Atari TT 030

Atari TT 030

Prozessor und Taktrate Motorola MC68030 (32 MHz)  
Arbeitsspeicher 2 oder 8 MByte (max. 282 MByte)  
ROM 512 KByte  
Grafikchip TT Shifter  
Auflösung bei maximalen Farben 320 x 480 (256 Farben)  
Soundchip Yamaha YM 2149  
Soundkanäle 3  
Gehäuseform Desktopgehäuse  
Laufwerke 3,5" Floppylaufwerk, Festplatte (50 MByte)  
Anzeige spezieller VGA-Monitor  
Erweiterbar mit Speichererweiterung, Floppylaufwerk, MIDI-Geräte  
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis 1990 / 2995$  
Betriebssystem TOS / GEM  
Besonderheiten schnellster Atari überhaupt  
Bewertung
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1990 hatte Atari erkannt, dass sie die Schlacht gegen Commodore verloren haben. Der Beginn des letzten Jahrzehnts vor der Jahrtausendwende begann mit dem Zenit des Commodore Amiga und der Atari ST hatte dem nichts entgegenzusetzen. Farblich (8 Farben) musste er sich dem Amiga ebenso geschlagen geben, wie auch klangtechnisch (3 Stimmen). Ein neues Produkt musste die verlorenen Marktanteile wieder an sich reissen.

Um nicht komplett einen neuen Computer zu entwickeln, suchte das Entwicklungsteam nach höherwertigen Komponenten, die jedoch aus der gleichen Produktfamilie stammten. Statt des Motorola 68000 fiel die Wahl auf den 68020. Dieser Prozessor war, im Gegensatz zum 68000, ein echter 32bit-Prozessor und konnte nun 32bit-Werte abarbeiten, statt wie bisher, diese in zwei Taktzyklen einzuteilen. Atari konstruierte den gesamten Computer um das neue Prozessorherz herum. Jedoch stellten sie schon bald fest, das dieses Modell nicht die beste Wahl war und wechselten daher die CPU: der Motorola 68030 nahm seinen Platz ein. Dieser beherrschte bereits virtuellen Speicher und konnte sämtliche Programme, dank seiner internen Register, in unterschiedliche Bereiche separieren (Supervisor, User, Program). Die TT-Variante besaß eine Taktfrequenz von 32 MHz, allerdings führte das zu einigen Schwierigkeiten, denn die alten ST-Chips kamen mit diesem Geschwindigkeitsplus nicht zurecht. Die ursprünglichen Spezifikationen des TT waren auch auf 16 MHz getrimmt, um so auch eine Abwärtskompatibilität zu den alten Atari ST zu gewährleisten: die alten Chips, vor allem das DMA und der Videochip, arbeiteten nicht mit höheren Taktfrequenzen. Auch die meisten alten Programme und Spiele hatten Schwierigkeiten, wenn die Taktfrequenz 16 MHz überschritt. Um dennoch den Motorola 68030 zu nutzen, umgingen die Techniker das Problem, in dem sie den prozessor selbst auf einem, sogenannten, Daughterboard installierten und in das System einbauten. Intern konnte der Prozessor weiterhin mit 32 MHz arbeiten, während der Systembus auf 16 MHz halbiert wurde. Um das Geschwindigkeitsdefizit, das daraus resultieren würde, etwas abzumildern, bekam der Prozessor noch zwei Cache-Speicher mit je 256 Byte zur Seite gestellt. Allerdings benötigte der Motorola mindestens 32 KByte, um annähernd so schnell zu sein, wie ein reinrassiges 32bit-System. Dennoch war der Atari TT das schnellste Modell, das das Unternehmen jemals entwickelt hatte.

Als Betriebssystem kam TOS 3.01 zum Einsatz und war in einem 512 KByte großen ROM hinterlegt, das speziell für den TT entwickelt worden war. Erstaunlicherweise beherrschte TOS 3.1 noch immer kein Präemptives Multitasking, das Sinclair bereits beim QL oder Commodore mit den Amiga Modellen seit Jahren nutzte. Wie auch beim Amiga nutzte der Atari TT nun auch zwei verschienden Arten von Arbeitsspeicher: der ST-RAM wurde vom Prozessor und den Customchips verwendet, während der TT-RAM nur vom Prozessor verwendet werden und somit deutlich schneller arbeiten konnte. Maximal konnte der TT auf 26 MByte ST-RAM und 256 MByte TT-RAM zugreifen.

Vorgestellt wurde der Atari TT das erste Mal auf der CeBIT in Hannover 1990. Der Verkaufspreis lag bei 2995$ und beinhaltete 2 MByte RAM, sowie eine 50 MByte Festplatte. Der Start in den Vereinigten Staaten erfolgte kurioserweise erst ein Jahr später, war doch der amerikanische Markt für die Programmentwicklung immens wichtig. Für kurze Zeit existierte auch eine Version mit 8 MByte RAM.

Trotz der Prozessorproblematik, der Atari TT hatte einiges zu bieten: er war besaß einen Anschluß für AppleTalk (Netzwerk), allerdings wurden dafür nie Treiber beigefügt, wahrscheinlich aus lizenztechnischen Gründen. Ein VME Bus stand ebenfalls zur Verfügung (auch die ISS besitzt diesen Bus), wie auch endlich neue Grafikmodi und ein SCSI Anschluß. Wie schon seit der ST Serie besaß der Computer einen integrierten MIDI-Anschluss, der besonders in Studios gern genutzt wurde. Der bisherige Monitoranschluss fiel der Geschichte zum Opfer und ein VGA-Anschluss sollte dem Anwender eine breite Auswahl sichern. Dem war allerdings nicht so, da Atari nicht gemäß der VGA-Spezifikationen arbeitete. Lediglich VGA-Monitore aus dem eigenen Hause funktionierten einwandfrei (alle "normalen" Monitore stellten ein verschobenes Bild dar, das nicht flächendeckend angezeigt wurde). Zwar wurde der TT auch mit einer Auflösung von 1280 x 960 Pixeln bewerben, allerdings war diese auch nur mit einer optionalen Grafikkarte möglich (oder aber einem aufwendigen Adapter plus Multisync-Monitor).

Nur der bisherige Blitter verschwand aus dem Syste, der im Mega ST seinen Einzug fand. Atari war sich sicher, dass der Motorola 68030 genügend Rechenkraft besaß, um den Blitter zu ersetzen.

Der Atari TT stellte den letzten Versuch des Unternehmens dar, den Workstation Markt zu erobern. Zwar entwickelte man später noch den Mega STe und den Falcon 030, allerdings waren diese nicht auf den Geschäftsmarkt gerichtet. Was auch immer sich das Unternehmen mit dem Atari TT erhofft hatte, es war von von Beginn an zum scheitern verurteilt: zu dieser Zeit existierten bereits die Motorola 68030 mit 50 MHz und auch der 68040 war kurz vor der Marktveröffentlichung. Ein beschnittenes 32bit-System war für den Workstationmarkt daher nicht praktikabel. Vor allem hatten die frühen 1990er ein Schlagwort: Multitasking und genau das konnte der TT nicht bieten. Erst 1993 veröffentlichte das Unternehmen das Betriebssystem MultiTOS, das auch die MMU des Motorola 68030 nutze, doch da war der Weg des Unternehmens bereits Richtung Bedeutungslosigkeit gezeichnet.

Ebenfalls war es problematisch, dass Atari erst zwei Jahre später Unix für das System veröffentlichte und schon kurze Zeit später wieder zu den Akten legte.

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