Unisys ICON
Prozessor und Taktrate | Intel 80186 | |
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Arbeitsspeicher | 384 KByte | |
ROM | unbekannt | |
Grafikchip | NAPLPS kompatibel | |
Auflösung bei maximalen Farben | EGA kompatibel | |
Soundchip | TMS 5220 | |
Soundkanäle | 1 | |
Gehäuseform | All-in-one-Gehäuse | |
Laufwerke | nicht vorhanden | |
Anzeige | 12"-Monochrom-Monitor | |
Erweiterbar mit | Drucker | |
Erscheinungsdatum/ ggf. Neupreis | 1983 | |
Betriebssystem | QNS | |
Besonderheiten | Bewertung |
1981 entschied das Schulministerium von Ontario, dass der Heimcomputer einen entscheidenden Beitrag im Unterricht erbringen konnte. Das Medium hatte in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass es nicht nur für eine ausgewählte Elite entworfen wurde, sondern auch der Allgemeinheit dienlich sein konnte. Der Entschluss des Ministeriums sollte mittelfristig jedem Schüler die notwendigen Grundkenntnisse vermitteln und zugleich den Unterricht wirkungsvoll bereichern. Die damals zuständige Ministerin Bette Stephenson gründete zu diesem Zweck ein Komitee, das einen passenden Plan ausarbeiten sollte. Dabei erkannte man recht schnell, dass viele Lehrer bereits die notwendigen Kenntnisse besaßen. Problematischer war jedoch, dass der Großteil zwar Erfahrungen hatte, diese allerdings nicht auf sämtliche Computer übertragbar waren. Das Problem hierbei war die Artenvielfalt der Modelle, die zu Beginn des digitalen Zeitalters existierten. Es war daher schwierig einen Plan auszuarbeiten, der auf alle Computer übertragbar war. Der Commodore PET war beispielsweise, aufgrund seines günstigen Preises, das beliebteste Modell seiner Zeit, allerdings standen für den Apple II deutlich mehr Schulprogramme zur Verfügung.
Schnell verwarf man daher die Idee Software zu entwickeln, die auf jedem Computer lauffähig war (die Kosten hätten jegliches Budget gesprengt, zudem besaßen nicht alle Computer die gleichen Fähigkeiten). Im Laufe der Zeit konkretisierte das Komitee des Weiteren die eigentlichen Ziele des Projektes. Der Computer sollte die Kreativität der Schüler fördern, sowie den Informationsgehalt steigern. Dabei sollte eine passende Software für 6000 Computer entwickelt werden. Damit die laufenden Kosten der Systempflege nicht ausufern würden, schlug das Komitee zusätzlich die Entwicklung eines eigenen Computers vor. Somit würden Portierungen auf andere Systeme entfallen und die Programmierkosten deutlich sinken. Keines der bisherigen Computer besaß alle Eigenschaften, die dem Ausschuß vorschwebten.
Zu diesem Zweck beauftragte man die CATA, die Canadian Advanced Technology Alliance. Diese sollte die Spezifikationen eines solchen Systems entwickeln. Jedoch war allen Beteiligten bewusst, dass ein neues Modell einen schweren Stand haben würde. Daher entschloß man sich dazu, den Computer subventionieren zu lassen. 75% der Herstellungskosten sollten daher vom Ministerium übernommen werden. Bereits die ersten Entwürfe fanden innerhalb der Schulen keinen großen Anklang. Es wurde bemängelt, dass die Zeit zwischen Ankündigung und Verkauf zu groß wären. Für die Entwicklung und Subvention wäre der Kauf eines bestehenden Modells weitaus lukrativer. Viele beklagten zudem die schwache Leistung des Entwurfs. Dieser Einwand verstummte jedoch recht schnell, als die finalen Spezifikationen bekannt wurden. Der Entwurf nutzte dabei ein ähnliches Gehäuse, wie die PET-Serie bereits seit langem verwendete. Innerhalb des Gehäuses sollten alle notwendigen Geräte und Chips unterkommen, inklusive Monitor und Tastatur. Zur Bedienung gesellte sich zum letzteren ein Trackball, der die Eingaben vereinfachen sollte. Der Entwurf setzte auf einen Intel 80186, der in Computern selten zum Einsatz kam. Zur Videoausgabe standen Farb- aber auch Monochrommonitore zu Verfügung. Innovativ war zu dieser Zeit die Soundausgabe über Kopfhörer, die neben Soundeffekten auch Sprache bot. Massenspeicher war hingegen nicht angedacht worden. Statt dessen sollten die erforderlichen Daten über ein Netzwerk von zentraler Stelle abgerufen werden können. Für ein System zu Schulungs- und Informationszwecken eine mehr als logische Entscheidung. Insgesamt war der Entwurf dem damaligen Computern bei Weitem überlegen und kurioserweise monierten nun jene, die zuvor die schwache Leistung bemängelt hatten, die zu starke Leistung des Systems, die nur in wenigen Modellen verfügbar sein sollte.
Als sämtliche Entscheidungen finalisiert wurden gründete Robert Arn, ehemaliges Mitglied der CATA das Unternehmen CEMCORP (Canadian Educational Microprocessor Corporation), um an den Ausschreibungen zum dazugehörigen Auftrag teilnehmen zu können. Arn konnte dabei das beste Angebot vorlegen und erhielt den 10.000.000 Dollar schweren Vertrag. Ein weiterer Vertrag über 5 Millionen Dollar wurde für die Softwareentwicklung ausgeschrieben.
Der ICON basierte, wie zuvor festgelegt, auf dem Intel 80186. Der Arbeitsspeicher besaß 384 KByte, der in späteren Modellen allerdings bis auf 1 MByte gesteigert wurde. Abgesehen vom Fileserver-Modell (LexICON), dass neben einem 5,25" Floppylaufwerk auch eine 10 MByte Festplatte bot, besaß keines der Modelle einen Massenspeicher. Damit der ICON dennoch mit Daten arbeiten konnte, besaßen alle Modelle passende Netzwerkadapter, um ARCNET nutzen zu können.
Auch die weiteren Anschlussoptionen wurden auf ein Minimum reduziert: lediglich der Video- und ein Druckerausgang waren vorhanden. Das beige (die ersten Modelle hatten ein braunes ) Gehäuse bot daher genug Platz für alle Komponenten mit Ausnahme des EGA-Monitors. Anders als beim PET ist dieser auf das System aufgesetzt und besitzt daher auch nicht den kompakten Look des geistigen Vorbildes. Dafür war der Monitor jedoch dreh- und schwenkbar und verbesserte die Arbeitsbedingungen dadurch ungemein. Zur Umsetzung der geforderten Sprachausgabe setzte CEMCORP auf den Texas Instruments TMS 5220 Sprachchip, der ursprünglich seinen Dienst im hauseigenen TI-99 verrichten sollte. Zur grafischen Darstellung setzte man auf den amerikanischen NAPLPS-Teletext Standard, der auch von anderen Kleincomputern häufig verwendet wurde.
Das Betriebssystem namens QNX lehnte sich an UNIX Standards an, wurde aber speziell für ICON um Filesharing-Inhalte erweitert. QNX war eines der 16bit Betriebssysteme, die vollständig im ROM gelagert waren. Anders als Amiga OS oder Atari TOS mussten die grafischen Benutzeroberflächen beispielsweise nicht erst von Diskette oder Festplatte nachgeladen werden. Neben dem gesamten OS war zudem noch ein Mailprogramm vorhanden, das zwar mit dem Trackball des Systems genutzt werden konnte, jedoch kein GUI besaß. QNX 2.0.1 erhielt ein überarbeitetes Malprogramm namens House, das später nochmal eine Aufwertung zu Ambience spendiert bekam.
Insgesamt war das Softwareangebot des Systems sehr dürftig, nur wenige Softwarehersteller konnten sich für das System erwärmen. Dies lag auch an der Philosophie des Systems, schliesslich sollte der ICON in erster Linie Lehrern bei der Erstellung von Lehrmaterialien zur Seite stehen. Hierfür nutzte man ein einfaches Hypertext-System, das nicht nur auf weitere Seiten führen, sondern auch Programme starten konnte, die in der Hochsprache "C" geschrieben wurden. Doch noch bevor das System mit diesem Programm auf den Markt kam, wurde diese Optopn wieder gestrichen. Die Lehrmaterialien sollten direkt vom Schulministerium ausgegeben werden. Damit schränkte man das System unnötig auf QNX und einen Texteditor ein. Im Laufe seiner Herstellungszeit existierten lediglich einige Portierungen von speziellen Programmiersprachen der Firma Watcom.
Ab der Mitte der 1980er nahm der Einfluss des ICON an Schulen immer mehr ab. Dies lag an der immer stärker werdenden Verbreitung von Apple und IBM kompatiblen Computern. 1986 fusionierten Burroughs, zu denen CEMCORP bereits zählte und Sperry Corporation zu Unisys, zuvor war der Unisys ICON daher auch unter den Namen CEMCORP ICON und Burroughs ICON bekannt.
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