiterentwicklung seines Systems, namens AAA, das allerdings zur selben Zeit projektiert wurde, wie der AA-Chipsatz auch. 1993 erhielt das Forschungsprojekt keine weiteren Gelder mehr und wurde kurze Zeit später engültig geschlossen: Commodore hatte keine Geldreserven mehr. Dies führte im Mai 1994 zur Bankrotterklärung des Unternehmens, das einen Monat später auch Dave Haynie verlor, der es vorzog bei Scala, Inc. anzuheuern, einem Produzenten für Multimediasoftware, dessen Ursprünge auch bei dem Commodore Amiga lagen. Auf diesem sollte multimediale Software entwickelt werden, die dann später in Hotels und TV-Anstalten dankbare Abnehmer fand. Während dieser Zeit schnitt er zudem einen Film, den er während der letzten Tage in seinem ehemaligen Unternehmen Commdore gefilmt hatte. Zahlreiche Interviews belegten die Situation der Entwickler zu dieser Zeit. Das fertige Video erhielt den Namen The Deathbed Vigil and other tales of digital angst und wurde kult unter den Amiga-Fans.
Sein Hauptaugenmerk lag jedoch nun bei der Arbeit für Scala. Hier sollte Dave nun Amigapräsentationsprogramme für andere Plattformen portieren. Seine Fähigkeit auf beiden Gebieten, Software und Hardware, mehr als die elementaren Grundfunktionen zu beherrschen, waren ihm nun von Nutzen. Ist Dave bisher immer nur als Hardwareentwickler zu Ehre gekommen: hier konnte er auch seine anderen Talente beweisen. Zu diesem Zweck entwickelte er für das Unternehmen die Sprache "Class Definition Language" und einen dazugehörigen Compiler, sowie einige Entwicklungsprogramme. Scala wollte nicht nur auf dem Softwaresektor brillieren, sondern mit einem tragbaren Multimediassystem die Branche erschüttern. Daves Programmiersprache und die Entwicklungsumgebung sollte die Basis für ein dazugehöriges Betriebssystem ermöglichen, allerdings wurde die notwendige Hardware nie entwickelt und das Projekt stattdessen fallengelassen.
Scala schien ihn nicht auszulasten oder aber seine Liebe gehörte nach wie vor dem Amiga: ab 1995 arbeitete Haynie in beratender Funktion für Amiga Technologies, einer Tochterfirma von Escom, die im Frühjahr 1995 die Rechte für die Amiga-Linie aus der Konkursmasse aufkaufte. Zu diesem Zweck gründete Escom die Amiga Technologies GmbH, die den Amiga wieder neu auflegen und zudem weiterentwickeln wollte. Schon kurz nach der Gründung wurden der Amiga 1200 und der Amiga 4000T produziert und auch mit Erfolg verkauft. Haynie konnte bei einigen Managern von Amiga Technologies Eindruck hinterlassen. Diese, namentlich Stefan Doymeyer und Geerd Ebeling, boten ihm an gemeinsam das neue Unternehmen PIOS Computer zu gründen, das sich schon bald Metabox nannte. Das primäre Geschäftsfeld waren zu dieser Zeit Macintosh kompatible Computer, allerdings war man im Begriff einen Nachfolger der bisherigen Amigatechnik zu entwickeln und später zu vertreiben. Diese sollten auf den PowerPC Prozessoren basieren, die von Motorola, dem Hersteller des Amiga-typischen 68000 Prozessors, IBM und IBM entwickelt wurden. Metabox wandte sich daher an die Lizenzhalter, jedoch waren diese nicht daran interessiert Lizenzen für das Amiga Betriebssystem zu vergeben. Metabox produzierte daher weiter Macintosh kompatible Computer, bis Apple die Lizenzierung des eigenen Betriebssystems zurückzog und Metabox damit zwang diesen Geschäftsbereich ebenfalls aufzugeben.
Metabox entwickelte daraufhin eine Set-Top Box, die dem Anwender Zugriff auf ein webbasiertes Fernsehen gab (Metabox 100). Der Erfolg war groß genug, dass schon kurze Zeit später ein Nachfolger präsentiert werden konnte, der die Qualität der zur Verfügung gestellten Medien deutlich erhöhte. Haynie und andere Ingenieure sahen hier die Chance erneut ein zukunftsweisendes System auf den Markt zu werfen und entwickelten gemeinsam die Metabox 1000, die komplett neu entworfen wurde und nicht auf den Vorgängern basierte. Als Basis diente ein Coldfire Prozessor, der mit 90 MHz getaktet war. Das System an sich war beliebig erweiterbar, je nach Funktionen, die man benötigte: Video, digitales Fernsehen oder Audio, alles war per Zusazukarten realisierbar. Als Grundfunktionen bot die Metabox 1000 analoges Fernsehen, DVB, DVD Funktionen, MP3, Netzwerfähigkeit, Email- und Internet-Anschluss. Das Metabox OS ähnelte stark dem Amigabetriebssystem, allerdings war Dave daran nicht beteiligt.
Die Metabox erhielt viel Lob von etlichen Unternehmen, doch das Unternehmen Metabox selbst begann zu kriseln, vor allem im Zuge der Dot Com-Blase und bezüglich des deutschen Rechts. Als Metabox schlußendlich zugrunde ging, schuldete Metabox Dave Haynie 75.000 $, die er allerdings nie erhielt.
In den nächsten Jahren hielt sich Haynie mit beratenden Funktionen immer über Wasser, wenn auch nicht jede Firma zahlte. Insgesamt empfand er die Arbeiten als wenig herausfordernd. 2002 jedoch kam er wieder mit Andy Finkel, sowie den ehemaligen Commodore-Angestellten Robert Russell und Neil Harris zusammen und gemeinsam entschlossen sie sich ein neues Unternehmen, namens Fortele, Inc. zu gründen. Das Ziel des Unternehmens sollte die komplette Vernetzung von Haushalten sein, das zudem lernfähig war. Das Ziel war zu diesem Zeitpunkt nicht realisierbar und noch bevor das Unternehmen an die Öffentlichkeit gehen konnte, war es auch wieder verschwunden.
Dave war jedoch das geborene Stehaufmännchen und schon bald fand er einen neuen Job bei Nomadio, das von zwei Veteranen des frühen Internetzeitalters gegründet wurde. Haynies Aufgabe war zu Beginn die Entwicklung eines Roboterprojektes, allerdings wurde schon bald das Entwicklungsziel geändert. Statt dessen entschied man sich eher die Entwicklung von Steuerungen zu übernehmen, die im Endeffekt eben auch Roboter hätte steuern können. Tatsächlich veröffentlichte das Unternehmen die erste voll-digitale Fernsteuerung für Modellautos der gehobenen Klasse. Dank dieser Erfahrung produzierte man schon bald digitale Fernsteuerungen für militärische Roboter, wobei sich Dave besonders hervortat, als er die Nomadio GC-205 entwickelte, die den Bombot, ein Bodenfahrzeug, kontrollierte.
Nebenbei besitzt Haynie ein eigenes Unternehmen, namens Frog Pond Media, das sich vornehmlich mit Multimediainhalten, aber auch technischen Entwicklungen, beschäftigt. Fast schon selbstverständlich ist, das Dave bis heute aktives Mitglied in der Amigaszene ist und wohl auch ewig bleiben wird, denn die AGA-Modelle sind sein Kind, ebenso wie er mit dem Amiga 2000 und 3000 auch Stiefkinder besitzt.
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